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Full text: 22, 1899

P. Polis: Die Strömungen der Luft in den barometrischen Minima und Maxima. 
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Quadranten die Axe unterhalb der Schneekoppe liegt. Da 
durch findet die Häufigkeit des Vorkommens von « bei den 
verschiedenen Winkelgrössen, deren Scheitel die Nachbar- 
werthe bedeutend überragt, eine Erklärung. Die am meisten 
vorkommenden Fälle sind jedoch starkes Ausströmen der 
Luft auf der Vorderseite — in Folge der verminderten 
Reibung und vermehrten Centrifugalkraft mit wachsender 
Höhe —, womit eine östliche Bewegung der Cyklonen ver 
knüpft ist. 
1' In Tafel IV, Fig. 35—36 ist die Luftbewegung um ein 
Minimum sowohl an der Erdoberfläche, wie sie aus den Be 
obachtungen für Breslau gewonnen wurde, als in der Höhe 
der Schneekoppe von 1600 m graphisch dargestellt. Fig. 36 
dieser Tafeln stellt die gemessenen Winkelgrössen — Scheitel- 
werthe — in beiden Höhenlagen der Schneekoppe dar, wäh 
rend Fig. 35 nur eine schematische Darstellung ist, in welcher 
Auf- und Abströmen der Luft mit der Höhe, sowie die west— 
östliche Bewegung der oberen Luftschichten skizzirt wurde. 
Für die Schneekoppe sind in dem einen Falle — Fig. 35 — die kleineren Scheitelwerthe, welche der 
grösseren Axenliöhe der Cyklonen entsprechen dürfen und auch an der Vorderseite Einströmen und damit 
weiteres Aufteigen der Luft nach sich ziehen, eingetragen, während Fig. 36, der die grösseren Scheitelwerthe 
zu Grunde liegen, bei geringerer Axenliöhe des Minimums das Ausströmen an der Vorderseite erkenntlich 
macht. 
Die vorhergehenden Erörterungen dürften wohl zu dem Schlüsse berechtigen, ein öfteres Ausfliessen 
der Luft an der Vorderseite der Cyklonen in der Höhe der Schneekoppe anzunehmen, welches gemäss der 
v. Bezold’schen U1 ) Theorie als eine Folge der Zunahme der Windgeschwindigkeit und damit der Centrifugnl- 
Beschleunigung anzusehen ist. Auch werden damit die Momente gegeben sein, die eine Verlagerung des 
Luftkörpers der Cyklone im west—östlichen Sinne bedingen, indem die Schicht des Ausströmens der Luft vorn 
die mächtigere ist, da das Ausfliessen der Luft schon in der geringen Höhe von 1.6 km beginnt. Je nach 
dem nun die Luft am intensivsten bei nach SW, W oder KW gerichteten Gradienten ausströmt (oder an der 
Rückseite bei entgegengesetzten Gradienten einströmt), wird die Bewegung des Minimums in nordöstlicher, 
östlicher oder südöstlicher Richtung erfolgen, worauf wir noch weiter unten zurückkommen werden. 
Gegen den Einwurf, dass die Luft durch Auftrieb in Folge von lokalen Erwärmungen aufsteigt und 
vermöge Ansammlung in der Höhe zum Abfliessen gelangt (über dem Minimum ein Maximum), seien folgende 
Gründe geltend gemacht: 
1) Hat Herr Hann 112 ) aus den Beobachtungen der Sonnblick - Station unwiderleglich festgestellt, dass 
die höchste und tiefste Temperatur erst unmittelbar nach dem Luftdruck-Maximum und Minimum auftrat, 
in der ganzen Luftsäule einer Anticyklone es wärmer als in der einer Cyklone ist, was mit den Lehren 
der mechanischen Wärmetheorie vollkommen im Einklänge steht; denn bei einem aufsteigenden Luftstrome 
in einem Minimum wird Arbeit geleistet, welche durch eine äquivalente Wärmemenge gedeckt werden muss, 
daher die Abkühlung, während im entgegengesetzten Falle die absteigende Luft durch Kompression eine Er 
wärmung erfährt. Die wissenschaftlichen Ballonfahrten 113 ) der letzten Jahre haben die aus den Beobach 
tungen der Sonnblick-Station hergeleiteten Schlüsse aufs glänzendste bestätigt. 
2) Ist es unmöglich, dass so relativ flache Luftscheiben, 114 ) wie es die Cyklonen höherer Breiten sind, 
blos durch Auftrieb entstehen und fortwandern können. Bekanntlich zieht ein Schornstein nur dann, wenn 
seine Höhe vielmal grösser ist als sein innerer Durchmesser. Weiter ist es vom Standpunkte 115 ) der Kon- 
vektionstheorie unerklärlich, dass die Wirbel bis ins Innere von Sibirien Vordringen, wo die Temperaturen 
der Luft etwa —30° bis —40° sind und der Wasserdampfgehalt bis fast auf Kuli herabsinkt. 
3) Erfolgt die normale Bewegung der Cirruswolken in cyklonischem Sinne, was nach Ferrel, 116 ) dort, 
wo die ablenkende Kraft der Erdrotation kräftig zur Geltung kommt, unverträglich ist mit einem nach auf 
wärts gerichteten Gradienten.
	        
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