2
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No. 5 —
lichkeit, so würde man neben der interdiurnen Temperatur-Veränderlichkeit (I. T.-V.) für jeden
Termin noch die mittlere interdiurne Veränderlichkeit der Temperatur (M. I. T.-V.) haben und
diese entweder aus 24 Stundenwerthen, wie angegeben, oder nach gewissen empirisch abzuleitenden Formeln
aus den Einzelwerthen der gegebenen wenigen Beobachtungs-Termine zu berechnen haben. Bezeichnet man
die einzelne interdiurne Aenderung zur Stunde h unabhängig vom Vorzeichen mit [A ; ,J, die interdiurne Ver
änderlichkeit zurZeit h hier kürz mit V h , so ist V h = A’[A/ ( ], wo n die Anzahl der Monatstage, und
es ist die mittlere interdiurne Veränderlichkeit V m
24 - V h oder = a\ V ht + « 2 Vh, + «3 V hl , wo diese drei
Eden Beobachtungs-Terminen entsprechen und «i, a, und a 3 die empirisch bestimmten positiven Konstanten
bedeuten. Wie man z. B. neben einer Januar-Temperatur für 8® von einer Mittel - Temperatur des Januar
spricht, so erscheint es nach Analogie überflüssig, von einer mittleren täglichen interdiurnen Veränderlich
keit zu sprechen.
Bei der angegebenen Berechnung der M. I. T.-V. gehen sämtliche interdiurnen Aenderungen, A;,, mit
ihrem Betrage positiv in Rechnung und man erhält daher wirklich das Mittel der Veränderlichkeit. Diese
wichtige klimatische Grösse ist indessen bisher meist in anderer Weise, nämlich als die interdiurne Ver
änderlichkeit der Tages-Mitteltemperatur berechnet worden, und durch solche Herleitung ist man
zu einer Grösse gelangt, die eine weit weniger einfache Bedeutung besitzt. Sei nämlich das Tagesmittel der
Temperatur wie gewöhnlich aus 3 Termin-Beobachtungen nach der Formel p, = ß\ 0-\ + ß-i ¿>2 + ßz&% berechnet,
wo ß\, ß-i, ßi empirisch bestimmte positive Konstanten, ¿G, &>, die Termin-Temperaturen bezeichnen,
so stellt sich die interdiurne Veränderlichkeit des Tagesmittels dar als Vj n = ß { Vf lt +/? 2 Vh, +/J3 F/i,, wo
Tn — — A ([A/,] — [A/i]) ist; diese unterscheidet sich, von der obigen Formel für F m , abgesehen von der
fraglichen Uebereiustimmung der Koeffizienten a und ß wesentlich dadurch, dass nicht alle A/ t additiv auf-
treten, sondern die Summe, wie angedeutet, einen positiven und einen negativen Theil enthält. In allen
jenen Fällen, wo die Aenderung des Tagesmittels von einem Tage zum folgenden positiv ist, gehen die
entsprechenden für einen oder zwei der Beobachtungs-Termine etwa negativen A /( unmittelbar als negative
Grössen in Rechnung, und ebenso stellen sich im Falle einer Abnahme des Tagesmittels die entsprechenden
etwaigen positiven interdiurnen Aenderungen zur Zeit von einem oder von zwei Terminen ebenfalls subtraktiv
in Rechnung, sodass also die V/' kleiner als die V h und somit, da die mathematische Nichtübereinstimmung
der Konstanten « und ß nur einen weit kleineren Einfluss auszuüben vermag, auch die V^ n kleiner als die
V m ausfallen müssen. Die interdiurne Veränderlichkeit der Tages-Mitteltemperatur besitzt somit noch eine
grosse Abhängigkeit von dem Grade der Üebereiustinimung, die den Vorzeichen der den 3 Beobachtungs-
Terminen entsprechenden zusammengehörigen A ?t zukommt. Je übereinstimmender, dem Vorzeichen nach, die
Aenderungen der Temperatur von Tag zu Tag für die Beobachtungs-Termine verlaufen, um so grösser muss,
unter sonst gleichen Verhältnissen, die Veränderlichkeit der Tagesmittel-Temperatur ausfallen, im anderen
Falle um so kleiner. Es involvirt dieses meteorologische Element Vj n demnach als wesentlich bestimmend
für seine zalilenmässige Grösse Beziehungen, die erst in zweiter Linie für die mittlere Veränderlichkeit
der Temperatur in ihrem Gang von Tag zu Tag Interesse besitzen und einen so bedeutenden Einfluss er
reichen können, dass sie beim Vergleich dieser Werthe Vm von Ort zu Ort die wirklich für die interdiurne
Veränderlichkeit bestehenden Verhältnisse zu verdunkeln vermögen. Wenn bei einer geringen Aenderung der
Nachmittags-Temperatur die Morgen-Temperatur von einem Tag zum folgenden eine starke Zunahme und
die Abend-Temperatur eine annähernd gleiche Abnahme erfährt, so wird die interdiurne Aenderung der
Mittel-Temperatur im allgemeinen klein sein, während die interdiurnen Aenderungen am Morgen und Abend
grosse Werthe erreichten; es dürfte jedoch, angesichts der mit der Tageszeit mehr oder weniger regel
mässig wechselnden Verrichtung des Menschen kaum zweifelhaft sein, dass in einem solchen Falle die mittlere
interdiurne Temperatur-Aenderung wesentlich als eine grosse empfunden werden wird, dass also die Ver
änderlichkeit der Tages-Mitteltemperatur für das Leben des Menschen nicht die ihr zugemuthete Bedeutung
eines wirklichen Maassstabes für die Veränderlichkeit der Temperatur abgeben kann.
Während die M. I. T.-V. den Vergleich von Ort zu Ort gestattet, gilt dies für die interdiurne Ver
änderlichkeit der Tagesmittel im allgemeinen wohl nur für den jährlichen Gang und auch nur soweit, als die
Tagesmittel nach der gleichen Formel aus den gleichen Termin-Beobachtungen abgeleitet worden sind; es