Die Aenderung der Temperatur von Tag zu Tag an der deutschen Küste in den Jahren 1890/99.
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Juli stetige Abnahme aufweist. Wie im täglichen Gang in Bremen der Anstieg vom Früh-Minimum zum
zweiten Maximum zu Anfang des Jahres klein ist und schnell verläuft, und nach der Jahresmitte hin an
Grösse und Dauer zunimmt — Februar 0?07 Zunahme in 8 Stunden gegen Juni 1?35 in 7 Stunden — so
vollzieht sich im jährlichen Verlauf der Anstieg vom Früh-Minimum zum II. Maximum im Betrage von ca. 1°
für die Mittagstunden in 4 Monaten, für die Stunden 9 p bis 5" jedoch nur von April bis Mai, und die
Zunahme sinkt von 0?3 bis 0°08 für 5®, um für 6“, wie wir gesehen haben, ganz zu verschwinden.
In Uebereinstimmung mit dem täglichen Gang zeigt Barnaul grössere Konstanz der Lage der Extreme
als Bremen auch im jährlichen Gange. Das Winter-Maximum liegt durchweg im Dezember, das Frühjahrs-
Minimum im April, das zweite Maximum im Mai und nur das zweite Minimum zeigt eine Verschiebung,
indem es für 8® bis 8 P im August, für 9 p bis 7® im Juli auftritt. Die Frühjahrs-Zunahme vollzieht sich
also hier durchweg von April bis Mai und beträgt für 10 p nur 0?02, ll p 0°05, sodass für diese Stunden
die Abweichung von der einfachen Schwankung im Jahresverlaufe äusserst gering ist.
Was die Lage der Haupt-Maxima anbetrifft, so finden wir in dem jährlichen Verlauf der Stundenwertlie
der I. T.-V. für Bremen die grössten Werthe in 10 von 24 Fällen mit dem II. (Insolations-) Maximum, ent
sprechend 5 unter 12 Fällen im täglichen Verlauf, mit dem Nachmittags-Maximum zusammenfallend, während
in Barnaul das Winter-Maximum für alle Stunden die grössten Werthe der interdiurnen Veränderlichkeit
aufweist, entgegen dem täglichen Verlaufe, der von Juni bis September das Haupt-Maximum am Nachmittag
zeigt. Wenn auch in Betracht kommt, dass für diese warmen Monate im täglichen Verlauf die Ausstrahlung
mit relativ geringem Betrag gegen die Einstrahlung in Betracht kommt, während im jährlichen Verlauf die
Ausstrahlung mit ihrem vollen Betrag ebenso wie die Einstrahlung in Rechnung zu setzen ist, so scheint
doch diese Abweichung gegen Bremen zu lehren, dass die Ausstrahlung in Barnaul nicht nur, wie wir oben
(§4) sahen, in der kalten, sondern auch in der warmen Jahreszeit stärkere Wirkung als in Bremen her
vorruft.
Tab. VI (cf. $ fi). Unterschied der Aenderungen von Extrem zu Extrem
in dem jährlichen Gang der interdiurnen Veränderlichkeit der Temperatur
zwischen Barnaul und Bremen.
I.
Abnahme
i.
Zunahme
II.
Abnahme
II.
Zunahme
I.
Abnahme
I.
Zunahme
II.
Abnahme
II.
Zunahme
1®
+2.1
+0.1
+ 1.6
+3.6
1P
+1.7
-0.5
0.0
+2.1
2
+2.1
+0.1
+ 1.5
+3.5
2
+1.7
-0.4
+0.1
+2.2
3
+2.3
+0.3
+1.5
+3.5
3
+ 1.9
-0.4
+0.2
+2.5
4
+2.4
+0.3
+1.5
+3.6
4
+2.1
-0.4
+0.3
+2.8
5
+2.6
+0.3
+ 1.3
+3.6
5
+2.3
-0.1
+0.4
+2.8
6
(?)
(?)
(?)
+3.9
6
+2.5
-0.2
+0.3
+3.0
7
+2.8
0.0
+1.1
+3.9
7
+2.8
-0.1
+0.5
+3.4
8
+3.1
-0.0
+0.9
+3.9
8
+2.9
-0.0
+0.6
+3.5
9
+3.2
0
+0.8
+4.0
9
+2.8
-0.1
+0.8
+3.6
10
+2.8
-0.1
+0.6
+3.6
10
+2.5
-0.3
+0.8
+3.6
11
+2.3
—0.3
+0.3
+2.9
11
+2.2
-0.2
+1.0
+3.5
Mittag
+1.8
-0.5
+0.1
+2.4
Mitternacht
+2.2
-0.1
+1.3
+3.5
I. Abnahme I. Zunahme II. Abnahme II. Zunahme
Veränderlich k!} +2J5 +04 +1.0 +3.4
(Ein + deutet an, dass die betreffende Aenderung in Barnaul grösser als in Bremen war.)
Als weitere Abweichungen des jährlichen Verlaufes der I. T.-V. von ihrem täglichen Gange treten be
sonders hervor, dass der jährliche Verlauf das II. Maximum in Barnaul durchweg wie in Bremen für 9 p bis 7®
im Mai und in Bremen für 8® bis 8 p im Juni zeigt, während das II. Maximum des täglichen Ganges fast
ohne Ausnahme erst nach dem höchsten Sonnenstände eintritt, und dass das II. Minimum im jährlichen
Gang durchweg das Haupt-Minimum darstellt, während dieses im täglichen Gang an beiden Orten durch das
I. Minimum dargestellt wird, mit alleiniger Ausnahme von Februar, März und Oktober in Bremen. Nach