W. J. van Bebber und W. Koppen: Die Isobarentypen des Nordatlantischen Ozeans etc.
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Die eingehendere Statistik des Auftretens der verschiedenen Typen, unter Hinzuziehung einer grösseren
Zahl von Jahrgängen, findet man im Abschnitt III.
A. Wir wenden uns zur Entstehung der unterschiedenen Isobarentypen aus den Tages
karten. Hiefür ist besonders die Lage der barometrischen Maxima entscheidend, und es ist wichtig, fest
zustellen, ob die den Typus charakterisirende mittlere Lage der Isobare 765 mm auch die Einzeltage, aus
denen sie abgeleitet ist, kennzeichnet, oder durch Uebereinanderlagerung heterogener Zustände erhalten ist.
Os. Diese ausgeprägt sommerliche-Wetterlage wird gebildet durch den Aufenthalt stationärer oder fast
stationärer Maxima von mässiger (768—772 mm) Höhe im S bis WSW von den Azoren. Diese sind in
manchen Fällen aus von NW bis W, aus Nordamerika, gekommenen Wandermaxima hervorgegangen. Im An
fang und am Ende der warmen Jahreszeit (April und September) kommen gleichzeitig kurzlebige Maxima
von 766—771 mm auch über Europa und dem Eismeer, ostwärts wandernd oder stationär, nicht selten vor.
Ok unterscheidet sich von O s durch regelmässiges Auftreten wandernder, meist von den Westküsten
Europas kommender Maxima (767 — 770 mm) über Zentraleuropa, ebenso
Ol, bei welchem Typus nur das stationäre Maximum auf dem Ozean nördlicher, nämlich etwas N bis W
von den Azoren liegt. Die Erstreckung der Isobare 765 über Frankreich und Spanien in diesem Typus
ist dabei vorwiegend Wirkung einer regelmässigen seitlichen Ausdehnung des Hochdruckgebiets dahin, und
nicht etwa des gelegentlichen Auftretens von Maxima auf der Bay von Biscaya; denn stationäre Maxima
sind in diesen 4 Jahren zwischen 20° W und 5° 0, bis auf eines über Wales, nicht vorgekommen.
On. Der Ort des stationären atlantischen Maximums ist in diesem Typus viel weniger bestimmt, neben
dem Hauptmaximum nördlich der Azoren tritt mehrfach ein zweites, schwächeres, südlich von 30° auf. In
Europa zeigen sich nur wandernde Maxima, vorwiegend im Osten, die Hälfte derselben gehört, wie bei Os,
dem September an; auch zum hohen Druck auf dem Ozean tragen neben stationären auch wandernde Maxima
sehr wesentlich hei, deren 2 von Amerika bis zu den Färöern, 2 auf kürzeren Bahnen aus N und NW, 2 auf
Bahnschleifen wandern.
Ki. Bei den drei Typen dieser Unterklasse, bei welchen die Isobare 765 ein bandförmig von Asien
auf den Ozean hinüberreichendes Gebiet umgrenzt, zeigen sich auf dessen ganzer Länge verstreut stationäre
Maxima sowohl, als Bahnen im allgemeinen innerhalb dieses Bandes von Ost nach West wandernder Maxima,
in bezeichnender Weise an den Nordrand jenes Gebiets, nach den grösseren Gradienten und stärkeren
Schwankungen hin, verschoben. Die Höhe dieser Maxima ist, weil es sich hier vorwiegend um die kältere
Jahreszeit handelt, durchschnittlich erheblich grösser, als hei der eben betrachteten sommerlichen Typen
klasse und übersteigt hei K n o öfter (ausnahmsweise auch hei K s o) 780 mm; am geringsten ist sie bei der
südlichsten Form Kp.
Kn. Die beiden Typen dieser Unterklasse, Kn und Kl, zeichnen sich durch den fast völligen Mangel
an stationären oder beweglichen Maxima auf dem Kaum zwischen den Azoren und England aus. Dieser
Mangel ist zwar in diesem Falle ein nothwendiges Ergebniss der Definition dieser Typen, welche niedrigen
Druck bei Madeira u. s. w. verlangt, und in einigen Fällen hat sich nachweisbar nach dem Ende des Zeit
abschnitts das Maximum von den Azoren nach Europa bewegt; allein der Abschluss von Westen kommender
Bahnen von Hochdruck-Gebieten bei oder noch vor den Azoren ist allgemein ein unerwartet häufiger Fall,
wie dies die von einem von uns in den „Annalen der Hydr. 1894, Heft VI“ veröffentlichten Karten dieser
Bahnen nach Jahreszeiten zeigen.
Was die mittlere Höhe der Maxima betrifft, so stellt sie sich bei diesen beiden Typen für den Ozean
auf 772 mm, für Europa bei Kn auf 779, bei Kl auf 776 mm.
L. Ein unerwartetes Ergehniss der vorliegenden Verarbeitung der synoptischen Karten dürfte das
häufige Vorkommen eines Zentrums hohen Druckes über den britischen Inseln und deren Umgebung sein.
Und zwar waren diese Maxima meist während etwa einer Woche stationär daselbst, mit einem mittleren Luft-,
druck in der kälteren Jahreszeit von 776 mm, in der wärmeren von 773 mm. Bei Typus Lo liegt gleich
zeitig ein zweiter Kern des Hochdruck-Gebiets im SW auf dem Ozean mit etwa 771 mm Druck. Bei Typus
LI sehen wir zwischen den Azoren und Schottland auch eine Anzahl beweglicher Maxima in verschiedenen
Richtungen fortschreiten. Endlich bei Ln fällt namentlich die Bewegung einer Reihe von Maxima aus der
Gegend von Grönland und Island nach Südost in die Augen.