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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1899 No. 2 —
„Karlsruhe 411 ) befindet sich in der Rheinebene ziemlich in der Mitte zwischen Rhein und den Schwarz-
waldausläufern. Die Station liegt am Nordrande der Stadt in dem Westflügel der hufeisenförmig gebauten
Technischen Hochschule, auf deren Dache die Windfahne angebracht ist.“
Besonders gute und einwurfsfreie, nicht durch lokale Störungen getrübte Resultate, dürften von den
Stationen Breslau und Schneekoppe zu erwarten sein.
„Breslau 44 ) liegt im Centrum der schlesischen Ebene zu beiden Seiten der Oder,“ also fern von den
die Luftströmungen ablenkenden Gebirgen. „Zur Ermittlung der Windrichtung dient eine grosse, recht
empfindliche Windfahne, welche auf der obersten Spitze des Thurmes der Sternwarte, Dach wie Nachbar
gebände weit überragend, angebracht ist.“
„Die Schnee- oder Riesenkoppe 45 ) überragt um ca. 300 m den von W nach E verlaufenden Kamm
des Riesengebirges, dessen höchster Punkt sie ist, während der weit steilere Absturz gegen S und N 500 bis
600 m beträgt. Die Windfahne ist auf einem besonderen Mast errichtet, doch versagt dieselbe im Winter
öfters in Folge von starken Rauhreifbildungen.“
Im Gegensätze zu diesen freien Lagen dürfte das Aachener Material mehr oder weniger durch lokale
Einflüsse getrübte Resultate ergeben.
Aachen 46 ) liegt innerhalb eines hügeligen Terrains, welches inodifizirend auf die Windverhältnisse
wirken muss, auch werden die weiter entfernt gelegenen Ardennen, bezw. deren Ausläufer, eine Ablenkung
der südlichen und südwestlichen Luftströmungen bedingen (s. w. u.). Die alte Station 41 ) befand sich bis
zum Jahre 1804 inmitten der Stadt; die Beobachtungen der Windrichtung wurden daselbst an einer „durch
gehenden Windfahne“ vorgenommen. Leider hatte der frühere Beobachter die Gepflogenheit, bei Schätzungen
der Windstärke sehr viele „Kalmen“ anzunehmen, was für unsere Untersuchung die nicht angenehme Ver
anlassung gab, so viele Beobachtungen ausschliessen zu müssen.
Furnes endlich ist unweit der belgischen Küste einige Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Bei
diesem Material muss man besonders den Schätzungen der Windstärke mit grossem Zweifel begegnen, da
meist nur 1 und 2 der halben Beaufort-Skala notirt wurde und grössere Stärkegrade mit einigen Ausnahmen
vollständig fehlen. Es spielt eben bei solchen Schätzungen die Subjektivität des Beobachters 48 ) eine zu
grosse Rolle, sodass die Windstärkeangaben der einzelnen Stationen untereinander nicht so ohne weiteres
zu vergleichen sind.
4) Methode.
Aus den synoptischen Karten wurde zunächst festgestellt, ob die betreffende Station um 8 a eines jeden
Tages im Gebiet einer Cyklone (C) oder Anticyklone (.4) lag und zwar wurden mit Hildebrandsson,
Krankenhagen etc. ausser der Tiefe bezw. Höhe dieser Luftdrucksysteme, deren Unterabtheilungen nach
stehend angegeben sind, auch noch die 8 Gradientenrichtungen N, NE, E, SE etc. berücksichtigt. Fig. 1—2.
I. Cyklonen.
II. Anticyklonen.
1) C
2) C\
3) Ci
4) C s
Station im centralen Theil einer Cyklone.
5 im Gebiet einer Cyklone unter 750 mm.
t> s •» 3 » 750—755 »
s » » '> » über 755 »
1) A
2) Ai
3) Ai
» im centralen Theil einer Anticyklone.
3 im Gebiet einer Anticyklone unter 765 mm.
s » ■> s » über 765 »
Weiter wurde eine Station ohne Rücksicht auf die jeweilige Höhe des Barometers doch zur Cyklone
gehörig betrachtet, wenn die zugehörige Isobare nach der Seite des niedrigsten Luftdruckes konkav war.
und umgekehrt bei Barometerständen unter 760 mm, wenn die betreffende Isobare nach der Seite des höchsten
Luftdruckes hohl war, als zum Maximum gehörig angesehen. Ueberall ist die Untersuchung getrennt geführt,
sowohl für die wärmere — April bis September — als für die kältere Jahreszeit — Oktober bis März.
Um eine möglichste Genauigkeit hinsichtlich der Ablenkungswinkel zu erzielen, wui'de jede einzelne
synoptische Karte mit den zu untersuchenden Stationen (Luftdrucksystem so weit als nötkig nebst Wind
pfeilen) auf Pauspapier durchgezeichnet, der betreffende Gradient senkrecht zu der zugehörigen Isobare ge
fällt und dann mittels Transporteurs der Winkel zwischen Gradientenrichtung und Luftströmung direkt