No. 5,
lieber den Einfluss der körperlichen Dimensionen eines Magnets
auf die durch denselben aus beliebiger Lage hervorgebrachte Ablenkung einer Nadel.
Von Prof. Dr. C. Bürgen.
(Ergänzung zu der Abhandlang No. 2 des Jahrganges 1891.)
ln einer als No. 2 des Jahrgangs 1891 dieses Sammelwerks veröffentlichten Abhandlung habe ich den
Ausdruck für die Ablenkung einer in der Ebene des Horizonts drehbaren Magnetnadel durch einen Magnet,
dessen Lage im Raume als beliebig angenommen wurde, gegeben und denselben auf eine Reihe von Spezial
fällen angewendet. Es wurden damals sowohl für die Nadel, wie für den Ablenkungsmagnet Elementar
magnete angenommen, welche also nur eine Ausdehnung, die Länge, besitzen. Dies geschah theils um die
so schon sehr weitläufigen Ausdrücke nicht noch mehr zu kompliziren, theils weil die Ausdehnung auf
körperliche Magnete unnöthig erschien, nachdem Lamont im §20 seines Handbuchs des Erdmagnetismus
ausdrücklich ausgesprochen hatte, dass die für Elementarmagnete abgeleiteten Formeln ohne Weiteres auch
für körperliche Magnete Anwendung finden dürften, weil die wegen der Breite und Dicke der Magnete
hinzukommenden Glieder für Magnete von gewöhnlicher Form (worunter Lamont nach § 12 solche Stäbe ver
steht, deren Breite und Dicke vielmals kleiner ist als die Länge) von keiner Bedeutung seien. Lamont hat
mit dieser Anschauung unzweifelhaft Recht, soweit es sich um Intensitätsbestimmungen durch Beobachtungen
aus zwei Entfernungen in derselben Hauptlage handelt, weil dabei alle mit der fünften Potenz der Ent
fernung dividirten Glieder und damit auch die von den Querschnittsdimensionen der Magnete abhängigen
Glieder eliminirt werden; ebenso gilt dies, mit einer kleinen Einschränkung, wenn man nur aus einer Ent
fernung beobachtet und die bekannte Lamont’sche Grösse k nach der von ihm angegebenen Methode be
stimmt hat. Aber gerade zur Bestimmung von k lässt sich eine andere und viel genauere Methode anwenden,
bei welcher die von den Querschnittsdimensionen abhängigen Glieder berücksichtigt werden müssen, wenn
man die höchste Genauigkeit erreichen will. Es ist aber auf jeden Fall immer wünschenswerth, sich für
die Verhältnisse, unter denen man beobachtet, Rechenschaft über den Einfluss geben zu können, den man
von den Dimensionen der Magnete zu erwarten hat.
Soviel dem Verfasser bekannt ist, sind die Ausdrücke für die Ablenkung, welche ein körperlicher Magnet
auf einen andern ausübt unter Berücksichtigung der Querschnitte, bisher nur für den Fall, dass der Ab
lenkungsmagnet in derselben Ebene mit der abgelenkten Nadel eine beliebige Lage einnimmt*) und für die
speziellen Fälle der Gauss’schen und Lamont’schen Hauptlagen**) entwickelt worden. Es schien deshalb
nicht ganz ohne Interesse, die Ausdrücke für den ganz allgemeinen Fall, wo der Ablenkungsmagnet eine
beliebige Lage im Raume hat, aufzustellen, um so mehr als dies eine eigentlich nothwendige Ergänzung zu
der früheren Abhandlung bildet.
*) Ri ecke: Wiedemann’s Annalen, VIII S. 299 ff.
(Die Abhandlung selbst steht mir gegenwärtig nicht zur Verfügung; ich zitire daher hier und im Folgenden nach
Mousson: Die Physik auf Grundlage der Erfahrung, Band III §1165 ff., wo sich allerdings einige, aufS. 5 angezeigte, Fehler
vorfinden. — B.)
**) Dr. H Fritsche: Ueber die Bestimmung der geographischen Länge und Breite und der drei Elemente des Erd
magnetismus durch Beobachtungen zu Lande. S. 42 ff.
Auch Chwolson hat Entwickelungen dieser Art gegeben, die mir jedoch nur durch eine Notiz in der Schrift von
Fritsche bekannt geworden sind.
Archiv 1896. 5.
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