Cäsar Puls: Oberflächehtemperaturen und Strömungs Verhältnisse etc.
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lieh von Neu-Guinea werden wieder Versetzungen von 50—70 Sm angetroffen. Südlich des Aequators ist
die Geschwindigkeit weit geringer; hier nimmt die Westströmung, von 130°W.Lg. an, entsprechend dem
liier aus ENE wehenden Passat, eine Südkomponente an, so dass ein grosser Theil der Strömung über
10°S.Br. nach Süden fliessend, unser Gebiet verlässt. Westlich von der Reihe der Gilbert- und Ellice-
Inseln, zwischen denen der Strom in seiner Regelmässigkeit beeinträchtigt oder durch die dort herrschen
den Gezeiten- und Neerströme verdeckt wird, ist die Strömung ebenso wie der Passat zuweilen gestört.
Die Reihe der Salomonsinseln wird umflossen, ebenso wie der Bismarckarchipel, und nördlich von Neu-Guinea,
von wo aus diesem Monat nur wenig Beobachtungsmaterial vorliegt, sammelt sich das Wasser wieder, soweit
es nicht über 10°S.Br. nach Süden übergetreten ist, um zum Theil durch die Torresstrasse, in seiner Haupt
masse aber an der Küste Australiens nach Süden zu fliessen. Vom Nordrand der Strömung kurvt in der
ganzen Länge immer Wasser zum Gegenstrom ab, und schliesslich biegt die Hauptmasse des ganzen Restes
der Strömung, die sich nördlich von Neu-Guinea gesammelt hat, vor der Insel Gilolo nach Norden um,
während ein kleinerer Theil durch die Gilolostrasse nach Süden abfliesst.
Der nördliche Aequatori alstrom ist sehr viel schwächer entwickelt als der südliche.
Er beginnt mit dem Passat in etwa 115—120°W.Lg., strömt erst in WSW-, dann in Westrichtung; von
140°W.Lg. an hat er nordwärts von 15°N.Br. oft eine geringe Nordkomponente, während südwärts eher
eine geringe Südkomponente vorhanden ist. An seinen beiden Rändern, von denen- der nördliche nicht viel
über 20°N.Br., der südliche etwa unter 10°N.Br. liegt, kurvt beständig Wasser nach Osten zurück. Die
Stärke des Stromes ist, ebenso wie die Breite, im Vergleich zu der des südlichen Aequatorialstromes nur
gering: Ueber 30 Sm sind im September nie notirt worden, 20—30 oft; im Mittel wird man kaum mehr
als 10—15 Sm erwarten dürfen, also weit weniger als im südlichen Aequatorialstrom südlich des Aequa
tors, während nördlich desselben fast 50 Sm Durchschnittsgeschwindigkeit anzunehmen .wären. Nach
Aufhören des ständigen Passates westlich der Marianen wird der nördliche Aequatorialstrom nun vollends
unbestimmt; hier hängen die Versetzungen ganz und gar von den gerade angetroffenen Windverhältnissen
ab und sind immer gering; nahe den Philippinen, wo der Monsun noch ständiger ist als weiter östlich, sind
nordöstliche Stromversetzungen überwiegend.
Wie der südliche Aequatorialstrom, so hat auch der Gegenstrom, der zwischen den beiden West
strömungen dahinfliesst, im September seine mächtigste Entwickelung erreicht. Er beginnt
östlich von Gilolo unter 130° 0. Lg., den grössten Theil seines Wassers von dem hier scharf umbiegenden
südlichen Aequatorialstrom, doch auch aus der Markassarstrasse und aus der Celebessee etwas Wasser er
haltend. Er beginnt, vom Winde, dem Monsun, sehr begünstigt, mit gewaltiger Stärke, mit
derselben, die der südliche Aequatorialstrom hier an seinem äussersten Ende hat. Die dicht nebeneinander
herlaufenden Strömungen von 60 Sm und darüber haben schon manchen Seemann, der unter 133° 0.Lg.
nach Süden kreuzte, in der zu dieser Zeit selten besuchten Gegend in Erstaunen gesetzt. So sagt schon
Admiral Krusenstern, 1 ) der die Geschwindigkeit dieses Stromes zwar unterschätzt, dass die Schiffer, wenn
sie während des SW-Monsuns auf der Rückreise von China nach der Dampierstrasse segeln und nicht
genau auf den Strom achten, gewöhnlich unversehens um einige Grad sich nach Osten versetzt finden; er
räth, diesen Strom so rasch wie möglich zu durchkreuzen, um den unter dem Aequator stark nach W und
WNW setzenden Strom zu erreichen. Die Südgrenze des Gegenstroms, die zu Anfang unter 2°N.Br. lag,
wird ziemlich rasch auf 4°, dann langsam auf 5°N.Br. verlegt, wo sie von 180° bis etwa 100° W.Lg. liegt;
sie hält sich im ganzen noch etwas südlich von der Passatgrenze, die bis 7°N.Br. nach Norden vordringt. 2 )
Die Nordgrenze lässt sich im Westen, wo ganz unbestimmte Strömungen herrschen, nicht bestimmen; erst
in den Carolinen, bis wohin der NE-Passat und der nördliche Aequatorialstrom regelmässig Vordringen, ist
die Grenze in etwa 8—9° festzusetzen, welche Breite im ganzen bis 130° W.Lg. von ihr innegehalten wird;
von hier an, wo die Südgrenze des NE-Passats immer weiter nach Norden zurückweicht, fehlt eine feste
Nordgrenze, die übrigens auf der ganzen Länge nicht mit der Schärfe festzustellen ist, wie die Südgrenze.
Die Geschwindigkeit des Gegenstromes ist verschieden. Die grosse Geschwindigkeit, die er beim Be
ginne hat, die nicht selten 60 Sm erreicht oder überschreitet und die auch nur südlich von 5°N.Br. vor
kommt, nach Norden zu rasch abnimmt, verliert er recht bald jenseits der Palauinseln, bis wohin ihn der
*) Siehe Findlay: North Pacific Ocean, pag. 1201. 2 ) Siehe oben pag. 9.