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Full text: 22, 1899

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S99 No. 4 
tiefen Meeresbecken der Fall sei; ferner aber, dass sie sich ausgedehntereren Erhebungen, wenn auch nur 
in geringem Maasse, anschliesst. So wird man im atlantischen Ozean die Lage der Grenzfläche etwa in 
500 Faden, rund 1000 m anzusetzen haben. Im nördlichsten Theile dagegen muss man bis 300 Faden oder 
550 m hinaufrücken; über den sogenannten Gründen vor dem Kanal endlich sowie der Newfoundlandbank 
hat man sie in nur etwa 30 — 60 m Tiefe zu suchen, wie auch die thermischen Profile deutlich zum Ausdruck 
bringen. Höchst wahrscheinlich besteht ein Zusammenhang zwischen diesen Beziehungen der Grenzfläche 
und jener Erscheinung, dass die Meeresströmungen den Küstenbänken ausweichen — wofür der Florida 
strom längs der amerikanischen Küste ein klassisches Beispiel bildet, wie sowohl Verlauf der Wasser- 
Isothermen als auch der Isohaiinen der Oberfläche deutlich zeigt — oder sich verbreiten beim Ueberfliessen 
einer Bank. Diese Verhältnisse mit in Rechnung zu ziehen wird aber wohl schwerlich gelingen. Man könnte 
höchstens unter Zuhilfenahme mehrerer getrennter Grenzflächen für verschiedene Theile des zu betrachtenden 
Meeres auch dieser Anforderung der Grenzfläche, sich über flachen Gebieten zu heben, gerecht werden, 
muss dann aber natürlich auf eine einheitliche Dichtigkeitsfläche verzichten. So wird man für die Beltsee 
und die Ostsee und vielleicht auch für die Nordsee eine höher gelegene Grenzfläche als für das europäische 
Nordmeer annehmen müssen; oder für die Gegend der Bank von Newfoundland oder die Gründe vor dem 
Kanal eine höhere als für den atlantischen Ozean und diese wieder tiefer als für das Nordmeer u. s. w. 
Zum Schlüsse ist noch die Frage zu erörtern: Liefert dieses Mohnsche Verfahren auch alle Meeres 
strömungen nach Stärke und Richtung; wird also ein so ermitteltes Strombild wenigstens angenähert die 
Strömungsverhältnisse zum Ausdruck bringen ? Oder giebt es vielleicht doch noch wesentliche Einflüsse, die 
nicht berücksichtigt sind? Mit anderen Worten: Sind die direkten Einwirkungen des Windes und die Dichte 
unterschiede die einzigen Hauptursachen der Meeresströmungen? Im grösseren Theile der von mir behandelten 
Region des nordatlantischen Ozeans trifft es ohne Zweifel zu; ausgenommen sind die Gegenden des Ost 
grönlandstromes, des Labradorstromes und vor allem des Floridastromes. Schon dass diese Strömungen 
durch besondere Namen ausgezeichnet worden sind, beweist, dass sie sich durch ihre Stärke von den gewöhn 
lichen Windtriften dieses Gebietes auszeichneten, sodass also zu ihrer Berechnung die Mohnsche Methode 
nicht ausreicht, sondern noch andere Entstehungsursachen angenommen werden müssen als direkte Wind 
wirkung und Dichteeinflüsse, besonders für den Floridastrom, der in Wirklichkeit noch südlich von New 
foundland mehr als die 3faclie Stärke aufweist, als die Berechnung ergiebt. Eine derartige empirische 
Bestimmung der Meeresströmungen aus den physikalischen Verhältnissen nach obiger Methode liefert also 
im allgemeinen nicht genau die Strömungen, wie sie sich in Natur vorfinden. 
Während demnach das Mohnsche Verfahren ein der Wirklichkeit in allen Theilen entsprechendes Strom 
bild zu konstruiren nicht gestattet, so dürfte andererseits diese Methode vielleicht ein Mittel liefern, um die 
eine oder andere von Mohn nicht berücksichtigte Ursache der Meeresströmungen nach ihrem Werth und 
Einfluss bei der Stromerzeugung zu bestimmen. Man wird dazu die Untersuchungen auf ein möglichst aus 
gedehntes Gebiet erstrecken, am besten für einen der drei Ozeane oder für den ganzen irdischen Ozean. 
Man gehe analysirend vor, indem man zunächst das Gesamtströmungssystem des Weltmeeres z. B. für das 
Mittel aus 30 Beobachtungsjahren etwa, welches sich an der Hand des bisher gesammelten Materials über 
Stromrichtung und Stärke mit zweckentsprechender Vollständigkeit angenähert anfertigen liesse, mit dem 
Windströmungssystem, wie dasselbe in obiger Darstellung (s. S. 12) gewonnen ist, derart nach dem Prinzipe 
des Kräfteparallelogramms kombinirt, dass man alle diejenigen Strömungen aussondert, welche direkter Wind- 
wirkung ihre Entstehung verdanken. Von den nach Abzug der Windströmungen restirenden Strömungen 
kann man dann noch durch ein analoges Verfahren die Dichteströmungen abspalten, obwohl dieses Unter 
nehmen weniger Aussicht auf Erfolg hat wegen der Spärlichkeit des Materials und der Schwierigkeit, für 
die ganze Erde z. B. die Grenzfläche festzulegen. Ohne Zweifel würde eine derartige Bearbeitung für die 
Theorie der Dichtigkeitsflächen von grossem Werthe sein, sich aber auch entsprechend schwierig gestalten. 
Eine Vereinfachung des Verfahrens ist indes nicht ausgeschlossen, da sowohl aus den Mohn sehen, wie auch 
den von mir berechneten Werthen sich angenähert die Beziehung -7^——---—— = _ —-— = 
ergiebt, so dass damit die ziemlich umfangreichen Rechnungen zur Bestimmung der Koordinaten der Dichtig 
keitsfläche in der Hauptsache auf die Berechnung von 2’ zurückgeführt wäre, indem dh = — —— 
ist. Der Bestätigung bedarf allerdings noch, ob diese Relation auch für beliebiges 2 gilt, da sie zunächst
	        
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