Die Aenderung der Temperatur von Tag zu Tag an der deutschen Küste in den Jahren 1890/99.
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Archiv 1900- 5.
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ziemlich gleichmässige Zunahme bis 7“. Der Januar hat ebenfalls die einfache Schwankung, das Maximum
um 7“, das Minimum aber später, um 4P. Im Februar zeigt der Verlauf der Kurve am Nachmittag bereits
eine vorübergehende Zunahme, grössere Werthe von l p — 4P, und Minima um Mittag und (weniger tief) um 6 p .
Verfolgt man diese Minima in den folgenden Monaten, so ergiebt sich, dass sich das erste Minimum unter
Zunahme an Tiefe bis zum VI immer mehr verfrüht — März 9“, April-Mai 7", Juni 6“ —, das zweite
Minimum dagegen verspätet — März l p , April 10P, Juni 1“ —, und eine mehr veränderliche Tiefe besitzt.
In der zweiten Hälfte des Jahres verspätet sich das Vormittags - Minimum wieder — Juli-August 7“,
September 9“, Oktober 11“ —, während das abendliche Minimum sich verfrüht — Juli 10 p , August 8 p ,
September Oktober ßP. — Dabei nimmt das erste Minimum an Tiefe stärker ab als das zweite, sodass
die I. T.-V. in Bremen im Oktober am Abend wieder niedrigere Werthe als am Vormittag, wie im Februar
und März, erreicht. Im November deutet eine Zeichnung der Kurve am Mittag noch das erste Minimum,
das sich ausgefüllt hat, an, und wir haben von November bis Januar die einfache Schwankung, deren
Minimum im November um 4’/a p , Dezember etwa 2 kV’ und im Januar wieder um 4P erscheint.
Das Früh-Maximum verfrüht sich nach dem Sommer hin und nimmt bis Juli ab, während das Nach
mittags-Maximum (der Monate II—X) bis Juni zunimmt, von April bis August grössere Werthe als das
erstere aufweist und im Mai um 4P, im Juni-Juli etwa um 1P, im August um 3P, im September und Oktober
um 2P eintritt.
Geringere Verschiebungen der Maxima und Minima im täglichen Gange der I. T.-V. treten in Barnaul
auf. Hier besteht der Verlauf mit einer einfachen Schwankung und der Verspätung des Minimums von
2 p bis 4 p für November bis März. Erst im April tritt, nachdem sich das der Ausstrahlungs - Schwankung
vorangehende Minimum bis 8 P verschoben hat, neben diesem das sekundäre Minimum des Morgens um 8“
(Februar in Bremen) auf. Dieses ist bereits im April tiefer als das Abend-Minimum und zeigt während
seines Bestehens durchweg die niedrigsten Werthe im täglichen Gang, bis auf Mai und Juni, die nahezu
gleich tiefe Minima am Morgen und Abend aufweisen. Das Morgen - Minimum verfrüht sich bis Juni-Juli
jedoch nur um ca. 1 Stunde, während sich das Abend-Minimum gleichzeitig bis Mitternacht verspätet; in
der zweiten Hälfte des Jahres nähern sich die Minima wieder; die Minima nehmen rasch an Tiefe ab und
es zeigt sich in Uebereinstimmung mit Bremen in der Kurve für November um Mittag noch die letzte
Andeutung seines Bestehens. Wie in Bremen zeigt das Maximum am frühen Morgen eine Verfrühung nach
der Mitte des Jahres hin und das Nachmittags-Maximum eine mehr veränderliche Lage. Dieses hat in
Barnaul von Juni bis September — gegenüber April bis August in Bremen — die grössten Werthe der
interdiurnen Veränderlichkeit im täglichen Gang.
§ 4. Einfluss des täglichen Ganges auf die relative Grösse der interdiurnen Veränderlichkeit
der Temperatur um 8“, 2P und 8 p an der Küste.
Aus dem seinem inneren Wesen nach klargelegten täglichen Gang der I. T.-V. erklären sich die in
Tab. I hervortretenden Aenderungen der I. T.-V. von einem Termin zum andern, die nebst den entsprechenden
für Barnaul in Tafel IV zusammengestellt sind.
Hiernach nimmt die I. T.-V. für die Stationen der Küste von 8“ bis 2 p im April bis August zu, im
Oktober bis Februar ab, und im März und September findet sich auch Zunahme, abgesehen von kleinen Ab
weichungen für Memel und Riigenwaldermünde. Für die Zeit von 2P bis 8P findet im April bis August
Abnahme und im Oktober bis Februar an der Ostsee Zunahme statt, während für diesen Zeitraum an der
Nordsee sehr kleine, theils positive, theils negative Aenderungen auftreten; bis auf kleinere Abweichungen
zeigen März und September Abnahme. Weniger gleichartig sind die Aenderungen von 8° bis 8P. Auf eine
Abnahme in den Monaten Oktober bis Februar folgt der März mit kleinen veränderlichen Unterschieden
und der April mit grösseren durchweg positiven Aenderungen; nachdem dann im Mai bis Juli an der Nord
see Zunahme und an der Ostsee überwiegend Abnahme von 8“ bis 8 p aufgetreten ist, folgt der August mit
durchweg positiven Aenderungen, und es scliliesst sich der September wieder mit sehr geringfügigen, ver
schiedenartigen Aenderungen an. Barnaul zeigt von 8“ bis 2 p und 8“ bis 8P im November bis März Ab
nahme, April bis Oktober Zunahme und von 2P bis 8P im Oktober bis März Zunahme, und im April bis
September Abnahme der I. T.-V., also nur geringe Abweichungen gegen die Küste.