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Full text: 21, 1898

Dr. C. Kassner: Untersuchungen über die Bewölkungsverhältnisse von Tiflis. 
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Archiv 1S98. 3. 
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wie im nächsten Abschnitt (S. 26) gezeigt werden wird, eine grössere Erhaltungstendenz besitzt als wolken 
loser Himmel, der starke Einstrahlung, aufsteigenden Luftstrom und Wolkenbildung im Gefolge hat und 
so gewissermaassen sich selbst zerstört. Ist dagegen der Himmel völlig bedeckt, so ist meist eine Aende- 
rung der ganzen Wetterlage erforderlich, um auch in der Bewölkung eine Aenderung hervorzurufen. 
In dem Ueberwiegen der beiden extremen Stufen den Einfluss des persönlichen Fehlers suchen zu 
wollen, ist daher nicht angängig, aber auch aus dem folgenden Grunde nicht zulässig, da nach gütiger Mit 
theilung des Herrn Stelling, des früheren Tifliser Direktors, der Beobachtungsturnus so geordnet ist, „dass 
um 7“ der betreffende Beobachter den Dienst antritt und die Beobachtungen bis 9 P fortsetzt, wo der Nachts- 
dejourant ihn ablöst und bis zum nächsten Morgen um 7 h die Beobachtungen besorgt. Da fünf Beobachter 
vorhanden sind, die. sich regelmässig in die Beobachtungen theilen, so fällt auf jeden derselben nach dem 
letzten Tagdienst das nächste Mal ein Nachtdienst und umgekehrt. Die persönlichen Fehler eines jeden Beob 
achters vertheilen sich hiernach ganz gleichmässig über den ganzen Tag, sodass der mittlere tägliche Gang 
der Bewölkung nicht durch die verschiedenen persönlichen Schätzungsfehler entstellt sein kann.“ Eine Unter 
suchung über diesen Fehler ist deshalb nur an der Hand der Originaltagebücher in Tiflis selbst möglich. 
VI. Perioden wolkenlosen und bedeckten Himmels. 
Dieser letzte Abschnitt, welcher von den Perioden wolkenlosen und bedeckten Himmels in den Jahren 
1881—1885 handelt, giebt keine abschliessenden Resultate, da für eine derartige Untersuchung ein Lustrum 
Beobachtungen nicht genügt. Ich habe deshalb auch von der Mittheilung von Monatswerthen abgesehen 
und die Perioden in Tabelle XIV nur nach Jahreszeiten gruppirt, da die Anzahl langer Perioden nur bei 
Beobachtungsreihen, die sich über mehrere Dezennien erstrecken, dem Einfluss des Zufalls einigermaassen 
entzogen ist. Wenn nun auch, wie gesagt, die Resultate nicht definitive sind, so schien es mir trotz der 
Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit doch angebracht, wenigstens noch diese erste Erkundung aus 
zuführen und so zur Beurtheilung einiger früher berührter Fragen einen kleinen Beitrag zu liefern. Die 
einzelnen Rubriken der Tabelle XIV bedürfen keiner weiteren Erläuterung, nur muss darauf hingewiesen 
werden, dass bei den höchstens einen Tag langen Perioden sowie bei den Summen immer die grösste An 
zahl der betreffenden Jahreszeit fettgedruckt ist; bei den anderen musste der geringen Anzahl wegen davon 
abgesehen werden. 
Vergleicht man zunächst die Jahreswerthe, so fällt sofort auf, dass die Perioden völliger Be 
deckung viel häufiger sind (um rund 30%) als die wolkenlosen Perioden, und zwar in allen 
Jahreszeiten mit Ausnahme des Sommers, bei welchem letztere, jedoch nur in massigem Grade, 
überwiegen. Am grössten ist der Unterschied im Frühling, wo er mehr als 70 % beträgt, dann kommt der 
Winter und schliesslich der Herbst. Wenn man aber die Periodenlänge in den Jahreszeiten berücksichtigt, 
erhält man ein etwas abweichendes Bild. Bei den kurzen Perioden von der Dauer höchstens eines Viertel 
tages sind die bedeckten durchaus die häufigsten, namentlich wieder im Frühjahr, aber schon bei den 
Perioden von mindestens siebenstündiger Dauer treten andere Verhältnisse ein. Zwar ist auch da noch 
der Frühling die Maximaljahreszeit für die Perioden völliger Himmelsbedeckung, dem dann der Winter folgt, 
jedoch hat dieser auch sehr häufig kürzere wolkenlose Perioden, ja bei denjenigen von 7 bis 12 Stunden 
Dauer etwas mehr als bedeekte. Im Sommer kommen bedeckte Perioden, die nur einen Vierteltag hindurch 
bestehen, öfter vor als wolkenlose, wogegen letztere bei allen mit längerer Dauer durchaus vorherrschen. 
Da man die Zahl der Perioden und ihre jeweilige Dauer kennt, kann man leicht die mittlere Dauer 
in Stunden berechnen; hierfür ergiebt sich: 
Winter Frühling Sommer Herbst Jahr 
wolkenlos 7.6 4.8 6.1 7.6 6.5 
bedeckt 9-6 6.9 8.9 8.1 7.2 
Die Veränderlichkeit dieser beiden Periodenarten ist demnach am grössten bei den wolkenlosen im 
Frühjahr und bei den bedeckten im Sommer, während der Herbst und Winter sowohl bei jenen wie bei 
diesen die grösste Dauer aufweisen, woraus man bis zu einem gewissen Grade schliessen kann, dass die 
Tendenz zur Erhaltung des jeweiligen Wetters im Herbst und besonders im Winter am 
grössten ist.
	        
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