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Full text: 22, 1899

22 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S99 No. i — 
Bewegung mit der fortschreitenden Bewegung des Minimums geometrisch zusammensetzte und nacli dem 
rarallelogramm der Geschwindigkeiten die Resultirende ermittelte. 
Wir haben nun für die Schneekoppe derartige Konstruktionen sowohl für den Winter als für den 
Sommer ausgeführt, indem wir den der betreffenden Gradientenrichtung und für die gleiche Periode be 
stimmten Ablenkungswinkel einführten und die entsprechende Geschwindigkeit der Luft für die Schneekoppe 
von der mittleren Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Minima abzogen. 
Die mittlere Fortpflanzungsgeschwindigkeit 109 ) der europäischen Wirbel, die aus den Bewegungen von 
1676 Minima in dem Zeitraum 1876—80 hergeleitet wurde, beträgt 7.4 m pro Sekunde. Die Windgeschwindig 
keit bei den einzelnen Gradientenrichtungen für die Schneekoppe wurde aus den Schätzungen der Wind 
stärke nach der von Herrn Koppen 110 ) aufgestellten Formel ermittelt: 
m = ß (1.6 + 0.06 .ß), 
worin ß die betreffende Stufe der Beaufort-Skala bezeichnet. 
Mittlere Windstärke und Geschwindigkeit auf der Schneekoppe 1886—90. 
Gradientenrichtung 
“ 8 
Mittel 
N 
NW 
W 
SW 
S 
SE 
E 
NE 
I Beaufort-Skala 
Winter I ,, , 
1 m pr. Sek. 
5.8 
5.1 
4.4 
4.5 
4.7 
5.2 
6.6 
6.9 
5.33 
11.3 
9.6 
8.1 
8.4 
8.8 
9.9 
13.2 
13.8 
10.23 
I Beaufort-Skala 
5.8 
4.8 
4.4 
3.8 
5.7 
5.1 
6.0 
6.3 
5.38 
Sommer ; 0 , 
1 m pr. bek. 
11.3 
9.0 
8.1 
7.0 
11.0 
9.6 
11.8 
12.5 
10.33 
Von einer Wiedergabe dieser beiden Konstruktionen für sämt 
liche Gradienten-Richtungen kann hier abgesehen werden; denn uns 
interessirt nur das Verhalten der Ablenkungswinkel bei W und SW ge 
richteten Gradienten. Führen wir diese Konstruktion zunächst für die 
Mittelwerthe, etwa für den Sommer aus, so ersehen wir, dass bei der 
beobachteten Windgeschwindigkeit von 8.1 bezw. 7.0 m pr. Sek. die 
einströmenden Bewegungen erhalten bleiben. Wenn wir aber die Ge 
schwindigkeit der Luftbewegung vergrössern, z. B. bis auf 20 m pr. Sek., 
eine Geschwindigkeit, die in den höheren Luftschichten wohl meist vor 
kommt, so tritt an der NE-Seite, also bei SW gerichteten Gradienten, 
Ausströmen ein, während bei westlichen Gradienten des kleinern Ab 
lenkungswinkels wegen die einströmenden Bewegungen erhalten bleiben. 
Verhalten der Scheitelwerthe. Noch weitere Aufschlüsse über 
die Konstitution der Cyklonen gewährt uns das Verhalten der Scheitel 
werthe, da ja die Mittelwerthe durch Extreme bekannterweise mehr 
oder weniger eine Abschwächung erfahren. Es wird daher noch von 
besonderem Interesse sein, die obige für die Mittelwerthe ausgeführte 
Konstruktion auch für die Scheitelwerthe bei W und SW gerichteten Gradienten vorzunekmen, deren Winkel 
für den Winter bei etwa 135° liegen. Die Konstruktion lässt nun erkennen, dass selbst bei der mittleren 
Windgeschwindigkeit von 8.4 m pr. Sek. bei SW gerichteten Gradienten die Luft ausströmt; nehmen wir je 
doch Bewegungen von 20 m pr. Sek. an, so ist das Ausströmen ein energisches und ebenfalls tritt dasselbe bei 
W gerichteten Gradienten ein. Tabelle 7 zeigt uns auch die Anwesenheit von mehreren Scheiteln bei SW- 
bis W-Gradienten; diese lassen demnach erkennen, dass in jenen Höhen sowohl das Einströmen als auch das 
Ausströmen der Luft an der Vorderseite der Cyklonen und umgekehrt an der Rückseite der Anticyklonen 
mit einander abwechseln. 
Weiter berechtigen sie zu dem Schlüsse, die Höhe der Minima und Maxima als eine schwankende an 
zunehmen. Bei Einströmen (Cyklonen) oder Ausströmen (Anticyklonen) auf Vorder- und Rückseite dürfte 
die Axe der Cyklone bis in grössere Höhen als die der Schneekoppe ragen, während bei Ausströmen im W-
	        
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