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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S99 No. 4 —
Formel zum Ausdruck bringt; v — s.(l—p.~ at ), in welcher v die jedesmalige Geschwindigkeit, s die Stärke
des stationären Stromes, t die Zeit und « eine positive Konstante, welche vermuthlich sehr gross ist, da
v = s bald eintritt. Man wird in der inneren Reibung des Wassers die Hauptursache dieser Erscheinung
zu suchen haben, welche bewirkt, dass die Windströmungen nie die Geschwindigkeit der darüber streichenden
Luft annehmen, was schon Cialdi 48 ) dadurch ausgedrückt hat, dass er Wind- und Stromstärke umgekehrt
proportional den Quadratwurzeln aus den Dichten setzte. Dies stimmt übrigens mit dem von Mohn rein
empirisch gefundenen Werth annähernd überein. Derselbe fand aus 658 Beobachtungen, dass eine Wind
geschwindigkeit von Beaufort 3.9 eine Strömung von 15 Seemeilen in 24 Stunden erzeugt. Für 1 m Wind
stärke pro sek ergab sich unter Anwendung der Scottschen Reduktion — wonach Beaufort 3.9 rund 10 m
ist — 0.032206 m pro sek. Nun sind jedoch die Scottsclien Werthe zu gross, so dass also die von Mohn
benutzte Stromstärke als zu klein sich erweist. Aus Prof. Krümmels Reduktionswerthen entnehme ich
„ , ..... , 15 (Seemeil.). 1862 (m)
B. 3.9 = 6.9 m pro sek Windgeschwindigkeit = ... —r-—7—77——7 = 0.0466 m pro sek, oder
1 00 24 (“). 3600 (sek). b.9 (mm) 1 ’
1 m pro sek Windstärke entspricht in 24 Stunden 2.18 Seemeilen Strömung. 49 ) Für den eisbedeckten Tlieil
an der ostgrönländischen Küste ist das Mohn sehe Verhältniss angenommen, indem am Rande volle Ge
schwindigkeit gesetzt ist, abnehmend nach der Küste bis um das 2 ‘/2 fache, entsprechend der Zunahme von
k (Reibungs-Koeffizient von Luft gegen Wasser, S. 7) von 0.000035—0.000008 auf dem Festlande. Sowohl
für beide Windkarten des Jahres als auch für den Januar sind mittels dieser Faktoren Windströmungs-
Karten berechnet und konstruirt, indem die Stromrichtung durch Pfeile angedeutet ist und die Punkte gleicher
Windstärke durch Linien verbunden sind. Vergleicht man die Jahreskarten mit einander, so fällt ihre
Aehnlichkeit mit den betreffenden Windkarten auf, insofern Stromrichtung mit der Windrichtung, soweit es
die Küsten zulasseu, zusammenfallen. Im nordatlantischen Ozean kommen aber nur die französisch-englischen
in Frage (s. S. 13). Den drei Windgeschwindigkeits-Maximis entsprechen drei Stromstärke-Maxima von etwa
28 cm pro sek in der Mitte, 16 cm an der ostgrönländischen Küste und 22 cm in der Davisstrasse bezw.
von nur 20.5 cm pro sek. Auch die Häufung der Strömungslinien um die Minima, sowie die charakteristischen
Biegungen derselben finden sich übereinstimmend auf beiden Jahreskarten, die sich eben nur in der Grösse
der Stromstärke unterscheiden. Auch die Januarkarte zeigt alle obigen Merkmale; jedoch sind die Strom
stärke-Unterschiede im Verhältniss zu der Jahreskarte noch bedeutender. Die Maxima steigen bis 29 cm
pro sek und sogar bis 32 cm bei Ostlabrador, während der grösste Tlieil des Gebietes eine Stromstärke
von 22 cm pro sek gegen 12 cm pro sek der Jahreskarte aufweist. Mit wenigen Worten soll noch auf die
letztere eingegaugen werden, da sie zur Konstruktion der Stromfläche benutzt ist.
In vorwiegend SE- und E-Riclitung werden die atlantischen Gewässer, sofern dieselben nur unter dem
Einflüsse des Windes stehen, nördlich von 40° N-Br. über den Ozean getrieben und zwar sehen wir den
südlichen Tlieil, noch ehe er die spanische Küste berührt, zwischen dieser und den Azoren unter dem Ein
flüsse des Luftdruck-Maximums nach Süden umbiegen, um alsdann dieses letztere umkreisend wieder dem
49 ) Krümmel: Ozeanographie II. S. 370.
1S ) Dinklage: (Ann. d. Hydrogr. 1888, 1 n. folgend.) fand für den Adlergrund folgende Beziehungen zwischen Wind-
und Stromstärke.
Beaufort
nach Koppen
(1899)
= m
Strom im Etmal
in km
in
Seemeilen
nach Mohn
in Seemeilen
0—2
2.5— 3
3.5— 4
4.5— 5
5.5— 6
6.5— 7
1 7.5—8
'1 8.5—9
0— 3.1
3.1- 4.8
4.5— 6.7
6.7— S.8
5.5- 10.7
10.7—12,9
12.9—15.4
15.4—18.0
3.06 - 1.6
4.9 = 2.7
7.13 = 3.8
10.5S = 5.4
13.89 = 7.0
14.65 = S.l
17.87 = 9.7
21.27 = 11.3
0- 6.76 [
6.76—10.46
10.46—14.61
14.61 -19.18
19.1S—23.33
23.33—27.12
27.12—34.77
34.77-39.24
Die erheblichen Differenzen zwischen den Dinklageschen und Mohnscken Werthen erklären sich leicht aus den lokalen
Verhältnissen des Adlergrundes, der am Beobachtungsorte nur 5 m Tiefe hat. Daher sind für die Berechnung ozeanischer
Strömungen nur die Mohnschen Werthe verwendbar.