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Full text: 23, 1900

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — !i)00 No. 5 
In übersichtlicher Weise konnte für Bremen und Barnaul in Taf. I und II die Vertheilung der Stunden- 
werthe der interdiurnen Temperatur-Veränderlichkeit auf das Jahr dargelegt werden. Die hier hervortretenden 
Gegensätze im täglichen Gange zeigen deutlich die grossen Schwierigkeiten einer richtigen Beurtheilung der 
allein durch Wertlie der mittleren interdiurnen Temperatur-Veränderlichkeit oder der mittleren Veränderlichkeit 
der Tagesmittel gekennzeichneten Temperatur-Veränderlichkeit. 
Aus den für die einzelnen Stunden bestehenden Jahresgängen setzt sich der jährliche. Verlauf für die 
mittlere interdiurne Temperatur-Veränderlichkeit zusammen und findet somit nur durch jene seine volle 
Erklärung. Der Jahresverlauf der M. I. T.-V. an der Küste zeigte mit dem der mittleren Veränderlichkeit 
der Tages- Mitteitem peratur über Skandinavien und Russland im ganzen grosse Uebereinstimmung. Aus den 
aufgefundenen Unterschieden ergaben sich einige Anhaltspunkte, für das rein ozeanische Klima unserer 
Breite die Zeitpunkte der Maxima zur Zeit der Solstitien und die der Minima zur Zeit der Aequinoktien 
anzunehmen, für jene also Juni und Dezember, für die Minima März und September als typisch anzusehen, 
und dem rein kontinentalen Klima dieser Breiten die Monate Mai und Januar bezw. April und August, 
somit um je 1 Monat verschoben, als entsprechende Wendepunkte zuzuschreiben. Dieser Punkt bedarf jedoch 
noch weiterer Untersuchung. 
Ein Einfluss der Wetterumschläge auf die Grösse der M. I. T.-V. konnte nicht zahlenmässig festgestellt 
werden; er scheint auch mit Rücksicht auf die grosse Uebereinstimmung des jährlichen Ganges auf dem 
ganzen zur Vergleichung herangezogenen Gebiet im ganzen nicht sehr erheblich. Zur Erklärung der auf 
dem Gebiete vorhandenen Unterschiede der Grösse der M. I. T.-V. dürften die Unterschiede der Kraft der 
Insolation und besonders der nächtlichen Ausstrahlung neben weiterer Berücksichtigung von Unterschieden 
der interdiurnen Veränderlichkeit der Bewölkung wesentlich ausreichen. 
Wie unter dem Einfluss des täglichen Wärmeganges auch im Laufe des Tages auftretende Temperatur 
unterschiede im Mittel längerer Zeiträume Jahreskurven mit scharf ausgesprochenen doppelten Maxima und 
Minima besitzen, wurde für einige Küstenstationen durch den jährlichen Verlauf der zehnjährigen Untercliiede 
der Minimum-Temperatur gegen die Temperatur um 8“, der Temperatur um 2 P gegen das Maximum, sowie 
der Temperatur 8" gegen 2 P und 2 P gegen 8 P (Tab. XII) gezeigt; für die beiden ersteren fallen die Extreme, 
auch nach ihrer relativen Grösse, ungefähr mit denen der M. I. T.-V. zusammen und für die beiden letzteren 
finden wir hei ungefähr derselben Lage 4 Wendepunkte im Jahresverlauf, nur die Maxima und Minima mit 
einander vertauscht. 
Eine Untersuchung der relativen Häufigkeit der positiven und der negativen interdiurnen Aenderungen 
führte zu dem Resultat, dass die positiven von März bis Juni und die negativen von Oktober bis Januar 
überwiegen; nur die grössten interdiurnen Aenderungen zeigen ein entgegensetztes Verhalten. Wie näher 
dargelegt wurde, haben wir jenes Ueberwiegen hei den kleinen und mittleren I. T.-Ä. auf den jährlichen 
periodischen Wärmegang zurückzuführen, während hei den grössten I. T.-A. die grossen Wetterumschläge 
die Erklärung liefern. 
Die grössten I. T.-Ä. stellen sich auf den herangezogenen Stationen Borkum, Kiel und Neufahrwasser 
als Erwärmungen im Winter und Erkaltungen im Sommer dar und stehen mit starken Wetterumschlägen in 
Verbindung, während die neben diesen in Neufalirwasser auftretenden einzelnen grossen Erkaltungen im 
Winter und Erwärmungen im Sommer wesentlich als Folge der nächtlichen Ausstrahlung und der Insolation 
anzusehen sind. 
Für die Länge und Häufigkeit der Perioden anhaltenden interdiurnen Steigens oder Sinkens der Tem 
peratur ergab sich in allen Monaten für die genannten Stationen während des zehnjährigen Zeitraumes das 
Vorkommen solcher bis zu 4 Tage Dauer und meist auch noch bis zu fünftägiger Dauer, während die grösseren 
seltener sind und eine bestimmte Vertheilung im Jahre haben, indem sie wesentlich als Erwärmungen von 
März bis Juni und als Serien von sinkender Temperatur von Oktober bis Januar auftreten; sie stellen sich 
als eine Folge des jährlichen Sonnenganges dar und treten wesentlich in der gleichen Weise vertheilt auf, 
wenn man nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit die Vertheilung der vorhandenen positiven und negativen 
I. T.-Ä. aufsucht. 
Die Anwendung der Wahrscheinlidikeits - Rechnung auf die Vertheilung der positiven und negativen 
interdiurnen Temperatur-Aenderungen führte weiter zu dem bemerkenswerthen Ergebniss, dass die Erhaltung
	        
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