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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No. 1 —
sich dabei der Einfluss des Ganges der relativen Stärke der Insolation und der Ausstrahlung dadurch aus
geprägt, dass in den kältesten Monaten die den Minima entsprechenden Wertlie die den Maxima zukommen-
den übertreffen, während für meist 9 Monate das Gegentheil stattfindet. Einen besonders unregelmässigen
Gang zeigt die mittlere Monats-Amplitude der Temperatur, da deren mittleren Wertlien naturgemäss die
bei weitem grösste Unsicherheit anhaftet!
Die Temperatur schwankte in Hamburg zwischen —19?8 und +32?0, also um 51?8, in den Monaten
November bis März, wie im Mai um 81—32°, in den übrigen Monaten um 24 — 27°. Die höchsten bezw.
die niedrigsten Temperaturen pflegen in Hamburg während je 5 Monaten, mit Mai bezw. November beginnend,
bei Winden aus E—HE, und nach einem Monat verschiedenartigen Verhaltens während der folgenden
4 Monate, also wieder mit November bezw. Mai beginnend, bei Winden aus SW bezw. NW, einzutreten.
Als frühester Termin des sommerlichen Wettertypus hoher Wärme fand sich der 25. März, als spätester der
16. Oktober, und als spätester Termin extremer Kälte bei Nordwestwinden der 24. September. Die Wetter
lagen zur Zeit der absoluten Extreme zeigen gegen die den höchsten Minima und den niedrigsten Maxima
entsprechenden im allgemeinen keinen Unterschied, wenngleich die einen klares, die anderen trübes Wetter
fordern; nur im März und April fand sich ein Gegensatz ausgesprochen, indem die absoluten Maxima dieser
Monate mit den beobachteten Fällen des Sommertypus warmer Wetterlage zusammenfielen.
Während für Dezember bis Januar die Temperaturgebiete dieser Monate zu nahezu dreiviertel von den
Maxima und den Minima gemeinschaftlich beherrscht werden, sinkt dieser Antheil auf ca. 1 / 3 für Juli bis
September. Mit Ausnahme einiger Wintermonate übersteigt das von den Maxima allein beherrschte Gebiet
das den Minima allein zukommende; für Hamburg wie für Brüssel findet die gleichmässigste Vertheilung
des Temperaturgebietes auf die Maxima und die Minima allein und beide gemeinschaftlich, im September statt.
Die Vertheilung der Extrem-Temperaturen auf die Grad-Intervalle ergab für das Jahr das Bestehen
je zweier durch grösste Häufigkeit des Vorkommens ausgezeichneter Grad-Intervalle, die für die Minima wie
die Maxima um 12° auseinanderlagen — also zwei Scheitelwertlie, bei 0'/2° und 12'/2° bezw. 6‘/2° und I8V2 0 ,
getrennt durch ein kräftig ausgesprochenes sekundäres Minimum in ihrer Mitte, bei 6’/2° bezw. I2V2 0 ; der
erste Jalires-Scheitelwertli der Maxima fiel demnach mit dem sekundären Häufigkeits-Minimum der Minimum-
Temperatur zusammen und zeigte auch fast den gleichen Betrag. Die Vertheilung auf die Monate ergab,
wie zu erwarten, je einen Scheitelwerth, und für diesen die vermutliete Verschiebung gegen die mittleren
täglichen Extrem-Temperaturen. Als besonders bemerkenswerth stellte sich für Dezember das Zusammen
fällen der Scheitelwerthe der Maximum- und der Minimum-Temperaturen, sogar mit dem gleichen Betrage
auf dasselbe Temperatur-Intervall von +OV2 0 , heraus.
Als äquivalente Extrem-Temperaturen wurden zusammengehörige Werthe bezeichnet, die der
Bedingung genügen, dass je gleich viel extremere (oder weniger extreme) Werthe der beiderartigen Extrem-
Temperaturen beobachtet worden sind. Bei Zunahme der Minimum-Temperatur sinkt die äquivalente Maximum-
Temperatur und es wurde derjenige Punkt der Temperaturskale, bei dem beide zusammenfallen, als der
Aequivalenz-Zentralwertli bezeichnet; dieser fällt im März und September mit der wahren Mittel-
Temperatur der Monate zusammen und liegt bei Nordstand der Sonne unter, bei Südstand über diesen
Mittel-Temperaturen, doch überschritt die Abweichung nur vereinzelt V2 0 . Als mediäre Maxima und
Minima wurden diejenigen Extrem-Temperaturen bezeichnet, die gleich viel extremere wie weniger extreme
Werthe ergaben; diese zeigen gegen die mittleren täglichen Extreme der Monate ähnliche Abweichungen
wie die Scheitelwerthe der Häufigkeitskurven der Extrem-Temperaturen.
Jenseits der Aequivalenz-Zentralwerthe liegen, weniger extrem als diese, in den wärmsten Monaten nur
ca. 12—13, in den kältesten dagegen ca. 33°/o der beiderartigen Extrem-Temperaturen, und wegen des nahen
Zusammenfüllens der wahren Mittel-Temperaturen mit den erstgenannten Wertlien gilt diese Anordnung der
Extrem-Temperaturen auch annähernd für diese Mittel-Temperaturen als Ausgangspunkt.
Durch die Forderung gleicher Häufigkeit im Jahre wurden den Frosttagen die warmen Tage, den
Eistagen die warmen Nächte und den Sommertagen die Eisnächte gegenübergestellt, paarweise einfach
durch die Forderung gegeben, dass die den Definitionen zu Grunde zu legenden Grenzwerthe der je zwei
Extrem-Temperaturen äquivalente Extrem-Temperaturen sein müssen. Für die warmen Nächte ergab sich
in solcher Weise die Bedingung, Minimum > 14.7, für die warmen Tage, Maximum >18.6 und für Eis
nächte, Minimum <—-7?3; letztere wurden indessen nicht weiter in den Umfang der Untersuchung gezogen,