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Full text: 22, 1899

P. Polis: Die Strömungen der Luft in den barometrischen Minima und Maxima. 
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10) Die mittlere Richtung der Cirrusbewegung bildet mit den Isobaren fast denselben Winkel nacli aussen, 
wie der Unterwind nach innen. Nahezu dürfte die Richtung der Isobaren die mittlere Strömungs 
richtung der Gesammtluftmassen darstellen. 
11) An der Rückseite einer Cyklone haben die Cirruswolken in Europa nahezu gleiche Richtung mit den 
unteren Wolken und dem Unterwind. 
12) Auf der Vorderseite einer Cyklone findet das grösste Einströmen an der Erdoberfläche, dagegen das 
grösste Abströmen in der Höhe statt. 
13) Es ist anzunehmen, dass die Südostwinde auf der Vorderseite einer Cyklone kaum die halbe Höhe 
von derjenigen der Nordwestwinde auf der Rückseite erreichen.“ 
„14) Die Höhe der vertikalen Axe eines Wirbels ist verschieden; sie ist in Schweden grösser als in 
England. (Akerblom.)“ 
Die Bestimmung der mittleren Ablenkungswinkel bei den früheren Arbeiten geschah durch Abziehen 
der mittleren Windrichtung in den betreffenden Oktanten von der Gradientenrichtung, was den thatsäcb- 
liclien Verhältnissen nicht ganz entsprechen dürfte, da nur bei kreisförmigen Cyklonen und Anticyklonen, 
die in der Natur seltener Vorkommen, diese Winkelwerthe gleich den Ablenkungswinkeln sind. 
Es dürfte daher eine solche Methode hei dem oft sehr ungleichmässigen Verlaufe der Isobaren zu 
etwas modifizirten Resultaten geführt haben. 
Ferner gewähren diese Arbeiten kein Urtheil über die Grösse des Ablenkungswinkels in gewissen Ent 
fernungen vom Centrum, da nur auf die Tiefe bezw. Höhe der Luftdrucksysteme Rücksicht genommen, nicht 
aber zugleich die Entfernungen vom Centrum des Minimums oder Maximums gemessen wurde. Auf diese 
Einwendungen werden -wir noch weiter unten zurückkommen. 
Es erübrigt jetzt noch, einige kurze Bemerkungen über die Arbeit von Kassner 3 ’) folgen zu lassen, 
welche sich allerdings auf gewisse typische Fälle, sogen, „kreisähnliche Cyklonen“ beschi'änkt, d. h. solche, 
deren Axenverhältniss im Maximum bis 3 : 2 beträgt. 
In dieser Arbeit bespricht Herr Kassner zunächst die Vertheiluug und Häufigkeit der untersuchten 
Cyklonen; es folgt hierauf eine spezielle Betrachtung über Gradient, Windrichtung und Stärke, Ablenkungs 
winkel und Bewölkung in ihren Beziehungen zu einander. Sämmtliche, in jener Untersuchung verwertheten 
Ablenkungswinkel, beruhen auf direkten Messungen; ebenfalls sind auch die Abstände vom centralen Raum 
berücksichtigt und in km ausgedrückt. 
Uns interessirt besonders, dass mit abnehmenden Gradienten — also auch mit abnehmender Wind 
stärke — der Ablenkungswinkel wächst, sowie ferner der Satz, wonach die Ablenkungswinkel auf der Vorder 
seite der Cyklonen kleiner seien, als an der Rückseite, für kreisähnliche Cyklonen nicht streng gültig ist. 
Was die Vertheilung der Windstärke anbelangt, so tritt das Maximum derselben bei den Landcyklonen an 
der Rückseite, bei den Küstencyklonen hingegen an der Vorderseite auf. 
Die vorhergehenden Darstellungen dürften zur Genüge klar gelegt haben, wie wichtig derartige Unter 
suchungen für unsere Vorstellungen über die ganze Konstitution der Cyklonen und Anticyklonen sind. Vor 
allen gewähren eingehende Studien über die Grössenverhältnisse der Ablenkungswinkel, einerseits bei den 
verschiedenen Lagen der Minima und Maxima, andererseits auch in verschiedenen Höhen angestellt, Auf 
schlüsse über das Auf- und Absteigen der Luftmassen, über die Veränderung derselben, welche sie bei der 
horizontalen Bewegung um das Windsystem erleiden, als auch über die U mkehr der centripetalen Bewegungen 
mit der Höhe in centrifugale oder umgekehrt. 
So sind nach den Untersuchungen des Herrn v. Bezold 38 ) aufsteigende Ströme in den Cyklonen nur 
so lange vorhanden, als die Grösse des Ablenkungswinkels 90° nicht überschreitet. Eine Ausnahme hiervon 
bilden ganz kleine Theildepressionen, die nur scheinbar die grossen Winkel bedingen. 
Es schien daher lohnend, derartige Betrachtungen noch für eine Reihe der verschiedeust gelegenen 
Stationen vorzunehmen, um die einzelnen Ursachen, welche modifizirend auf die Grösse des Ablenkungs 
winkels wirken, näher zu studiren. 
Ferner soll die vorliegende Arbeit, deren Anregung ich Herrn Geheimrath v. Bezold verdanke, ein 
neuer Beitrag zu den bereits aufgezählten früheren Untersuchungen liefern, so dass einmal von ihr eine 
weitere Ergänzung der mittleren Ablenkungswinkel 39 ), der Windgeschwindigkeit, ihrer Veränderung in den
	        
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