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Full text: 19, 1896

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1896 No. 4 — 
Ferrari sagt: „dass durch alle Höhenschichten vom Meeresniveau bis zu den höchsten Regionen, aus 
welchen noch Beobachtungen vorhanden, die damals ausgesprochenen Beziehungen zwischen einem Gewitter 
und der Anordnung der Isobaren und Isothermen gültig bleiben. Die barometrischen und thermometrischen 
Gradienten nehmen vom Meeresniveau aus bis zu einer Höhe, die im allgemeinen zwischen 200—600 m liegt, 
zu und hernach wieder ab, um wahrscheinlich in erheblicher Höhe Null zu werden.“ 
Zur Verdeutlichung dieser Aenderungen im Gewitter giebt Ferrari einen vertikalen Durchschnitt 
parallel zur Bewegungsrichtung. Diese Fläche schneidet die verschiedenen Isothermenflächen in einer Reihe 
liegender S-förmiger Kurven, welche mit wachsender Höhe flacher werden. „Aus dem Schema geht hervor, 
dass die Isothermenflächen vor dem Gewitter konvex, nach demselben konkav sind, und dass von einer ge 
wissen Höhe an aufwärts die doppelte Krümmung allmählich abnimrot, so dass die Oberfläche in grosser 
Höhe parallel zur Meeresfläche sein muss (neutrale Fläche). Natürlich bezieht sich das von uns gegebene 
Schema auf einen bestimmten Augenblick, da es sich mit der Zeit verschiebt.“ 
„In ähnlicher Weise lassen sich die isobarischen Flächen darstellen, nur muss man daran erinnern, 
dass dieselben, statt von vorn nach hinten geneigt zu sein, die entgegengesetzte Neigung besitzen.“ 
Und ebendaselbst: „dass diese Fläche zwar die gewöhnliche Anordnung der Isothermenflächen darstellt, 
doch kann es in speziellen Fällen sehr wohl Vorkommen, dass die Temperatur-Erniedrigung in den tieferen 
Schichten so viel grösser ist als in den höheren, dass man sich im hinteren Theile des Gewitters eine ge 
schlossene Fläche von der Form eines Ellipsoids denken muss (die in der Figur als ein Kreis erscheinen 
würde), mit ihrem Zentrum in der Höhenschicht der grössten Schwankung und von anderen Isothermen- 
flächen eingeschlossen.“ 
Diese von Ferrari gegebene Vorstellung stimmt gut überein mit unserer Wirbeltheorie, nur ist der 
Fall, welchen er für den speziellen ansieht, der gewöhnlich vorkommende. Und sind die ellipsoidischen Iso 
thermenflächen bei grosser Frontausdehnung des Gewitters nicht ganz geschlossen, sondern durch cylindrische 
Isothermenflächen mit anderen ellipsoidischen verbunden, ähnlich wie eine riesige Perlenschnur. 
Nach unserer Theorie zieht die Achse des röhrenförmigen Wirbels in geringer Höhe über die Erde, und 
ganz übereinstimmend damit sagt Ferrari: „Die Temperatur-Erniedrigung ist am grössten in einer Höhe 
von ungefähr 500 m.“ Dies ist das Mittel einiger passenden Fälle, ausgewählt unter den Gewittern in vier 
Jahren (1880—83). Koppen kommt bei der Böe vom 9. August 1881 auf anderem Wege zu demselben 
Resultat: „dass schon in einer Höhe von 600—-700 m die Ausbuchtung der Isobaren, welche jene Rinne 
(Gewittersack) bildete, nicht mehr existirte und die Isobaren sich einfach elliptisch um die Hauptdepression 
schlangen.“ 95 ) 
Ueber die Höhe der Gewitter im allgemeinen herrschen jedoch die verschiedensten Ansichten. Prof. 
Ileimann* 6 ) sagt: „Der Breslauer Professor Tobias Volkmar sagt in seinem 1777 erschienen Buche 
„Reisen nach dem Riesengebirge“, dass die „mehresten“ Donnenvetter tiefer gehen, als die Schneekoppe 
(1600 m). Dasselbe behaupten sämmtliche Gebirgsbewohner und ständigen Koppenbesucher, so viele ich 
gesprochen habe. Auch Herr Pohl (Koppenwirth) bestätigte es mir, und zwar ziehen nach seiner Schätzung 
von den durchschnittlichen 18 Gewittern des Jahres etwa 10 unterhalb des Koppenkegels, während 5—6 die 
Koppe einhüllen und nur 2—3 sich über dieselbe erheben. Kirchschläger (der meteorologische Beob 
achter) giebt an, dass von den 15 Gewittern des vorigen Jahres 6 tiefer als die Koppe und nur 2 höher 
als sie gezogen sind.“ 
In demselben Jahrgang der „Meteorologischen Zeitschrift“ (S. 356) theilt Herr F. Kaiser eine Ge 
witterbeobachtung mit, bei welcher die obere Grenze der Wolkenmasse nicht höher als 900—1000 m ge 
wesen sein, kann, sich dabei stützend auf die darüber in der Ferne sichtbaren Berggipfel. Auf Seite 509 
konstatirt Professor A. Knop einen ähnlichen Fall. Beispiele von tiefziehenden Gewittern sind bereits von 
Arago in seiner Abhandlung „Sur le tonnerre“ mitgetheilt und ihre Anzahl ist nach Belieben zu vermehren. 
Es giebt dagegen namhafte Meteorologen, wie Kämtz 97 ) und Hann, 98 ) welche das Vorkommen der 
Gewitter in niedrigen Höhen in Zweifel ziehen und diesbezügliche Beobachtungen nur als optische Täusch 
ungen, denen nicht geübte und nicht fachkundige Personen ausgesetzt sind, betrachten. 
Die Wahrheit liegt auch hier in der Mitte. Die Gewitter ziehen in sehr verschiedenen Höhen, doch 
sind die niedrigziehenden am häufigsten, wie dies aus den vielen Beobachtungen am deutlichsten hervorgeht. 
Doch auch in dieser Hinsicht ist ein charakteristischer Unterschied vorhanden, zwischen den drei nach 
unserer Theorie vorhandenen Haupttypen: Sturmgewittern, Böen und Wärmegewittern.
	        
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