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Aus' dem Archiv der Deutschen See warte — 1899 No, 4 —
Ostgrönland eine Abnahme von N n. S von 0.7—0.48 m, die sich an der westlichen Küste bis 0.2 m fort
setzt. Für Labrador und Westeuropa dagegen eine Zunahme von 0.78 auf 1.76 m im ersteren Falle und
von 0.8 auf 2.3 m im letzteren. Für Island endlich lieferte die Berechnung 0.3 m. Es sei schliesslich noch
ein anscheinend merkwürdiger Punkt berührt, nämlich die unerwartete Uebereinstimmung der Höhe bei Island
und Schottland mit den Mohn sehen Werthen, obwohl ich für die Windgeschwindigkeit erheblich kleinere
Werthe als Mohn gefunden hatte. Auch bestand zwischen den von uns als Stromstärke-Einheit benutzten
Werthen eine erhebliche Differenz. Indes haben beide Abweichungen im entgegengesetzten Sinne statt
gefunden und sich deshalb beinahe ausgeglichen. Z. B. fand Mohn für Beaufort 3.9 etwa 10 m Windstärke
pro sek und 0.32206 m pro sek Stromstärke, während ich B. 3.9 = 6.9 m Windgeschwindigkeit gesetzt habe
und diese 0.0466.6.9 = 0.32154 m Stromstärke erzeugen, so dass wir gleiche Werthe fanden, da nur
3 Dezimalen berücksichtigt werden und die 3. bei mir auch auf 2 erhöht ist. Somit bleibt das Mohnsche
Resultat doch richtig und es findet ein direkter Anschluss meiner Windfläche der Irmingersee an die
Mohnsche statt.
B. Dichtigkeitsfläche.
Neben den direkten Windwirkungen glaubte Mohn in der ungleichen Dichteanordnung die zweite Haupt
ursache der Strömungen des europäischen Nordmeeres zu erblicken. Er hat daher im zweiten Theile seiner
Abhandlung den Versuch gemacht, auch diese Dichteströmungen durch Rechnung festzustellen. Dieses Ver
fahren ist bereits von Dr. Engelhardt "wiederholt worden und zwar für ein interessantes Gebiet, die Ostsee.
Meine Aufgabe kann es deshalb nicht sein, hier noch einmal alle Berechnungen abzuleiten, sondern ich muss
mich begnügen, eine kurze Uebersicht, soweit es das Verständniss erheischt, zu geben. Um die Aufstelhing von
Gleichungen zu ermöglichen, wird die Berechnung an einem regelmässig gestalteten Meere mit parabolischem
Querschnitt ausgeführt, eine vereinfachende Voraussetzung, welche für das europäische Nordmeer mit den
grössten Tiefen in der Mitte gemacht werden durfte, und die annähernd für jedes Weltmeer zutrifft, wo
die grösste Tiefe im Verhältnis zu Länge und Breite sehr gering ist. Infolge der ungleichen Dichte des
Seewassers wird die Meeresoberfläche keine Niveaufläche sein (wobei von der Einwirkung irgend welcher
anderer Kräfte abgesehen wird), vielmehr wird sie sich über die Niveaufläche des tiefsten Punktes erheben
und zwar um so höher, je kleiner das spezifische Gewicht und die Schwere sind. Die Folge davon wird ein
System von Strömungen sein in der Richtung des Gefälles, welches die Einsenkung auszufüllen strebt. Dadurch
würde der Druck in den tieferen Schichten unter der Einsenkung vermehrt, während er sich unter der
Erhöhung vermindert und somit würde in den tiefen Niveauflächen eine den höheren entgegengesetzte Druck-
vertheilung hervorgerufen und demgemäss auch ein System entgegengesetzt gerichteter Strömungen. Zwischen
diesem unteren und oberen System muss aber eine Grenzfläche liegen, in welcher es infolge der ungleichen
Dichteanordnung keine Druckunterschiede giebt; die Schicht des Zeichenwechsels der Druckunterschiede und
Bewegungsrichtungen in der Niveaufläche. Die Festlegung dieser Grenzfläche ist indes noch ein schwacher
Punkt der Theorie. Empirisch gab sich für den Abstand derselben von der Oberfläche 0.37 H, wo H die
grösste Tiefe bedeutet. Andere Kriterien führten jedoch Mohn wie Engelhardt dazu, die Fläche höher
hinauf zu verlegen, et-wa in einen Abstand von etwa nur 0.15 H. Nimmt man als Maximaltiefe etwa 6000—
6500 m an, so wäre die Grenzfläche in 900—1000 m Tiefe anzusetzen, wofür auch das Zusammenrücken
der Tiefen - Isothermen des Seewassers südlich von 45° N-Br. spricht. Auch ergaben die Tiefenstrom-
Messungsversuche des „Challenger“ im 32° N-Br. des nordatlantischen Ozeans etwa in 1000 m eine stromlose
Schicht. Im Norden zwischen den britischen Inseln, Island und Grönland dagegen muss man nach Mohns
Untersuchungen bis etwa 550 m hinaufrücken, entsprechend der geringeren Tiefe des Meerestheils. Jedenfalls
ist es empfehlenswerth, in zweifelhaften Fällen den Abstand der Grenzfläche von der Oberfläche etwas kleiner
zu nehmen wegen des Fehlers, welcher durch ihre falsche Festlegung entsteht. Es soll deshalb, haupt
sächlich aber, um auch hier an Mohns Arbeit anzuschliessen, die im Norden geltende Grenzfläche in der
Tiefe von 550 m oder 300 englischen Faden zu Grunde gelegt werden. Der Druck in derselben berechnet
sich nach der Formel p — 54.6434-)-53.23 (A—1.02785), in welcher A das mittlere spezifische Gewicht der
Wassersäule zwischen der Oberfläche und der Grenzfläche bedeutet. Je grösser also A, desto grösser auch
der Druck. Um aber Dichtigkeits- und Windfläche kombiniren zu können, müssen die vertikalen Koordinaten
ihrer Erhebung auf dieselbe Niveaufläche bezogen werden wie die der Windfläche (S. 14). Die Berechnung