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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No. 5 —•
wird sich zunächst jede dieser Perioden in ihrem Kontinuum, um bei dem obigen Bilde zur Veranschaulichung
zu bleiben, als ein grosser Sack darstellen, in den die Monatsgrössen hineingeschüttet sind, und wenn wir
die Ergebnisse der 10 Jahre zusammenfassen, so wird dies im Resultat ebenfalls auf ein weiteres Zusammen
schütten hinauskommen, da zu Anfang jeder dieser zehn Einzelperioden soweit als nöthig die vorangehenden
Grössen als Beginn der zunächst auftretenden Periode hinzugenommen wurden.
Tab. E des Anhangs enthält die Häufigkeitszahlen für die Perioden andauernden Steigens und Eallens,
die der Zufall allein als die mittlere Vertheilung der gegebenen Fälle von Steigen und Sinken wie Stagniren
der Temperatur in den 1220 bezw. 1280 Tagen herbeigeführt haben würde, nebst den Abweichungen A, deren
Vorzeichen so gewählt sind, dass positive einen Ueberschuss für das Walten des Zufalls anzeigen. Die
Rechnung ist für wachsende Länge der Perioden soweit geführt, bis sich die Häufigkeit kleiner als '/a ergab.
Man sieht, dass die rein zufällige Vertheilung im Mittel für Perioden siebentägiger Dauer noch durchweg
mindestens die Häufigkeit 1 für den zehnjährigen Zeitraum ergiebt, dass die Perioden von 8 Tage Dauer
mit mindestens 1 Fall noch von März bis Juni bei steigender Temperatur und von Oktober bis Januar bei
sinkender Temperatur an allen drei Terminen des Tages Vorkommen, und dass gleichzeitig dann auch noch
die neuntägige Periode mit mehr als '/2 als Häufigkeit auftritt, während sie bei sinkender Tendenz in den
warmen und steigender Tendenz in den kalten nicht mehr Vorkommen. Die in der mittleren Vertheilung
vom Zufall geforderte Länge der Perioden weicht somit nur unbedeutend von der beobachteten ab. Die
Abweichungen lehren, dass die kurzen Perioden von 1—2 Tage Dauer in der wirklichen Vertheilung häufiger
und die von 6 und mehr Tage Dauer etwas seltener als in der vom Zufall gegebenen Vertheilung beobachtet
werden und dass sich die mittleren von 3—5 Tage Dauer in dieser Beziehung als Uebergang verschieden ver
halten. Wenn auch die Unterschiede, da es sich um einen zehnjährigen Zeitraum handelt, gering sind, so
spricht es sich doch klar aus, dass in der Natur Kräfte dem zeitlichen Anwachsen der Perioden anhaltender
interdiurner Erwärmung oder Erkaltung entgegenwirken und daher die Häufigkeit der Perioden kürzester
Dauer begünstigen.
Um zu übersehen, wie weit dieses Resultat durch die für diesen Zweck nicht ganz korrekte Auszählung
der Perioden interdiurner gleichartiger Aenderungen beeinflusst sein möchte, wurden diese für die Station
Kiel nochmals entnommen, in der Art, wie. es die anzuwendende Formel streng genommen verlangt, dass die
Perioden für jeden Monat ohne Berücksichtigung der am Anfang und Ende auftretenden benachbarten inter
diurnen Aenderungen ausgezählt wurden. Suchen wir jetzt nach der gegebenen Formel die wahrscheinliche
mittlere Vertheilung der Perioden in jenen je 40 Monaten auf, so ist die obige Bemerkung über die Benutzung
der Formel zu berücksichtigen. Streng verfahrend würden wir für jeden einzelnen Monat die dem Zufall
zu verdankende Länge der Periode nun berechnen können und daraus die mittlere Vertheilung in dem vier
monatlichen Zeitraum herleiten; es genügt jedoch annähernd, zu diesem Zweck die 40 einzelnen Monate als
gleichartig anzusehen und mit den für die 40 Monate beobachteten Häufigkeitszahlen interdiurner Temperatur-
Aenderungen A. B, C der bestimmten Art in die Formeln
ui = M (B + C)(B+C+ 40) H s w _ e inzugehen, um die ge-
LJ {A+B+C-±0)(A+B + C)
suchten Grössen zu erhalten.
Tab. XXI giebt für Kiel und den Zeitraum 1890/99 die Häufigkeit der Perioden anhaltenden interdiurnen
Steigens oder Sinkens der Temperatur und zwar als „berechnet“ die dem Zufall allein zu dankende gegen
über der „beobachteten“, nebst dem Unterschied A, der durch positives Zeichen das Ueberwiegen der Zufalls-
Häufigkeit anzeigt. Gegenübei - der Anordnung des Zufalls im vorigen vierzigmonatlichen Zeitraum zeigt
diese im 40mal einmonatlichen Zeitraum eine Kürzung der längsten Perioden um etwa einen Tag. Die
hier hervortretende Uebereinstimmung zwischen der wirklichen Vertheilung der Perioden nach Länge und
Häufigkeit und derjenigen, die der Zufall allein herbeiführen würde, ist bedeutend grösser als sie Tab. E
zeigt. Berücksichtigen wir, dass die Abweichungen durch 40 bezw. 10 zu dividiren sind, um solche pro
Monat und Jahr darzustellen, so sind sie gewiss auffallend gering; es bleibt jedoch die Verminderung der
langen Perioden und die Vermehrung der kürzeren als das Wirken der Natur gegenüber dem Spiele des
Zufalls bestehen. Die Unterschiede sind aber im ganzen so klein, dass die Dauer und Häufigkeit der Perioden
gleichartiger interdiurner Temperatur-Aenderungen als wesentlich zufällige Grössen erscheinen.