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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No. 5 —
Tag zu Tag für Borkum, Kiel und Neufahrwasser in den Monaten Mai bis August berechnet. Es ergaben
sich gegen die I. T.-V. um 8" und 2 l> die in der folgenden Tabelle zusammengestellten Abweichungen, bei
denen das positive Vorzeichen den Ueberscliuss für die Extrem-Temperatur anzeigt.
Tab, ix. Interdiurne Veränderlichkeit Interdiurne Veränderlichkeit
der Minimum-Temperatur weniger die der der Maximum-Temperatur weniger die der
Temperatur 8". Temperatur 2 1 '.
II 1
Mai \ Juni
Juli
August
I Mai
II
Juni
Juli
August
Borkum
1
l| -0.24 ! —0.52
-0.3C
-0.1!)
li
Borkum j; —0.11
-0.09
-0.26
-0.25
Kiel
! +0.37 : +0.05
+0.18
+0.44
Kiel —0.22
-0.33
-0.27
-0.30
Neufahrwasser • •
, —0.07 : +o.3o
+0.2!)
+0.58
Neufalirwasser . . j —0.07
-0.19
-0.09
-0.13
Da die höchste Temperatur am Tage im allgemeinen nicht bedeutend von der Temperatur um 2 1 ' ab
weicht und diese in ihrer Aenderung von Tag zu Tag mehr von den kleineren Zufälligkeiten der Bewölkung
abliängt, so musste erwartet werden, dass die interdiurne Veränderlichkeit der Maximum-Temperatur kleiner
als die der Temperatur um 2P sein werde, wie wir dies für die warmen Monate der Tabeile bei allen
8 Stationen bestätigt finden; diese lehrt, dass der Unterschied die grössten und nahezu gleichen Werthe für
alle Monate in Kiel und den Juli und August in Borkum hat, während kleinere, von einander wenig ver
schiedene Wertlie für Borkum im Mai-Juni und in allen Monaten für Neufahrwasser auftreten. Grössere
Verschiedenheiten ergaben sieb in dem Verhalten der interdiurnen Veränderlichkeit der Minimum-Temperatur.
Nach dem täglichen Gang der I. T.-V. von Bremen stand zu erwarten, dass diese nach ihrem Sinken gegen
Sonnenaufgang die interdiurne Veränderlichkeit der Minimum-Temperatur um 8" noch nicht wieder erreicht
haben würde, und entsprechend treten auch für Kiel und Neufahrwasser mit einer Ausnahme positive Vor
zeichen der Unterschiede auf; aber für Borkum zeigt sich die interdiurne Veränderlichkeit der Minimum-
Temperatur abweichend ziemlich erheblich geringer als die der Temperatur um 8". Zusammen mit dem
vorigen Verhalten dürfte hieraus der Schluss zu ziehen sein, dass die insulare Lage den Effekt der Aus
strahlung in hohem Grade zu beeinflussen vermag, während eine solche Einwirkung bei dem Effekt der
Insolation liier nicht hervortritt.
Eine Erklärung dieser Einwirkung der insularen Lage ist darin zu suchen, dass einerseits diu Luft stets
relativ feucht ist und Nebelbildung meist stärkeren Temperatur-Erniedrigungen entgegenwirken wird, und
dass andererseits die in Folge der nächtlichen Ausstrahlung erkaltende Luft im Innern des Kontinents liegen
bleiben muss, während sie auf der Insel seitlichen Abfluss findet.
§ !). Die mittlere interdiurne Veränderlichkeit der Temperatur an der Küste.
Als arithmetische Mittel der interdiurnen Veränderlichkeit der Temperatur um 8", 2 ;i und +’ erhält
man die in Tab. X. zusammeugestellten Wertlie für die mittlere interdiurne Veränderlichkeit, von denen
nach den im Eingang gegebenen Darlegungen zu erwarten stellt, dass sie der wahren M. I. T.-V., wie solche
sich aus den interdiurnen Aenderuugen sämtlicher Stundenwerthe berechnen würde, sehr nahe kommen und
den jährlichen Gang wesentlich getreu wiedergeben werden.
Sehen wir von Wilhelmshaven, Hamburg und Bremen ab, für die die M. I. T.-V, abweichend grössere
und meist in dieser Reihenfolge der Stationen ansteigende Werthe zeigt, die nach obigen Darlegungen (§ 8)
gerechtfertigt erscheinen, so zeigt die M. I. T.-V. für November bis Februar ein Ansteigen vom Westen nach
Osten bis auf kleine Unebenheiten, die besonders durch relativ grosse Werthe von Swinemünde hervorgerufen
werden; das Gleiche gilt für den März und April, nur zeigt Memel eine Abnahme gegen Neufahrwasser.
Im Mai tritt an der Ostsee eine starke, ostwärts gerichtete Zunahme auf, doch finden wir in Kiel und
Wustrow bereits so niedrige Werthe wie auf den Nordsee-Inseln und zum Tlieil niedrigere, ein Verhalten,
das bis zum August beobachtet wird. Während Juni bis August zeigt Bremen die grösste M. I. T.-V. ; dann
tritt das Minimum wieder auf den Nordsee-Inseln auf, die Zunahme von Westen nach Osten wird allmählich
wieder regelmässiger.
Im jährlichen Gang der M. I. T.-V. fällt das Haupt-Maximum mit Ausnahme der Nordsee-Inseln, die
es im Juni zeigen, auf den Januar, das. Frühjahrs-Minimum auf März oder April, das Maximum der warmen