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Full text: 19, 1896

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1896 No. 4 — 
Solch eine transcendente Erklärung kann das Bedürfniss nach Kausalität vom gegenwärtigen Stand 
punkte der Naturwissenschaften nicht befriedigen. Auch Franklin seihst scheint sie nur wenig genügt zu 
haben. 
Nach dem epochemachenden Versuch Franklin’s hat es in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts 
ebensowenig an Erklärungs-Hypothesen wie an Experimenten gefehlt. Alle diese Hypothesen bewegen sich 
ausschliesslich auf physikalischem Boden und können für sich allein nur deswegen nie eine Gewitter-Erklärung 
geben. Sie sind ausführlich von Exner 2 ) und Hoppe 3 ) behandelt worden. 
Wir werden nur einigen der bekanntesten, welche auch noch in unseren Tagen ihre Anhänger haben, 
eine kurze Besprechung einräumen. 
Volta (1787) ist der Meinung, dass Verdampfung immer mit Elektrizitäts-Entwickelung zusammengeht. 
Das verdampfende Wasser wird negativ, der aufsteigende Dampf führt die positive Elektrizität mit sich; 
bei Wolkenbildung durch Kondensation des Wasserdampfes findet eine enorme Anhäufung der positiven 
Elektrizität statt. Diese Hypothese ist basirt auf Experimente von Volta und La place und versucht be 
reits eiuige der beobachteten Erscheinungen der Luftelektrizität, z. B. den ziemlich ausschliesslich positiv 
elektrischen Zustand der Atmosphäre zu erklären. Volta’s Experimente sind auf mannigfache Weise und 
unter den verschiedensten Umständen von zahlreichen Physikern bis auf den heutigen Tag wiederholt worden. 
Die Elektrizitäts - Entwickelung durch Verdampfung ist dabei fortwährend ein Punkt der Kontroverse ge 
wesen, von Einigen angenommen, von Anderen zurückgewiesen, bis endlich die Unhaltbarkeit dieser Hypo 
these mit Hilfe sehr genauer Experimente endgültig dargelegt ist von Blake 4 ) und Freemann 5 ). Free 
mann verdampfte Flüssigkeiten von Kupfer- und Zinkplatten, welche mit einem Elektrometer in Verbindung 
standen, jedoch ohne Besultat. Blake verdampfte die Flüssigkeit auf einer geladenen, festen, mit einem 
Kondensator verbundenen Platte. Der aufsteigende Dampf führte nach einer anderen Platte, welche mit 
einem Elektrometer in Verbindung stand. Dieser zeigte jedoch keinen Ausschlag, seihst wenn der Dampf 
sich reichlich auf der zweiten Platte kondensirte. 
Ungeachtet dieser Experimente hat Exner 2 ) versucht, Volta’s Hypothese neues Leben einzuflössen, 
gemäss welcher der von der Erde aufsteigende Wasserdampf Elektrizität zu den Wolken führe. Gegenüber 
den Experimenten Blake’s stellt Exner die von Mascart 6 ) festgestellte Thatsache auf, dass elektrische 
Flüssigkeiten schneller verdampfen, als nicht elektrische. Hieraus würde ein Wegführen der Elektrizität 
von dem verdampfenden Körper folgen, ungeachtet diese von Blake nicht direkt in dem Dampf zu erkennen 
war. Zugleich meint Exner, dieses auch direkt mit seinen eigenen Untersuchungen gezeigt zu haben. 
Solinke 1 ) erwidert hierauf: Die schnellere Verdampfung der elcktrisirten Flüssigkeiten ist nur eine Folge 
der durch elektrischen Mitwind gesteigerten Luftbewegung. 
Palmieri 3 ) betrachtet auch die Verdampfung als eine Elektrizitätsquelle, jedoch nur indirekt, in viel 
grösserem Maasse hält er die Kondensation für eine unmittelbare Ursache. Ausgehend von seinen zahl 
reichen Untersuchungen, erklärt er, ebenso wie Er man, alle Beobachtungen mit Elektroskopen als In 
duktions-Wirkungen, jedoch nicht von der Erde, sondern von der Luft herrührend. Die Elektrizität der 
Erde ist demzufolge die induzirte. Die Luftelektrizität ist bei heiterem Wetter durchaus, jedoch auch bei 
bewölktem Himmel, so lange es nicht regnet, immer positiv elektrisch. Regen veranlasst negative Elektrizi 
tät. Nur wenn die Kondensation sehr schnell und ergiebig stattfindet, mit anderen Worten bei Platzregen, 
ist sie im Stande, die enormen blitzverursachenden Spannungen zu erzeugen. Faraday®) hat jedoch be 
reits im Jahre 1842 gezeigt, dass Kondensation keine Elektrizitätsquelle ist. Auch Kali sch er 10 ) wollte 
es nicht gelingen, durch Wasserdampf-Kondensation auf grossen, mit Eis gefüllten und mit Blattzinn be 
legten gläsernen Bechern die geringsten Spuren von Elektrizität zu entdecken. 
Einer der ersten und berühmtesten Gegner Volta’s war Pouillet. Er theilte im Jahre 1825 an die 
Académie des Sciences in Paris mit, dass es ihm nie gelungen sei, Elektrizität hervorzurufen bei 
Verdampfung von reinem Wasser, selbst nicht bei einer so heftigen Verdampfung, welche mit Sieden ver 
bunden ist. Wohl zeigten sich deutlich Spuren der Elektrizität bei Verdampfung des Wassers, in welchem 
Salze oder Säuren gelöst waren. Die Erklärung dieser Erscheinung suchte Pouillet in chemischen Wirk 
ungen, und weil die meist vorkommenden chemischen Prozesse Folgen des Wachsthums der Pflanze sind, 
so w r ar er der Meinung, in diesem eine der Hauptursachen der Luftelektrizität suchen zu müssen. Neben 
Wachsthum der Pflanze schrieb er auch der Verdampfung des Meenvassers eine grosse Wirkung zu. Heut 
zutage ist es ohne Zweifel, hauptsächlich in Folge der Untersuchungen liiess’ und Blake’s, dass die
	        
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