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Full text: 23, 1900

Dr. Ctrossmann: Die Extrem-Temperaturen in Hamburg in den Jahren 1876—1900. 
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und für die in den Tabellen auftretenden warmen Tage und warmen Nächte sind die Bedingungen Max. >20° 
bezw. Min. > 15° eingeführt worden, da jene genauere Ermittlung der maassgebenden Grenzwerthe der 
Extreme erst im späteren Verlaufe der Untersuchung erfolgt ist. Wenngleich aus diesem Grunde die Zahl 
der untersuchten warmen Tage kleiner als die der Erosttage ausgefallen ist, dürfte doch die hierbei erstrebte 
Feststellung der Unterschiede in Bezug auf das Auftreten der Frosttage und der warmen Tage im wesent 
lichen erreicht worden sein. Von den hier neben den althergebrachten Eis-, Frost- und Sommertagen auf 
tretenden weiteren thermisch charakteristischen Tagen dürfte besonders den — in der einen oder anderen 
Weise zu definirenden — warmen Nächten eine klimatologische Bedeutung nicht minder wie jenen drei ehr 
würdigen meteorologischen Veteranen zustehen, da die in solcher Weise zum Ausdruck zu bringenden hohen 
Nacht-Temperaturen im Leben des Menschen neben den Tages-Temperaturen wesentlich in’s Gewicht fallen. 
Welche Bedeutung die Erhaltungstendenz der Wetterlage für das Zustandekommen hoher Temperatur- 
Extreme besitzt, zeigt die Abnahme der mittleren Minimum- bezw. die Zunahme der mittleren Maximum- 
Temperaturen mit der Länge der Perioden von Frosttagen bezw. warmen Tagen, die besonders gross für 
die Erosttage ist. Für die beiderlei Tage bestehen in ihrer Vertheilung auf die einzelnen Jahre ganz erheb 
liche Unterschiede; schwankte doch die Zahl der Frosttage in den einzelnen Jahren zwischen 34 und 121, 
die der warmen Tage nur zwischen 31 und 76. Konnte dieser Unterschied zum Theil auf Rechnung der 
verschiedenen Häufigkeit der beiderlei Tage im Zeitraum (1881 gegen 1401) gestellt werden, so begegneten 
wir aber dem gleichen Gegensatz bei den an Zahl nahe gleichen Eistagen und warmen Nächten, deren 
Zahl in den einzelnen Jahren zwischen 0 und 54 bezw. 16 und 32 schwankte. Nicht minder charakter 
istisch ergiebt sich für Hamburg der Unterschied zwischen Frosttagen und warmen Tagen, wenn man ihre 
Vertheilung auf Perioden in’s Auge fasst. Während die Frosttage 50 Perioden von mehr als 10 und bis 
zu 49 Tage Dauer aufweisen, treten bei den warmen Tagen nur 23 solcher Perioden von höchstens 27 Tage 
Dauer auf, und den Eistagen mit 33 Perioden von mehr als 5 und bis zu 20 Tage Dauer standen die an 
Zahl gleichen warmen Nächte mit nur 13 solcher Perioden von höchstens 10 Tage Dauer gegenüber. Be 
rechnet man aus der gegebenen Zahl der thermisch charakteristischen Tage die Vertheilung auf Perioden, 
wie sie der Zufall allein herbeiführen würde, so findet man, dass auf 100 bei zufälliger Vertheilung zu er 
wartende einzelne solcher Tage an deren Stelle nur rund 18 Eis- und Frosttage, 30 warme und Sommer 
tage und 40 warme Nächte kommen. Diese zeigen also die geringste Neigung zum Auftreten in Perioden, 
eine mittlere Stellung nehmen die hohen Tages-Temperaturen ein und die dem Zufall am meisten entgegen 
stehende Vertheilung zeigen die Eis- und Frosttage; charakteristisch tritt noch hervor, dass die Eistage 
eine grössere Erhaltungs-Tendenz als die Frosttage besitzen, während den warmen Tagen eine grössere als 
den thermisch extremeren Sommertagen zukommt. 
Die in solcher Weise hervortretenden grossen Verschiedenheiten bei dem Vorkommen der einerseits 
durch Wärme und andererseits durch Kälte gekennzeichneten thermisch charakteristischen Tage ist auf 
das Zusammenwirken von vielen Ursachen zurückzuführen, die der Hauptsache nach im Laufe der Dar 
stellung Hervorhebung gefunden haben dürften. Die Hauptrolle spielen dabei die grössere Beharrlichkeit 
der Wetterlage, verbunden mit den grösseren thermischen Gegensätzen zwischen Meer und Festland, in den 
Frost-Monaten, die winterliche Schneedecke, die Zunahme des Auftriebes der Luft bei der Erwärmung im 
Gegensatz zu deren Dichtigkeitszunahme bei der Erkaltung und hierzu dürfte für Hamburg noch als lokaler 
Einfluss die Nähe der Nordsee in bestimmter, durch weitere Untersuchungen festzustellender Weise modi- 
fizirend hinzutreten.
	        
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