6
Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte — 189S No. 5 —
regelmässigen Beobachtungen von Wild’schen Stärketafeln auf 5 Stationen in den Jahren 1876—80 beruht.
Die gleichzeitigen Stärkeschätzungen geben den Definitionen nach nur halbe Beaufort-Grade (also 0—6);
dies ist unzweifelhaft ein Uebelstand, und auch der Windmessapparat kann sich an Genauigkeit nicht einem
Anemometer gleichstellen. Allein da die Beobachter alte Seeleute waren und andererseits auch die Messungen
hier Momentwerthe sind und dadurch der Vergleich genauer ist, so hat diese Untersuchung dennoch be
deutenden Werth. Die Konstanten der Apparate beruhen auf den Untersuchungen von Dohrandt.
7) Gleichfalls in den Annalen der Ilydr. (Jahrg. 1890, S. 69) hat Dr. Hugo Meyer 5jährige Schätzungen
und Messungen auf der Station der Seewarte zu Keitum auf Sylt behandelt. Als Argument hat er die
Windwege der zwei anliegenden Stunden genommen, um den oben angegebenen methodischen Fehler zu ver
meiden. Den Felder der Instrumental-Konstanten aber hat er nicht verbessert, sondern die von der See
warte veröffentlichten Werthe, die auf der Konstante 8 beruhen, unverändert benutzt. Berechnen wir sie, wie
bei den Werthen von Sprung geschehen, so erhält man die Werthe unserer Tabelle auf S. 15.
Bei meiner Zusammenstellung auf S. 71 des Jahrgangs 1892 der „Annalen der Hydr. u. Mar. Met.“ habe
ich diesen Umstand übersehen, bei dessen Beachtung die wirklichen Windgeschwindigkeiten dieses Vergleichs
bei den Stärken von 8 und 9 Beaufort sich niedriger als die aller übrigen Vergleiche stellen. Da es sich
dabei um einen einzigen Beobachter handelt, so könnte dies leicht durch eine persönliche Eigenheit seiner
Schätzung bedingt sein; allein von wesentlichem Einflüsse wird wohl auch der Umstand sein, dass das
Schalenkreuz von Keitum, das 1875 noch die benachbarten Bäume überragte, durch deren weiteres Wachs
thum in den späteren Jahren mehr und mehr beeinträchtigt worden ist, bis es Anfang 1895 eine andere
Aufstellung erhielt.
8) Das auf der Forschungsreise von S.M. S. „Gazelle“ gewonnene umfangreiche Material an Messungen
und Schätzungen des Windes ist im 5. Bande des Gazelle - M erkes vollständig mitgetheilt. Die zur Beur-
theilung der Messungen erforderlichen Auskünfte über die Art ihrer Anstellung u. s. w. sind zwar im Druck
nicht vollständig gegeben, konnten aber durch gefällige Mittheilungen des Herrn Geh. Raths Neumayer,
dem s. Z. die Organisation des wissenschaftlichen Theiles dieser Expedition oblag, ergänzt werden. Das
Handanemometer Knifft No. 61 ist während jeder Wache ein oder mehrmal auf kurze Zeit exponirt und
seine Umdrehungszahl während einer Minute, sowie die gleichzeitig geschätzte Stärke notirt worden. Die
Konstanten des Anemometers sind nach der Reise bestimmt worden, und das Resultat ist kürzlich im
Bd. 20 des „Archivs der Seewarte“, Abhandl. 4, S. 25 veröffentlicht. Danach ist die Windgeschwindigkeit
iv == 1.3 -f 2.3 v, wenn v die Geschwindigkeit der Schalenmitten bedeutet, alles in Metern pr. Sek. Die ver
öffentlichten Werthe w' = 3 v sind also nach der Formel w — 1.8+ 2;> /3» vf umzurechnen; da sie nicht
Summenwerthe längerer (z. B. stündlicher) Zeiträume, sondern das Resultat nur minutenlanger Messungen
sind, so dürfte es gleichgültig sein, ob bei ihrer Vergleichung mit den momentanen Schätzungen die letzteren
nach den ersteren geordnet werden oder umgekehrt. Bei der Diskussion des Verhältnisses zwischen Beaufort-
Skala und Metermaass, welche Herr Knipping in den Annalen der Hydr. 1894 (S. 57) veröffentlicht hat,
konnte jene Umrechnung noch nicht ausgeführt werden, da ihm die Konstanten des Instruments nicht be
kannt waren. Seiner Arbeit liegt hauptsächlich die Tabelle zu Grunde, die auf S. 7 des 5. Bandes des
r Gazellewerks eine Gegenüberstellung der Windstärken nach Beaufort und der Umdrehungen des Anemometers
in der Minute giebt, wenn das Schiff „bei dem Winde“ segelte,*) also den Beaufort’scben Definitionen ent
sprach. Ueber die Art, wie diese Tabelle aus den Beobachtungen abgeleitet ist, findet sich im Gazellewerk
keine Angabe; die Umdrehungszahl des Anemometers ist nicht in Mittelwerthen, sondern nach Stufen
angegebeu, die wohl nur unter Fortlassung einer Anzahl von Fällen gewonnen sein können, weil sie meistens
nicht über einander übergreifen, was doch in Wirklichkeit stets der Fall sein wird, sobald die Zahl der
Vergleiche erheblich ist.
Diesen Bedenken ist es wohl zuzuschreiben, dass Prof. Krümmel in seinem Werke eine neue Be
rechnung der korrespondirenden Stärken und Geschwindigkeiten aus den Gazelle-Beobachtungen versucht
hat. Das Resultat ist, wie man sieht, in guter Uebereinstimmung mit jenem der Tabelle im Gazellewerk,
obwohl die Auswahl der Beobachtungen eine andere war. Denn Herr Krümmel hat für die Stärken 2—4
*) Die Gesamtzahl der „beim Winde“ gemachten Anemometer - Beobachtungen auf der „Gazelle“ betrug, nach ge
fälliger Mittheilung des Herrn Wirkt. Geh. Adm.-R. Dr. Neumayer 1416, und zwar 995 im strengen Sinne „beim Winde“,
264 bei einem Winkel zwischen Schiffskurs und Wind von 6—7 Strich, 157 bei einem Winkel von 7—S Strich.