Cäsar Puls: Oberflächentemperaturen und Strömungsverhältnisse etc.
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übrige zwischen beiden Enden liegende ungeheure Fläche ist das Material weit spärlicher vertheilt; hier
bleibt in manchem Monat manches Fünfgradfeld ohne Beobachtungen; doch liegt immerhin von den Reisen
zwischen Nordamerika und Hawaii einerseits und Australien andrerseits und zwischen Ostasien, sowie den
verschiedenen Inselgruppen und Australien noch so viel Material vor, dass eine Bearbeitung desselben doch
angängig ist, zumal in dieser tropischen, gleichförmig erwärmten Gegend, wo jede einzelne Beobachtung zur
Beurtheilung der Verhältnisse einen ungleich grösseren Werth hat als in den aussertropischen Gegenden,
und wo ein Fünfgradfeld in der Mitte des Ozeans unmöglich wesentlich andere Verhältnisse aufweisen kann als
die benachbarten in gleicher Breite liegenden. Jedenfalls steht fest, dass das interessanteste und
schwierigste Gebiet, besonders hinsichtlich der Temperaturverhältnisse, das Gebiet zwischen der ameri
kanischen Küste und etwa 140°W.Lg. mit genügendem Material versehen ist, um ein einigermaassen
zuverlässiges Bild von den Strömungs- und Temperaturverhältnissen zu geben. So viel hier darüber; wo
in einer besonderen Gegend oder zu einer bestimmten Zeit die Vertheilung des Materials die Sicherheit
der Darstellung im einzelnen beeinflusst, wird darauf bei der Einzelbesprechung zurückzukommen sein.
Bevor auf die Art der Bearbeitung dieses Materials eingegangen wird, mögen noch einige Worte über
die Bedenken gesagt werden, denen die Art und Weise der Materialsammlung etwa unterhegen könnte.
Es könnte zunächst und mit Recht vorgebracht werden, dass es richtiger gewesen wäre, statt des Mittels
der im Laufe eines Tages gemachten Temperaturbeobachtungen, jede einzelne auf die jedesmalige Schiffs
position einzutragen. Gegen diese Methode wäre einzuwenden, dass bei ihr die Nichtberücksichtigung der
täglichen Wärmeschwankung störend gewesen wäre, indem beispielsweise die kühleren Nachttemperaturen
nicht selten hätten da eingetragen werden müssen, wo das Wasser in Wirklichkeit im Durchschnitt wärmer ist
als da, wo die höheren Tagestemperaturen eine scheinbar höhere Temperatur anzeigen. Aber dennoch wäre
diese genauere Methode vorzuziehen gewesen, da diese Fehler herausfallen würden, wenn nur dieselbe
Gegend von mehreren Schiffen besucht worden wäre; aber sie würde die viele Vortheile bietende karto
graphische Methode der Materialsammlung so gut wie unmöglich gemacht haben, da Karten von 6 mal so
grossem Maassstabe hätten angewandt werden müssen, um alle Beobachtungen eintragen zu können; mussten
doch schon jetzt für manche oft besuchte Gegend Reservekarten in Gebrauch genommen werden, um noch
mehr Material eintragen zu können, was die Uebersichthchkeit beeinträchtigte und die Verarbeitung er
schwerte. Ein anderes Bedenken richtet sich gegen die kartographische Methode der Materialsammlung
selbst: dass nämlich bei dieser nicht zum Ausdruck kommt — oder wenigstens verdeckt wird, wenn das
Material sich so häuft, dass man die einzelnen Schiffskurse nicht mehr verfolgen kann, — welche Verhält
nisse sich gegenseitig bedingen, oder richtiger, gleichzeitig mit einander angetroffen werden. Zum Beispiel
ist hieraus nicht zu ersehen, ob jedesmal, wenn der Gegenstrom am stärksten auftritt, auch der nördliche
oder südliche Aequatorialstrom seine grösste Stärke hat, oder ob zwischen ungewöhnlich hohen oder niedri
gen Temperaturen und ungewöhnlich starken oder schwachen Strömungen eine Beziehung stattfindet. Dieser
Uebelstand, dem übrigens auch die meisten andern Methoden, die man zur Ermittelung der Durchschnitts
verhältnisse anwendet, unterworfen sind, wird dadurch in etwas gehoben, dass man sein Augenmerk nebenher
auf solche Fragen richtet. Auch nach vollendeter Sammlung wurden, um dergleichen Fragen klar zu stellen,
viele Journale nochmals durchgesehen und manche ausgezogen.
Die Verarbeitung des gesammelten, in die Karten eingetragenen Gesamtmaterials geschah auf folgende
W eise. Zunächst wurden auf besonderen Karten die eingetragenen Stromversetzungen zu einem System ge
ordnet eingetragen, ähnlich wie bei Evans’ Stromkarte, doch für jeden Monat gesondert. So entstand ein
Bild von den Stromverhältnissen, etwa wie es die anliegenden Karten zeigen.
Unabhängig davon wurden die Isothermenkarten gezeichnet. Es wurde die Mitteltemperatur jedes
Eingradfeldes berechnet, aber da in der Regel die Eintragungen in einem einzelnen Eingradfeld nicht ge
nügend zahlreich waren, so wurden, auf offenem Meere, jedesmal die in den beiden in gleicher Breite lie
genden, benachbarten Eingradfeldern jederseits angestellten Beobachtungen zur Feststellung des Mittelwerthes
hinzugezogen. In der Nähe der Küsten, besonders der amerikanischen, wo im Gegensatz zum offenen Meere
die Isothermen oft mehr oder minder meridionale Richtung haben, konnte dies Verfahren, das im offenen
Meere die Genauigkeit erhöht, natürlich nicht angewendet werden; hier musste man sich auf die Eingrad
felder beschränken, die hier ja auch meist häufiger besucht werden. Offenbar unnatürliche Aus- und Ein
buchtungen und Lappungen der Isothermen, wie sie auf der zufälligen Vertheilung des Rohmaterials be-