Skip to main content

Full text: 18, 1895

6 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1895 No. 1 — 
Auf diese Weise wurde gesammelt, gesichtet und nach Monaten geordnet eingetragen das Beobachtungs 
material von etwa 650 Segelschiffsjournalen, die etwa vom Jahre 1869 an bis Ende 1894 an das Archiv 
der Seewarte eingeliefert worden sind. Das letzte der benutzten Journale trägt die Nummer 4236 und 
ist eingeliefert am 3. Dezember 1894. Nach einem nachträglichen Ueberschlage (eine Zählung wurde von 
Anfang an versäumt) entfallen von diesen Journalen auf unsere Zone (die von den meisten zweimal gekreuzt 
wurde, auf der Aus- und auf der Heimreise) gegen 25 000 Beobachtungstage. Ferner wurden aus den alten 
berühmten Abstract-Logs Maury’s, die auch in dem Archiv der Seewarte sich befinden, ausgesuchte Jour 
nale von etwa 36 Reisen ganz, andere auszugsweise benutzt, so dass aus diesen auch über 1500 Beobach 
tungstage entnommen werden konnten. Es verdient an dieser Stelle hervorgehoben zu werden, dass manche 
von diesen in den Jahren 1853—63 an Maury und das Hydrographie Office zu Washington von Seeleuten 
aller Nationen eingesandten Beobachtungsjournalen durchaus nicht, wie man wohl meinen könnte, an Güte 
hinter den neueren zurückstehen. Es ist eine Freude zu sehen, wie viele Kapitäne — und zwar zeichnen sich 
besonders auch die Deutschen aus, die auf der Brüsseler Konferenz (im Jahre 1853), wo diese Angelegen 
heiten international geordnet wurden, garnicht einmal vertreten waren, — in der ersten Begeisterung das 
grosse Werk des verdienstvollen Mannes zu fördern sich bestrebten, und so durch grossen Eifer und Sorgfalt 
in den Beobachtungen ersetzten, was ihnen etwa den neueren gegenüber an Vorbildung fehlen sollte. Viele 
dieser Abstract-Logs sind, da in früheren Jahren der Handel vielfach andere Bahnen einschlug als heute, 
noch dadurch besonders werthvoll geworden, dass sie auf jetzt kaum noch befahrenen Routen geführt wurden. 
Endlich wurden noch benutzt, ausser nur 4 Dampfschiffsjournalen, die keine grosse Ausbeute ergaben, 
— deutsche Dampferlinien kreuzen nicht die hier zu betrachtende Zone — die Journale (annähernd 100) 
der deutschen Kriegsschiffe, die unsere Gegend besucht haben. Man kann diese in ausserheimischen Ge 
wässern befindlichen Kriegsschiffe, die strenge Weisung haben zu segeln, wo immer sie können, als Segel 
schiffe betrachten. Segelschiffs-Beobachtungen sind im Ganzen werthvoller als die von Dampfschiffen, weil 
die täglichen Beobachtungen dieser letzteren sich wegen der grossen Fahrgeschwindigkeit auf weit grössere 
Strecken beziehen, was gerade die Strombeobachtungen beeinträchtigt, dann aber auch, weil auf Segelschiffen 
die Beobachtungen naturgemäss sorgfältiger angestellt werden, weil diese Schiffe weit mehr von den me 
teorologischen und hydrographischen Verhältnissen abhängig sind, deren Beobachtung für sie ein grösseres 
praktisches Interesse als für die Dampfschiffe hat. Auch diesen Kriegsschiffen, die oft andere Wege ein- 
schlagen als die von den Handelsinteressen unmittelbar abhängigen Segelschiffe, sind wichtige Ergänzungen 
des Materials zu verdanken. Ferner wurden auch die Nachrichten von den vorhandenen wenigen Flaschen 
posten durchgesehen, deren Studium aber keine wesentlichen Aufschlüsse ergab, da meist eine zu lange 
Zeit zwischen dem Aussetzen und Auffinden der Flaschen verstrichen war. 
So wurde also, ausser dem oben erwähnten, gedruckt vorliegenden, handschriftliches, bisher 
unveröffentlichtes Material von 25 — 30000 Beobachtungstagen benutzt (jeder Beobachtungs 
tag mit normal — was natürlich oftmals nicht erreicht, zuweilen aber auch überschritten wurde — 6 Mes 
sungen der Oberflächentemperatur, 12 Windbeobachtungen und einer Stromversetzungsangabe). Das be 
nutzte Material übertrifft also an Grösse bei weitem das allen bisherigen Arbeiten über unsere Zone zu 
Grunde liegende. Um aber doch die Grösse des Materials nicht zu überschätzen, ist zu beachten, dass die 
Meeresfläche, auf die es sich vertheilt, etwa 4300 Eingradfelder (also über 50 000 000 qkm) gross ist. Es 
entfallen also nur reichlich 6 Beobachtungstage im Durchschnitt auf ein Eingradfeld, oder, da die Unter 
suchung nach Monaten gesondert vorgenommen wurde, und daher 12‘4300 — 51600 Eingradfelder ent 
stehen, nur ein Beobachtungstag monatlich auf je zwei Eingradfelder. Das ist noch recht wenig. 
Was nun die Vertheilung des Materials anlangt, so ist zunächst festzustellen, dass sie über die ein 
zelnen Monate eine ziemlich gleichförmige ist, etwas reichlicher scheint für die Monate August bis März als 
für April bis Juli vorhanden zu sein. Dicht gesäet sind die Beobachtungen in allen Monaten auf dem öst 
lichen Drittel unserer Zone, bis etwa zum 130° W.Lg., da hier alle Schiffe, die zwischen der Westküste 
Nord- und Mittelamerikas und dem Atlantischen Ozean verkehren und deren Zahl die bei weitem grösste ist,, 
passiren müssen. Ganz im Westen, östlich der Philippinen, ist das Material wieder reichlich vorhanden 
für die Monate November bis März, zu welcher Zeit die nach China und Japan bestimmten Schiffe, den 
im südchinesischen Meere wehenden Passat (Nordostmonsun) vermeidend, durch die Gilolostrasse in den 
Grossen Ozean kommen. Andrerseits suchen manche Schiffe auf der Heimreise von Ostasien zur Zeit des 
Südwestmonsuns im südchinesischen Meere östlich von den Philippinen nach Süden aufzukreuzen. Auf die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.