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P. Polis: Die Strömungen der Luft in den barometrischen Minima und Maxima.
der Anticyklonen ein Maximum des Ablenkungswinkels im Gegensätze zu den Luftdrucksystemen an der
Erdoberfläche; ja schon in der geringen Seehiihe von ca. 1000 m (s. Höchenschwand, bezogen auf die Iso
baren im Meeresniveau), geht auf der Vorderseite der Cyklonen bezw. Rückseite der Anticyklonen das Ein-
und Ausströmen theilweise umgekehrt vor sich, während bei der Schneekoppe diese Beziehungen noch schärfer
ausgeprägt sind. Bei der Schneekoppe treffen wir die grössten Ablenkungswinkel bei NW, W und SW ge
richteten Gradienten an, letztere werden während der Sommerzeit zum Maximum, wohingegen Höchenschwand
bei südwestlichen Gradienten nur kleine Ablenkungswinkel besitzt.
Dieses Verhalten des Ablenkungswinkels mit der Höhe stimmt mit dem Zuge der Unter- und der Cirrus
wolken überein, das sowohl von Clement Ley, 77 ) Hildebrandsson 78 ) und neuerdings Akerblom 79 ) solchen
Betrachtungen unterworfen wurde, nur dass in diesen Regionen das Ausströmen an der Vorderseite noch
grösser ist.
Weiter lehren die Untersuchungen von Kassner, 80 ) dass bei den Meercyklonen, deren Reibungs
verhältnisse auf beiden Seiten gleiche sind, a auf der Rückseite kleiner als auf der Vorderseite ist, und
berechtigen daher zu der Annahme einer beschleunigten Bewegung im West-Quadranten, einer verzögerten
im Ost-Quadranten.
Haben wir nun eine beschleunigte Bewegung auf der Rückseite, eine verzögerte auf der Vorderseite,
so werden sich diese in den höheren Luftschichten, deren Reibungsverhältnisse verschwindend klein sind,
noch verstärken. Die grosse Bewegungsenergie der schnell dahinfliessenden, west—östlichen oberen Luftmassen
genügt nach Ekholm, 81 ) um die Luft in der Cyklone heraufzupumpen, selbst gegen einen vertikal abwärts
gerichteten Druckgradienten. Weiter wird die grössere Geschwindigkeit der oberen Luftmassen, begünstigt
durch die geringere Reibung, ihrerseits eine vermehrte Centrifugalbeschleunigung bedingen. Es sind damit
die Momente gegeben, um die Bewegungen zuerst in centrirte, später in centrifugale zu verwandeln; denn
nach den Untersuchungen des Herrn v. Bezold 82 ) bedarf es zur Erklärung dieser zunehmenden Centrifugal-
kraft, „um dadurch ein Ausströmen der Luft aus dem oberen Theile der Cyklonen zu erzeugen, keiner Aende-
rung im Sinne der Luftdruckvertheilung, keines Umspringens von der cykloualen in die anticyklonale, sondern
es genügt, wenn die Windgeschwindigkeiten nach oben hin zunehmen.“
Bei derartigen Betrachtungen müssen wir noch besonders die Deformation 83 ) der Cyklonen mit der
Höhe in Rechnung ziehen; die Cyklone saugt nämlich auf der Ostseite wärmere, auf der Westseite hingegen
kältere Luft an; dieses bedingt, dass auf der Westseite der Luftdruck nach oben im allgemeinen schneller
als auf der Ostseite abnimmt, womit in der Höhe eine Verschiebung des Centrums gegen Westen nothwendig
verbunden ist. Eine an der Erdoberfläche ausgebildete kreisförmige Cyklone wird daher mit der Höhe
baldigst eine andere Form annehmen müssen. Zieht man diesen Umstand in Rechnung, wie es z. B. Möller
und Koppen 8J ) getlian haben, indem sie unter Berücksichtigung der Temperaturabnahme mit der Höhe
auf beiden Seiten der Cyklonen die Isobaren im oberen Niveau konstruirten, so gelangt man zu nachstehen
dem Schema. Dieses zeigt zugleich die Abnahme der Gradientengrösse auf der Vorder-, namentlich der
kalt
warm