P. Polis: Die Strömungen dev Luft, in den barometrischen Minima und Maxima.
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gemessen, wobei eine Genauigkeit von ca. 5® eingehalten wurde. Diese Methode des „Messens“, welche aller
dings, was hier nicht verhehlt werden soll, ausserordentlich zeitraubend ist, muss natürlich weit exaktere
Resultate ergehen, als die Bestimmung des Ablenkungswinkels durch Abziehen der mittleren Windrichtung
in dem betreffenden Oktanten von der Richtung des Gradienten, der mehrere Fehler wie folgt anhaften:
1) Können in den einzelnen Fällen die Windrichtungen oft mehr als 90° von einander abweichen und
dann in Mitteln zusammengefasst, hoi Anwendung der Lambert’schen Formel zu unrichtigen Winkelwerthen
Veranlassung gehen.
2) Beim Bestimmen der Gradientenrichtung (weil nur 8 Einthcilungcn) ist ein Spielraum bis zu 22'/2°
nach der einen wie nach der anderen Seite /«gelassen; man erhält daher heim Abziehen der Richtung des
Windes von der des Gradienten denselben Winkel, ob die Gradientenrichtung im negativen oder positiven
Sinne von der Himmelsgegend ahweicht, was hei der Messungsmethode nicht der Fall ist. /. B.:
(1 radientnnrichtnng Winkel
Windrichtung wirkliche angenommene abgezogen gemessen
SW N (f W X 45° 45°
SW N 20° W X 45® 115®
SW X 20® E X 45® 25°
Allerdings werden viele Fälle sich durch Abweichungen entgegengesetzter Art theilweise kompensiren.
Wir wollen daher die mittlere Windrichtung für die untersuchten Stationen bei den einzelnen Gradienten
richtungen ebenfalls bestimmen, um auf diese Weise eine Vergleichung der beiden Methoden ausüben zu
können.
Auch möchte ich schon angedeutet wissen, dass hei solchen Ausführungen die Mittelwerthe allein nicht
zu allgemeinen Schlüssen berechtigen, da die Schwankungen in der Grösse des Ablenkungswinkels oft recht
bedeutende und die Extreme vielfach an Beobachtungsfehler, Theildepressioneri etc. gebunden sind. Es
ist daher unerlässlich, neben den Mittelwerthe« auch die am häufigsten vorkommenden Winkel — Scheitel-
werthe — zu berücksichtigen, um dadurch über die allgemeine Konstitution der Ovklonen und Anticyklonen
Aufschluss zu erlangen.
ln dem ersten Theile der Arbeit wurde für jede Situation die Richtung und Stärke des Windes nebst
dem zugehörigen gemessenen Ablenkungswinkel eingetragen und in Mittelwcrthen zusammengefasst, sowie
ausserdem für die Ablenkungswinkel die verschiedenen Scheitelwerthe ermittelt. In dem zweiten Thoilc sind
für 3 Stationen die thatsüehlichen Entfernungen in km vom Centruin des Windsvstems zu Grunde gelegt
und für diese die mittleren Ablenkungswinkel wie die Windstärke berechnet.
Der besseren Uebersicht halber wurden die Winkel über 180° von 3ti0® abgezogen und wie allgemein
üblich, mit negativen Zeichen versehen. Grössere negative Winkel wurden nicht weiter verarbeitet, da die
selben meistens auf die orographisehen Verhältnisse oder Beobachtungsfehlcr (Versagen der Windfahne durch
Frost und dergl.) zuvückzuführcn sind; ebenfalls musste noch eine Reihe von Fällen ausgeschlossen werden,
wo der Verlauf der Isobaren ein zu unregelmässiger war und nicht den Kern des Minimums oder Maximums
erkennen liess. Ferner konnten die Fälle, in denen Kalmen notirt waren, nicht berücksichtigt werden, was
allerdings für die Station Aachen *) zu erheblich vielen Ausschliessungen Veranlassung gab. Hier tritt
wiederum die Subjektivität des Beobachters hervor, da so viele Kalmen den thatsächlichen Verhältnissen
nicht entsprechen dürften.
Als Maasseinheiten sind für den Luftdruck Millimeter, beim Wind acht Richtungen (Zwischenrichtungen
wurden abwechselnd zu der einen und der andern der beobachteten Hauptrichtung gerechnet) und die zwölf-
theilige Beanfortskala, hei den Ablenkungswinkeln ganze Grade verwandt, die Abstände vom Centrum der
Cyklonen und Anticyklonen sind in Kilometer ausgedrückt.
Bei der Anordnung des Stoffes ist noch folgendes zu beachten: Alle Maxima sind durch Fettdruck,
die Minima durch Kursivdruck her vorgehoben; die Tabellen mit arabischen, die Tafeln jedoch mit römischen
Zahlen fortlaufend bezeichnet. Der Ablenkungswinkel ist der Bequemlichkeit wegen meist mit u bezeichnet.
*) Seit Uebernahme und Umwandlung der Station in eine solche I. Ordnung im Jahre ISSÒ werden Kalmen fast nicht
mehr notirt, da unter Zuhilfenahme von Rauch, selbst hei einer sehr schwachen Luftbewegnng, von der Plattform der Station
die Richtung leicht festgestellt werden kann.