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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S9S No. а —
Kew-Anemometer. Dieser Faktor wird gegenwärtig als nur 2.2 angenommen, in welchem Verhältnis also
die Seott’schen Zahlen zum mindesten zu verkleinern sind, mit Ausnahme der untersten Grade.
Andererseits erfordert der methodische Fehler der Grnppirung von Integralwerthen nach Moment-
werthen die sogleich unter 2 zu nennende Korrektion.
2) Im Jahre 1879 hat Dr. Sprung 3594 Beobachtungen aus den Jahren 1876—78 von den Stationen
der Seewarte Neufahrwasser, Swinemünde, Keitum und Borkum mit den Angaben der Anemometer an den
selben Orten während der zwei den Beobaehtungstermin einschliessenden Stunden verglichen. Diese Zusammen
stellungen konnte ich im Manuskript benutzen für einen Aufsatz,*) in welchem ich zugleich den ersten Ver
such gemacht habe zu einer Bestimmung der wirklichen Konstanten der Anemometer der Seewarte. Mit den
so gefundenen Konstanten hat dann auch Sprung bei der Veröffentlichung seiner Arbeit im 2. Bande des
Archivs der Seewarte die von ihm nunmehr etwas anders gruppirten Mittelwerthe umgerechnet und am Schluss
seiner Abhandlung veröffentlicht. Die von den verschiedenen Stationen und Windrichtungen gewonnenen
Werthe stimmen ausserordentlich gut überein.
Neun Jabre später bin ich darauf gekommen, dass es zu fehlerhaften Resultaten führen muss, wenn
man, wie dies bis dahin stets geschah, zur Ordnung von Integralwerthen längerer Zeiträume Schätzungen,
die Momentwerthe sind, als Argument benutzt, wie oben erläutert ist. Auf meine Bitte stellte mir Sprung
seine Ausschriften zur Verfügung, so dass ich an demselben Material die umgekehrte Zusammenstellung
ausführen und den Einfluss der Methode auf das Resultat leicht feststellen konnte. Das Ergebniss habe
ich in der Meteorologischen Zeitschrift 1888, S. 239, in einer Fussnote zu einer Mittheilung gegeben, die
Waldo über dieselbe Umordnung machte, welche er an seinen unter 5 zu nennenden Vergleichen auf meine
Veranlassung ausgeführt hatte.
Die Konstanten der Stations-Anemometer der Seewarte sind später an zwei Exemplaren durch Herrn
Geh. Rath Dr. Neumayer und Dr. v. Hasenkamp genauer untersucht worden. Das Ergehniss ist im „Archiv
der D. Seewarte“, Jahrgang 1897 (Bd. 20), No. 4, S. 38 und 45—47 veröffentlicht. Da zu der Zeit, auf die
Sprung’s Untersuchung sich bezieht, auf den Stationen der Seewarte nur Anemometer derselben Konstruktion
aufgestellt waren, so können diese Konstanten mit genügender Annäherung für alle gelten. Der Vergleich
im freien Winde mit einem kleinen Recknagel-Anemometer, dessen Konstanten bestimmt waren, hat für zwei
Stationsanemometer die Gleichungen iv = 0.60 + '2.279 v und w — 0.72 J- 2.218 v ergehen. Die direkte
Untersuchung auf dem Rotations- Apparat ergab für das zweite dieser Anemometer \v - 0.65 + 2.495 v.
Die im freien Winde erhaltenen Konstanten erklärt Herr Geh. R. Neumayer für die maassgebenderen, weil
sie auch den Felder der grossen Schalenkreuze, bei wechselnder Windstärke zu gi-osse Werthe zu geben,
zum grossen Theile mit eliminirt. Wir müssen also das Mittel der zwei ersten Bestimmungen: w - 0.7 + 2.25 v,
als wahrscheinlichste Gleichung für die Stationsanemometer an Stelle der von mir angenommen tc = 1.0 -f 2.4 v
setzen.
Dieses ist die einigermaassen komplizirte Entstehungsgeschichte der Reihe Sprung-Koppen in der weiter
unten gegebenen Tabelle.
3) In einem Aufsatz, den ich im Jahre 1885 der Londoner „Meteorological Society“ vorgelegt habe
und der im 11 Bande ihres „Quarterly Journal“, S. 268, so wie im „Wetter“, Bd. 3, S. 66 erschienen ist,
habe ich Monatsmittel der geschätzten und der mit dem Anemometer gemessenen Werthe für Hamburg
aus den Jahren 1878 — 82 verglichen, und so die Windgeschwindigkeiten für die Beaufort-Grade zwischen
1.8 und 4.5 bestimmt; die Anemometer-Konstanten sind ebenso wie im vorhergehenden Vergleich eingeführt,
die Methode erscheint nur darin nicht einwurfsfrei, dass arithmetische Mittel aus Grössen verglichen werden,
die einander nicht genau proportional sind. Ueber die wichtigen höheren Werthe der Skala können natürlich
auf diesem Wege keine Aufschlüsse gewonnen werden.
4) Der Zeit nach folgt hierauf ein diesem Gegenstände gewidmeter Bericht des „Wind Force Committee“
derselben Gesellschaft, der von G. Cliatterton ausgearbeitet ist. Die Angaben der Anemographen zu Holyhead,
Ealmouth und Yarmouth sind darin verglichen mit den gleichzeitigen Stärkeschätzungen auf den benach
barten Feuerschiffen und Leuchttlnirmen für das Jahr 1881. Als Argument dienten die Schätzungen; die
wirklichen Konstanten der Anemographen sind nicht berücksichtigt, sondern diese als = 3 angenommen.
*) Notiz über die Rückführung der Anemometerangaben der Stationen der Seewarte auf absolutes Maass uud über
das Verhältnis» von ßeaufort’s Skala zur "Windgeschwindigkeit. Oesterr. Meteor. Zeitschr., 1S79, S. 302.