Dr. Grossmann: Die Extrem-Temperaturen in Hamburg in den Jahren 18TC—1900.
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Oktober, wie die absoluten Maxima für die Monate Januar, März, April und Juni bis August nicht zusammen
mit Tagen niedrigster Maximum- bezw. höchster Minimum-Temperaturen. Es zeigten indessen die ent
sprechenden Wetterlagen keinen Unterschied, ausgenommen in dem angeführten Falle für März und April,
wo die absoluten Maxima bei inländischen Winden, die höchsten Minimum-Temperaturen aber bei ozeanischen
Winden auftraten.
Wenn somit den Wetterlagen, die die hohen bezw. niedrigen Werthe der beiderlei Extrem-Temperaturen
herbeiführen, im allgemeinen keine Verschiedenheit zukommt, und somit die maassgebenden Unterschiede
der Bewölkung hier nicht bestimmend für die Wetterlage auftreten, so dürfte doch den Tagen mit hohen
Minimum-Temperaturen während der Sommermonate als charakteristisch eine besonders grosse Neigung zu
Gewittern anhaften, wie im vorliegenden Falle für Juni bis September an allen 6 herangezogenen Fällen
hoher Minimum-Temperatur Gewittererscheinungen beobachtet wurden (bei leichten Winden aus E —SE).
Warme Luft am Erdboden, schwache Luftbewegung und bewölkter Himmel sind die Bedingungen, die nach
den Darlegungen des Verfassers („Giebt es Kältegewitter?“ in „Das Wetter“, V. Jahrgang, 1888) unsere
Nachtgewitter im Sommer hervorzurufen vermögen, indem die Abkühlung der Wolkenschicht durch Aus
strahlung nach dem Weltenraum thermische Gegensätze schafft und ähnliche Ursache von „Kältegewittern“
wird, wie am Tage andererseits die Erwärmung des Erdbodens durch die Sonnenstrahlung unsere Wärme
gewitter zur Folge hat.
§ 8. Die äquivalenten Maximum- und Minimum-Temperaturen. Die mediären Werthe
der monatlichen Temperatur-Extreme.
Stellt man die Frage, wie diejenigen „warmen Tage“ zu definiren sein würden, die als Gegensatz zu
den Frosttagen, deren Minimum-Temperatur nach der Definition unter Null liegen muss, gelten sollen, so
muss die Definition für solche Tage offenbar eine untere Grenze für die Maxima vorschreiben und diese
festzusetzende Maximum-Temperatur muss so gewählt werden, dass sie in dem ganzen jährlichen Temperatur
bereich der Maximum-Temperaturen die gleiche Stellung einnimmt, wie der Nullpunkt in dem der Minimum-
Temperaturen; beide Temperaturen müssen von den entgegengesetzten und ebenso den einander zugekehrten
Enden dieser Temperatur-Intervalle gleich weit abstehen, was dadurch erzielt werden kann, dass man die
gleichen Häufigkeitszahlen für die mehr extremen Werthe bei den Temperatur-Reihen in der Definition for
dert. Nennen wir allgemein solche Maximum- und Minimum-Temperaturen, für die die gleiche Anzahl höherer
Maxima und niedrigerer Minima in einem bestimmten Zeiträume beobachtet worden sind, einander zugeord
nete oder kurz äquivalente Extrem-Temperaturen des Zeitraumes, so müssen, kurz ausgedrückt, der
Nullpunkt und die als untere Grenze der Maximum-Temperatur an warmen Tagen von der Definition be
stimmte Temperatur, sich als äquivalente Extrem-Temperaturen für das Jahr darstellen und die entsprechende
Forderung ist von der Definition der Eistage und der diesen gegenüberstehenden warmen Nächte zu erheben.
Den Sommertagen würden dann noch „Eisnächte“ gegenüber zu stellen sein, deren höchste Minimum-
Temperatur der Maximum-Temperatur von 25° äquivalent sein müsste.
Legt man die in der Anhangstab eile gegebenen Zahlen für Hamburg zu Grunde, so liefert diese De
finition der thermisch besonders charakterisirten Tage unter der vereinfachenden Annahme gleichmässiger
Häufigkeitsänderung von einem Intervall zum anderen, also bei linearer Interpolation, folgende Definitionen
dieser Tage für Hamburg:
Eistage
Warme Nächte
Max. < 0
Min. > 14.7
Warme Tage
Frosttage
Max. > 18.6
Min. <0
So mm er tage
Eisnächte
Max. >25
Min. <-7.3
Da jedoch die Auszählung der Temperatur-Extreme erst im späteren Verlaufe dieser Untersuchung
ausgeführt wurde, so sind den „warmen Nächten“ und „warmen Tagen“ nicht diese Grenzwerthe für die
beti'effenden Extrem-Temperaturen, sondern solche Werthe zu Grunde gelegt, die allein auf Grund von
Schätzung gewählt wurden, um die gleiche Häufigkeit des Jahres-Vorkommens für die „warmen Nächte“ und