Dr. Grossmann; Die Stürme und die Sturmwarnungen an der deutschen Küste in den Jahren 1886/95
5
Etwas weiter gehend wurden für die vorliegende Untersuchung folgende Gruppensturmstärken festgesetzt:
0 .
1 .
2 .
3 .
4 .
5 .
höchste Stärke 7 auf weniger als der Hälfte der Stationen \ Stärke S oder mehr auf
s * 7 » wenigstens » » * » I wenigstens 1 Station.
» » 81
» S 9 I
/ auf wenigstens der Hälfte der Stationen.
» » 11 I
Die relative Uebereinstimmung der so definirten Gruppensturmstärken längs der Küste bei ausgebreiteten
Stürmen hat gelehrt, dass die Einführung der höheren Stärkeziffern 3—5 zulässig ist und somit eine Trennung
der wirklich schweren Stürme von den massigen ermöglicht.
§ 6. Die Gruppirung der Stürme nach Sturmphänomenen. Das einfachste Verfahren der Zusammen
fassung von aufeinander folgenden Sturmtagen besteht gewiss in deren Gruppirung zu Perioden; doch war
ein solches mit der gestellten Aufgabe, für jeden Sturm die Ursache seines Auftretens, die die Verschärfung
der Wetterlage herbeiführte, ganz unvereinbar. Soweit als irgend möglich mussten die Sturmerscheinungen
für jeden Küstenbezirk in solcher zeitlichen Begrenzung erfasst werden, dass die stürmische Witterung in
jedem Falle ein Continuum bildete und nicht mehrere durch verhältnissmässig ruhige Witterung getrennte
Perioden stürmischer Winde oder mehrere Perioden mit wiederholt rechtdrehenden und dann wieder zurück
drehenden Winden als ein Ganzes vereinigt wurden. Es musste darauf ankommen, die Einzelphänomene
festzustellen, eine theilweise schwierige Aufgabe, die in vielen Fällen ein wiederholtes Zurückgreifen auf die
Wetterkarten erforderte, das jedoch in einigen vereinzelten Fällen nicht zur erfolgreichen Trennung der
Einzelerscheinungen führte, wo diese nur durch ein nochmaliges genaues Studium der Aufzeichnungen der
Tagebücher der Signalstellen möglich gewesen wäre. Liegt beispielsweise eine tiefe Depression in zonaler
Erstreckung über Nordeuropa, so schreiten häufig auf ihrer Südseite Ausläufer, zum Theil nur durch
wellenartige Ausbuchtungen der Isobaren gekennzeichnet, west—ostwärts und rufen, einer nach dem anderen
längs der Küste fortschreitend, schnell aufeinander folgende Stürme hervor. Ebenso erregt gelegentlich eine
vordringende Depression auf ihrer Vorderseite beim Vordringen gegen den hohen Luftdruck stürmische
Winde, die hier getrennt erscheinen von den späterhin vielleicht über dem gleichen Küstengebiete auftretenden
stürmischen Winden im Bereiche derselben Depression, die ihren Ursprung nun aber dem Nachdrängen des
hohen Luftdruckes im Kücken der Depression verdanken.
Die im Bereiche derselben Depressionen auftretenden, jedoch in verschiedener Weise erzeugten Stürme
mussten für die vorliegende Aufgabe getrennt werden, sie erscheinen jedoch in der Tabelle der Sturmtage
durch eine links stehende Klammer mit einander verbunden, um die Gemeinsamkeit des Depressionsgebietes
anzudeuten.
§ 7. Bestimmung der Sturmphänomen-Windrichtung und Stärke. Bei Bestimmung der Sturmphänomen-
Windrichtungen für die einzelnen Küstengebiete wurde bei der Zusammenfassung der für mehrere Tage
bestimmten Gruppensturmrichtungen nach den Angaben von § 4 verfahren. Als Sturmphänomen-Windstärke
wurde für jede Gruppe je die grösste der an einem der zusammengefassten Sturmtage ermittelten Gruppen
sturmstärken angenommen, und ebenso wurde für das ganze, in seiner Ausbreitung über die verschiedenen
Küstengebiete aufgefasste Sturmphänomen, die grösste an einer der betreffenden Gruppen ermittelte Gruppen
sturmstärke bei Untersuchung der Ausbreitung der Sturmphänomene als Sturmphänomen-Windstärke an
genommen.
§ 8. Ermittelung der ausgegebenen Telegramme zum Hissen und Senken der Signale. Um die von
der Seewarte erlassenen telegraphischen Anweisungen zum Hissen und Hängenlassen (Verlängerung), zur
Veränderung und zum Senken der Signale genau festzustellen, wurde auf die Originaltelegramme zurück
gegriffen, da in den Wetterberichten der Seewarte die Anweisungen zum Senken der Signale nicht mitgetheilt
werden, und gelegentlich aus Versehen die Bekanntgabe eines der übrigen Sturmwarnungs-Telegramme dort
unterblieben ist.
Die in den 10 Jahren an die verschiedenen Küstengebiete erlassenen Anweisungen zum Hissen der
Signale (h) und zu deren Verlängerung (v) sind nach den Monaten Mai—August und September—April ge
trennt und für das Jahr in Tabelle XI mitgetheilt.