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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S96 Ko. 1
Der einzige etwas fremdartig aussehende Theil in den Beispielen ist der Bruch. Er steht im ersten
Beispiel links vom Strich ~ , wodurch angedeutet wird, dass die schnellste Windänderung während des
Sturmes nach links ging, oder wie ein Blick auf die Windrichtungen zeigt, Drehung von NW nach SW.
Die Grösse der schnellsten Aenderung ergiebt sich aus dem Bruch selbst, -~, sie betrug 11 Striche in
2 Stunden. Er bezeichnet also „die schnellste stündliche Windänderung“, wird aber nicht angegeben, wenn
er nicht mehr als y beträgt, da dann auch über dem schralenden Hals backe Segel nicht zu beidrehten
sind und der Meteorologe aus einer so langsamen Drehung auch nicht mehr schliessen kann, als was er
schon aus den 8 Windrichtungen weiss.
Beim zweiten Beispiel, Ü 24-03, kommen entgegengesetzte Drehungen vor, nach links und nach rechts.
Entweder hat sich hier das Sturmgebiet nach entgegengesetzten Richtungen bewegt, oder der Dampfer hat
eine Zeit lang beigedreht gelegen und dann durch seine eigene Fahrt die entgegengesetzte Drehung ver
ursacht. Den Kurs des Dampfers, falls er gewünscht sein sollte, hier West, erfährt man aus dem Anhänge.
Die schnellste Windänderung giebt demnach bei Seglern, die bei Windstärken 11 und 12 meist bei
drehen müssen, sicherere Auskunft als bei Dampfern über die ungefähre Richtung, wohin sich das ganze
Sturmgebiet bewegt. Bei vielen Stürmen und Schiffen fehlt diese Angabe.
Nur in seltenen Fällen handelt es sich bei orkanartigen Stürmen an Bord um einen hohen Barometer
stand, der dann an die Stelle des tiefsten Standes tritt. Als Beispiele vergleiche man:
93. XII. 2. 779 mm 4085; 93. XI. 22. 770 mm JD 2395, u. a. iip Anhang.
Im dritten Beispiel ist der tiefste Barometerstand mit V bezeichnet, d. li. unsicher.
Tritt das Barometer-Minimum nicht an demselben Tage mit der höchsten Windstärke guf, so wird
der Stunde des Minimums der Tag hinzugefügt.
Ausser orkanartigen Stürmen werden noch solche Beobachtungen und Bemerkungen ausupzogen, die
die Sicherheit der Schiffahrt beeinträchtigen können, wie Eisberge, Scholleneis, Treibende Wracks,
Seebeben, Bemerkungen über Louckifouor—u»-s>w. und Wind- und Wasserhosen, falls sie Schaden
angerichtet haben. Ferner sind unter Bemerkungen am Schlüsse eines jeden Tagebuch-Auszuges die
auffallenden und bemerkenswerthen, in den Prüfungsbüchern der Seewarte vermerkten Be
obachtungen kurz v eingetragen, soweit sie nicht schon anderweitig Platz gefunden haben. Nur der Tag
ist gegeben und die Beobachtung, um eine zu grosse Breite zu vermeiden. Sie handeln von besonders
hohen Barometerständen, verfärbtem Wasser, Wasserhosen, Stromkabbelungen, Nord- und Südlichtern,
Heuschrecken, -Passatstaub, Sargasso, verschlagenen Landvögeln und anderem, und sollen als Hinweis
dienen, wo man sie findet.
Bern.: 93. V.
3., 4. Viele Schmetterlinge.
4097
93. VI. 26.
— 0°29'N. 25°50'W. 16 h 51 ni . Seebeben von ca. 6’ Dauer.
4119*
93. VII. 16.
— 26.8° N. 53.4° W. 9 h 40'". Passiren den Boden eines hölzernen Schiffes.
d 3900*
93. X. 9.
— Iquique-Feuer ist jetzt durch die elektr. Lichter der Stadt sehr verdunkelt.
4113*
93. XI. 20.
— 44.7° S. 42.7° W. 3 h 30'". Eisberg, 40 m hoch, dicht bei passirt.
4093
94. I. 11.
— 48.b° N. 50.7° W. 3 h 35"'bis 7 1 'in 48.6°N, 50.0°W. Gr. Mengen Treibeis.
D 2417*
Auch in diesen Fällen ist es fast immer möglich, auf einer Zeile das wesentliche der Beobachtung
wieder zu geben, nur in seltenen Fällen (1 in 350) bedarf es mehrerer Zeilen. Wo die Deutlichkeit leiden
würde, muss aber selbstverständlich die Kürze zurücktreten.
Bei Küsten- und Kreuzfahrten von Kriegsschiffen und Dampfern werden nicht alle, sondern nur
solche angelaufene Häfen oder Plätze angegeben, die hinreichend das Gebiet kennzeichnen, wo sich das Schiff
zur Zeit befunden hat.
92. XI. 8 — 93. V. 14. — Kamerun — Togo — Gabun u. a. 0 K 1005.
Diese Angabe für 6 Monate bezieht sich auf ein Kriegsschiff K') der westafrikanischen Station.
S. M. Schiffe führen im Dienst immer das volle Tagebuch, auch wenn sie zu Anker liegen, die Kauffahrer
zu Anker meistens nicht.
') Die Seewarte besitzt ausser den genannten Arten noch ältere Tagebücher aus Maury’s, Neumayer’s u. a. Sammlungen.