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Full text: 22, 1899

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S99 No. 4 — 
beträgt; dann giebt der Quotient den Werth des Gradienten in mm an. Um den Isobarenabstand bis auf 
5 km genau zu bestimmen, ist der aus der Karte genommene Abstand verzehnfacht und dann gemessen und 
zuletzt aus allen Werthen das Mittel genommen. Die praktische Ausführung dieses anscheinend so einfachen 
Verfahrens stösst indess auf erhebliche Schwierigkeiten. Schon die Beschränkung auf eine geographische 
Breite wird nicht innegehalten werden können, da die Anzahl der brauchbaren Beobachtungen genau in 
derselben viel zu klein ist; man wird vielmehr eine Zone zu beiden Seiten der betreffenden Breite betrachten 
müssen, für 35° N-Br. etwa die Zone zwischen 30—40° N-Br. und das Mittel aus allen Beobachtungen wird 
auch wahrscheinlich der Werth des Gradienten für die mittlere Breite der Zone, also 35° N-Br. darstellen. 
Die Hauptschwierigkeit liegt jedoch in der Auswahl der Beobachtungen unter den gutbeglaubigten; denn 
fast auf jeder Isobarenkarte kann man Beispiele finden, wo die Isobaren den entgegengesetzten Verlauf 
nehmen als nach dem Windgesetz zu erwarten stände. Wollte man also nur nach obigen Gesichtspunkten 
die Beobachtungen auswählen, so dürfte man sich nicht wundern, wenn man z. B. für B V (= Beaufort V) 
einen grösseren Isobarenabstand, also kleineren Gradienten als für BIV im Mittel findet, wo nach dem 
barischen Windgesetz das Umgekehrte der Fall sein soll. Der Grund dieser Erscheinung ist wohl darin zu 
suchen, dass die 1 mm-Isobaren, welche zwischen den 5 mm-Isobaren der Wetterkarten einzuschalten sind, 
nicht parallel und in gleichen Abständen zu einander sich befinden, sondern unregelmässig verlaufen; oder 
mit anderen Worten, dass der Gradient der Druckdifferenz von 5 mm nicht der zu der beobachteten Wind 
geschwindigkeit gehörige ist. Dies halte ich überhaupt für das schwerwiegendste Bedenken, gegen welches 
alle anderen ziemlich zurücktreten, wo die Methode gerade darauf fusst, dass in derselben Breite einer be 
stimmten Windstärke ein gewisser Gradient zugeordnet ist, der im Verhältniss zur Geschwindigkeit wächst. 
Ein Kriterium dafür, ob irgend ein berechneter Gradient die beobachtete, in die Karte eingetragene Wind 
stärke erzeugt, existirt nicht. Im allgemeinen darf man aber annehmen, dass der gefundene Gradient nicht 
der zugeordnete ist, einmal wenn in der Nähe der Windbeobachtung eine zweite erheblich abweichende 
innerhalb derselben Isobaren sich befindet, zum andern aber, wenn durch den unregelmässigen Verlauf der 
Isobaren sowie die angedeutete, gesetzwidrige Veränderung von Gradienten und Windgeschwindigkeit eine 
ungleiche Vertheilung der 1 mm-Isobaren angedeutet wird. Folgende Tabelle giebt eine Zusammenstellung 
der von mir gefundenen Gradienten. 45 ) 
35° N-Br. 
45° N-Br. 
55° N-Br. 
65° N-Br. 
Beau- 
Anzahl 
Isobaren- 
Gradicnten 
Anzahl 
Isobaren- 
G radienten 
Anzahl 
Isobaren- 
Gradienten 
Anzahl 
Isobaren- 
Gradienten 
fort- 
der 
abstand 
in mm 
nach 
der 
abstand 
in mm 
nach 
der 
abstand 
in mm 
der 
abstand 
in mm 
Skala 
Beobacht. 
in km 
berechnet 
Dinklage 
Beobacht. 
in km 
berechnet 
Dinklage 
Beobacht. 
in km 
berechnet 
Beobacht. 
in km 
berechnet 
III 
3 
880 
0.63 
5 
730 
0.76 
I 
IV 
31 
630 
0.88 
0.8 
42 
525 
1.06 
i.i 
12 
460 
1.21 
9 
420 
1.32 
V 
29 
475 
1.15 
1.1 
28 
395 
1.40 
1.4 
8 
350 
1.58 
3 
315 
i.80 ; 
VI 
23 
385 
1.45 
1.5 
36 
320 
1.72 
1.7 
23 
280 
2.00 
22 
255 
2.20 [[ 
VII 
20 
315 
1.80 
1.8 
26 
260 
2.14 
2.2 
10 
230 
2.4 
10 
210 
2.65 
Vili 
6 
265 
2.10 
2.3 
24 
220 
2.50 
2.7 
9 
195 
2.9 
15 
175 
3.2 ¡1 
IX 
9 
225 
2.50 
2.8 
10 
190 
3.0 
3.3 
6 
165 
3.4 
7 
150 
3.7 
X 
4 
160 
3.50 
3 
140 
4.0 
Die. Werthe in den Kolonnen „berechnet“ sind vom Verfasser berechnet. 
Damit später Wind- und Dichtigkeitsfläche zur Stromfläche kombinirt werden können, müssen die vor 
kommenden Grössen in einheitlichem Maasse ausgedrückt werden, und habe ich mich für das übliche CGS- 
System entschieden. Da gewöhnlich Windstärken in der 12 theiligen Beaufort-Skala angegeben werden, muss 
statt dieser die entsprechende Windstärke in cm pro sek eingeführt werden. Leider fehlen immer noch 
allgemein anerkannte Reduktionswerthe, so nothwendig sie auch sind. Allerdings haben sich mehrfach 
Meteorologen mit ihrer Herstellung beschäftigt, jedoch ohne übereinstimmende Ergebnisse zu erzielen; erst 
in den letzten Jahren nähert man sich dem Ziele. Meinen Rechnungen werde ich das von Prof. Krümmel 4 ®) * 46 
ls ) Deutsche Seewarte: Tägl. synopt. Wetterkarten des nordatl. Ozeans. XII 1888 bis XI 18S9 incl. X. Th. V—VIII, 
1SS2, 84, 85. Ill—V, 1SS2. 
46 ) Ergebnisse der Plankton-Expedition: Krümmel, Geophysikalische Beobachtungen.
	        
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