Dr. C. Kassner: Untersuchungen über die Bewölkungsverhältnisse von Tiflis.
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Selbständige Bearbeitungen der Bewölkungs-Verhältnisse von Tiflis liegen bisher nicht vor, wohl aber
sind diese Beobachtungen bei Untersuchungen allgemeiner Art zum Theil ausgewerthet worden, so von Herrn
Liznar in seiner Abhandlung „Ueber den täglichen Gang der Bewölkung“ 7 ) und von Herrn Schoenrock
in dem umfassenden Werke „Die Bewölkung des russischen Reiches“ 8 ), wodurch die Arbeiten der Herren
Wild 9 ) und Woeikoff 10 ) uaturgemäss wesentlich überholt wurden. Um nicht von Herrn Schoenrock
schon Gesagtes zu wiederholen, werde ich alle Fragen übergehen, die er bereits erörtert hat, sofern ich nicht
durch grösseres Material Manches stützen oder entsprechend ändern kann.
Ich bemerke ferner, dass im folgenden zur Vermeidung der Dezimalstellen die Bewölkung stets
in Prozenten des Himmelsgewölbes ausgedrückt ist.
Ehe ich diesen Abschnitt schliesse, möchte ich nicht verfehlen, aufrichtigen Dank zu sagen Herrn Wirk
lichen Geheimen Admiralitätsrath Prof. Dr. Neumayer für die bereitwillige Veröffentlichung dieser Arbeit,
Herrn Prof. Dr. Kremser für die stetige Antheilnahme während ihrer Entstehung und dem Gehilfen des
Direktors in St. Petersburg, Herrn Stelling, für mehrfache freundliche Auskunft.
I. Der jährliche und säkulare Gang.
Die Darstellung des jährlichen Ganges erfolgt hier auf zweierlei Weise, indem einmal wegen des
besseren Anschlusses an die übrigen Stationen Transkaukasiens, wie an ganz Russland, die Monatsmittel
aus dreimal am Tage, nämlich um 7“, l p und 9 P angestellten Beobachtungen abgeleitet wurden (Tabelle I),
wofür im Ganzen 25 Jahre, nämlich die Periode 1871 — 1895, zur Verfügung stand. Andererseits wurden die
Monatsmittel für die Jahre 1881—1895 auch noch aus den 24stündigen Beobachtungen berechnet (Tab. II),
die von jenen, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, in einigen Monaten abweichen:
Januar
Febr. März
April
Mai
Juni
Juli
August
Sept.
Okt. Nov.
Dez.
Jahr
(7 a , 1P, 9 P ) . .
61
64
59
61
55
46
41
38
45
51 55
59
53
(24stünd. B.) .
60
65
60
65
58
46
41
37
46
50 57
58
53
Abweichung . .
+ 1
—i -
-1
—4
— 3
0
0
+ 1
—1
+ 1 —2
+ 1
0
Die Abweichungen scheinen
zwar
nur
unbedeutend
zu sein
, sind
es aber nicht, denn
man
darf nicht
übersehen, dass es sich liier um Mittel handelt und dass die Skala 0—10 im Vergleich zu der den anderen
Elementen zu Grunde gelegten doch eine recht grobe ist, bei der man also die Zehntel der Stufen noch
sehr wohl beachten muss.
Der Grund für obige Abweichungen liegt zunächst in der Abrundung bei der Mittelbildung; da sich aber
ein gewisser systematischer Gang zeigt, derart, dass im Frühjahr die negativen, sonst die positiven Ab
weichungen vorherrschen, wird man auf die Vermuthung gebracht, dass hier noch andere Faktoren maass
gebend sein müssen. Besonders fällt die grosse Abweichung im April und Mai auf. Die Erklärung hierfür
liegt in der täglichen Periode, denn, wie wir weiter unten sehen werden, fällt im April auf 9 p das Haupt
minimum und auf l p ein sekundäres, sodass ein Mittel aus 7", 1 ?> und 9 p naturgemäss tiefer ausfallen muss
als ein solches aus allen 24 Stunden. Auch im Mai liegen die Minima den beiden Beobachtungsstunden so
nahe, dass sich auch hierdurch das Mittel nothwendig zu klein ergeben muss.
Man kann daher wohl annehmen, dass die Mittel aus allen 24 Stunden dem wahren Werthe, trotzdem
nur 15 gegenüber 25 Jahren benutzt worden sind, ebenso nahe kommen werden als die längere Reihe mit
nur dreimal täglichen Beobachtungen. Hieraus ergiebt sich aber ferner, dass der wahrscheinliche Fehler
für die Güte des einen und anderen Mittels nicht ausschlaggebend sein kann, da die Gewichte der zu Grunde
liegenden Einzelwerthe nicht bloss dem Betrage nach, sondern auch methodologisch verschieden sind. 11 )
7 ) Oesterreich. Zeitscbr. f. Met. 20, 241—250, 1S85.
8 ) Mém. de l’Acad. impér. de St-Pétersbonrg. VIII® série. Classe phys.-math. 1, Nr. 9.
9 ) Rep. f. Met. 2, 1872.
10 , Siehe Anm. c ).
n ) Auch verweise ich hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Mittel aus längeren oder kürzeren Reihen auf die in
Amn. s ) erwähnte Arbeit von Herrn Schoenrock, S. 10—12.