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Full text: 22, 1899

Georg Wegemann: Die Oberflächeu-Stömungeu des nordatlantisclien Ozeans nördlich von SO* N - Br 
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amerikanischen Mittelmeere z. Th. zugefiihrt zu werden, z. Th. als Antillenströnmng an demselben vorbei 
durch den Florida-(Golf-)Strom wieder in das Gebiet nördlich von 40°N-Br. zu gelangen und so seinen 
Kreislauf zu vollenden. Das Wasser der zweiten und mittleren Zone dagegen durchquert den Ozean bis es 
an der europäischen Westküste gezwungen wird, seine Richtung zu ändern. An den französischen Gestaden 
entlang zwischen der Garonnemündung und Ouessant wird der grösste Theil des Wassers, welches diese 
Küste unter einem Winkel von etwa 12U° trifft, durch den Kanal La Manche in die Nordsee geführt, mit 
gerissen durch die direkt in den englischen Kanal laufende Strömung, die als direkter Strom stärker ist, 
als der ehemals gleich starke, durch Ablenkung aber geschwächte NW-Strom aus dem Busen von Biscaya, 
der darum zur Hauptsache dem stärkeren durch den englischen Kanal folgen wird. Im günstigsten Falle 
wird aber der aus diesen beiden Strömungen der NW und der NE resultirendo Strom in eine direkte 
N-Richtung übergehen und den St. Georgs-Kanal, die irische See und den Nordkanal durchfliessend nördlich 
von Schottland das Nordmeer erreichen. Sehr unwahrscheinlich ist aber, dass die abgelenkte NW-Strömung 
des Biscaya-Golfs nach Renneis Annahme die stärkeren, direkten durch das Aermelmeer und dpn St. Georgs- 
Kanal aus ihrer SW-Richtuug nach SE ablenkt und sich mit ihnen westlich um Irland in südlicher Richtung 
dem europäischen Nordmeere zuwendet. Wenn dieser sogenannte Rennelstrom überhaupt existirt, so kann 
er wenigstens keine Windströmung sein; doch kann erst am Schluss auf diese Frage näher eingegangen 
werden. Nicht alles Wasser indes, welches dem Meerbusen von Biscaya zuströmt, wird nach NW der 
französischen Küste entlang fortgetrieben. Ein Theil weicht nach der entgegengesetzten Richtung aus und 
gelangt dadurch in den, allerdings nur schmalen Bereich der NE-Winde, welche die ganze spanische Nord 
küste bestreichen, als Folge des sekundären Luftdruck-Minimums über der iberischen Halbinsel. Dieser 
Theil des atlantischen Wassers wird also in NE-Richtung auf die spanische Küste getrieben, um an der 
selben entlangstreichend Kap Einisterre zu umfliessen und mit dem Kanarenstrom fortgeführt zu werden. 
Die Gewässer der mittleren Zone nördlich von 50°N-Br. sehen wir dagegen nur durch die irisch 
schottische Küste ein wenig abgelenkt, und direkt durch die Lücke zwischen Schottland und Island den 
atlantischen Ozean verlassen. Die dritte nördliche Zone, die Irmingersee und Davisstrasse umfassend, endlich 
zeigt] in der That jenen Stromkreis, den Prof. Krümmel bereits auf Grund der Planktonbefunde und 
herrschenden Luftbewegungen in die Stromkarten eingetragen hat. Die Strömungs-Maxima an der ostgrön 
ländischen Küste und von Labrador haben ebenfalls besondere Namen, „Ostgrönland-Stronv und „Labrador- 
Strom“, erhalten. Schliesslich ist zu den Windströmungs-Verhältnissen an den newfoundländischen Küsten 
zu bemerken, dass im allgemeinen nur sehr schwache Windströmungen vorhanden sind, nämlich 4 - 5 See 
meilen in 24 Stunden in NE- und E-Richtung. Hier muss noch eine ganze Reihe anderer Umstände mit- 
wirken, um die thatsächlieh beobachteten Ströme zu erzeugen, besonders Dichte-Verhältnisse. Dies wäre in 
grossen Umrissen das Bild der Windströmungen im atlantischen Ozean nördlich von 30°N-Br. 
4. Windfläche. 
Um die Windströmungen später mit den Dichteströmungen kombiniren zu können, besonders aber zur 
Bestimmung der Tiefenströme hat der schöpferische Geist des norwegischen Meteorologen eine Methode der 
graphischen Darstellung ersonnen, die wold einer grösseren Beachtung werth gewesen wäre, als sie gefunden 
• hat. Ausgehend von der Thatsache, dass Strömungen in einer Niveaufläche Deformationen verursachen, sucht 
Mohn dieselben für die ihrer Ursache nach verschiedenen Strömungen festzustellen und findet so also die 
infolge der Windströmungen von der Niveaufläche abweichende Fläche die „Windfläche“ und analog für die 
Dichtigkeits-Strömungen die „Dichtigkeitsfläche“, für die gesamten Strömungen die „Stromfläche“. Da indes 
die Herstellung derselben keineswegs einheitlich ist, so muss eine getrennte Behandlung derselben Platz 
greifen. Die Windfläche ebenso wie die anderen Mohn sehen Flächen werden durch Linien gleicher Er 
hebung über die Niveaufläche des tiefsten Punktes etwa dem stromlosen Haupt-Minimum in der Irmingersee, 
dargestellt. Eine allgemeine Theorie dieser Fläche giebt Mohn leider nicht. Indes scheinen folgende Gesichts 
punkte leitend zu sein; nämlich: 
1) die Linien gleicher Erhebung verlaufen in der Richtung der Meeresströmungen, 
2) dieselben erheben sich auf der nördlichen Halbkugel nach rechts, wenn man in der Richtung 
der Bewegung blickt.
	        
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