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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1895 No. 1 —
wohl nur durch die von Dr. Schott 1 ) so genannte Bonin-Strömung abgeben, wofür auch der Verlauf der
Isothermen auf seiner Augustkarte spricht. Bei Nachlassen des Monsuns nimmt der nördliche Aequatorial-
strom rasch sein altes Gebiet wieder ein.
Aehnlioh ergeht es dem Westende des südlichen Aequatorialstromes, der aber wohl nur im Dezember
nördlich von Neu-Guinea und weiter östlich unterdrückt wird; es herrscht zu dieser Zeit wohl keine aus
geprägte Strömung hier. Im Januar aber schon dringt der Nordrand des südlichen Aequatorialstromes,
sich den jetzt allmählich bis zum Aequator vordringenden NE-Passat zu Nutze machend, wieder vor, sodass
im Februar der Weststrom wieder unbestritten zu herrschen scheint: Sehr viel längere Störungen erleidet
aber der südliche Aequatorialstrom südlich des Aequators, von 180° an bis Neu-Guinea. Hier herrschen
von November bis Mai ganz vom Winde abhängige, oft östlich gerichtete Strömungen in einem mehr oder
minder grossen Gebiet.
Den härtesten Kampf aber hat der Gegenstrom zu führen. Er ist keine vom Winde hervorgerufene
Strömung, wie die Aequatorialströme, sondern eine Ausgleichströmung, die die grossen Wassermassen, die
die Passattriften (besonders die der südlichen, denn die der nördlichen können in der Hauptmasse nach
Norden abfliessen) nach Westen geführt haben, wieder abführen muss. So ist sie weniger vom Winde ab
hängig als die Triftströmungen; sie muss bestehen, so lange die Passatströmungen bestehen. Sie wird aber
wohl vom Winde beeinflusst, sehr beträchtlich beeinflusst. So wird sie drei Viertel des Jahres hindurch
an ihrem Westende durch den Monsun sehr begünstigt, aber nur auf eine kurze Strecke (Monsunstrom auf
der Karte im Berghaus’schen Atlas); ebenso wird sie in ihrer Osthälfte in den Monaten Juli bis Oktober
durch die dann von etwa 150° W. Lg. an in der Kalmenregion vorherrschenden SW-Winde begünstigt, und so
erreicht sie in dieser Zeit ihre grösste Breite und Stärke, die die Stärke des nördlichen Aequatorialstroms
zu dieser Zeit weit übertrifft, ja, der Stärke desselben zur Zeit seiner stärksten Entwicklung mindestens
gleichkommt und zuweilen der des Nordrandes des südlichen Aequatorialstromes sich nähert.
Aber auch wenn diese begünstigenden SW-Winde aufgehört haben und an deren Stelle eher Winde
aus östlicher Richtung vorherrschend sind, von November ab, nimmt die Stärke des Gegenstromes nicht
beträchtlich ab, denn er wird jetzt von Norden her durch das Vorrücken des NE-Passats und den damit
stärker werdenden Nordäquatorialstrom eingeengt. So kann er sich bis in den Januar hinein, immer mehr
zusammengedrängt, mit ziemlicher Regelmässigkeit durchsetzen, nur äusserst selten wird in seiner Region un
zweifelhafter Weststrom gefunden. Die von Hoffmann 2 ) angeführten holländischen Angaben haben Weststrom,
doch beide einmal an einem Tage nur 6 und 8 Sm und das liegt noch weit innerhalb der Fehlergrenze; der
ebenfalls für Weststrom angeführte Auszug aus dem Journal S. M. S. „Albatross“ kann dagegen mit mehr
Berechtigung als Beispiel für den Gegenstrom aufgeführt werden, denn er verzeichnet zwischen 6° 36'
und 5° 16' N.Br. in 158° 50'W.Lg. einen Strom nach S 39° 0 von 16 Sm, und zweifellos ist am vorigen
Tage auch schon Oststrom getroffen, denn die zwischen 9° 13' und 6° 36'N.Br. gefundene Versetzung nach
S 33° W von 12 Sm ist offenbar die Resultirende aus der im stärkeren Nordäquatorialstrom und der im Ge
genstrom erfahrenen Versetzung; auch die beiden andern Beispiele für März und Juni können angefochten
werden, doch soll durchaus nicht bestritten werden, dass Beispiele von Weststrom häufig Vorkommen.
Sehr viel schwieriger wird die Lage des Gegenstroms von da ab, wo in der Mitte des Ozeans beide
Passate in einander übergehen, also vom Januar ab. Hier gelingt es unzweifelhaft dem Winde oft, wenn
er längere Zeit dem Strom entgegen weht, diesen aufzuhalten, zurückzustauen, ja, mit geringer Geschwin
digkeit in entgegengesetzte Richtung zu drängen. Aber wo immer und sobald immer der Wind abflaut
oder in eine weniger ungünstige Richtung übergeht, da tritt dann der zurückgedrängte Gegenstrom sofort
wieder auf, zuweilen mit grosser Stärke.
Die Darstellung, dass die beiden Aequatorialströmungen in einander übergingen, wie es die Passate
thun, ist jedenfalls nicht gerechtfertigt; immer bleibt eine (allerdings nicht immer in derselben Breite lie
gende) Zwischenzone, in welcher oft Westströme, aber auch oft, jedesmal wenn möglich, Ostströme Vor
kommen. Vielleicht kann man annehmen, dass in einiger Tiefe, unterhalb der Schicht, bis wohin ein einige
Wochen hindurch anhaltender Wind seine treibende Wirkung ausübt, beständiger Gegenstrom herrscht.
Hierfür hegen aber keine Beobachtungen vor.
1 ) A. a. 0. pag. 3.
2 ) Mechanik der Meeresströmungen, pag. 93.