38
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S94 No. 1 —
(Dies ist die zweite Abweichung gegenüber der Betrachtungsweise von § 22 bis § 24, wo der Beob
achtungsort 0 eine bestimmte, feste Lage batte, und daher nur der erste dieser 3 Punkte, die Bewegung des
Mondes, in Frage kam).
. In Fig. 18 wollen wir zunächst die stünd-
Nord
liehe Bewegung des Sterns eintragen; zu
diesem Zwecke trägt man in Go von Süd
nach West herum den Winkel N an und
misst auf dem Schenkel die Strecke n — GoH
ab, so würde der Stern nach einer Stunde
in H erscheinen, wenn der Beobachtungs
ort derselbe geblichen wäre. In Wirklich
keit befindet sich derselbe aber wegen der
beiden unter 2) und 3) aufgezählten Gründe
in beständiger Bewegung, und auch hier
durch wird die Lage des Punktes G ü zum
Monde verschoben.
Bezeichnet man die geozentrische Breite
und den zugehörigen Radius vector des
Ortes, an welchem sich das Schifi' nach
einer Stunde befinden wird, mit cp\ und r t ,
den Stundenwinkel des Sterns nach einer
Stunde mit G, so findet man auf dieselbe
Weise
ìli — ?*1 cos (ß\ sin ti
Vi = Xi—i)i = sin c/i’i cos cl—i\ cos if,\ sin d cos t\.
Fig. 18.
Trägt man diese Stücke wieder in die Figur ein, so findet man J, und G 0 J giebt dann die Verschiebung
des Punktes Go an, Avelche durch die Axendrehung der Erde und die Versegelung des Schiffes in 1 Stunde
hervorgerufen wird. Um also die aus dieser Verschiebung und der Mondbewegung resultirende Ortsver
änderung von Go zu erhalten, muss man HGi parallel und gleich G f) J machen; so giebt G u G\ die als
geradlinig gedachte Bewegung des Sternes in 1 Stunde an, wie sie an Bord wirklich beobachtet werden
wird. Nach Ausmessung der Strecken GoE, G 0 Gi und Go A giebt dann eine einfache Proportion die mittlere
Greenwicher Zeit des Ein- und Austritts an.
Anmerkung. Wenn der Stundenwinkel Ost ist und daher G n westlich von dem durch L n gehenden Deklinations
kreise liegt, wird die Konstruktion etwas genauer, wenn man das zweite Mal u\ und v\ mit den eine Stunde vor Tn
gültigen Werthen von <p, und t\ berechnet und dann den Weg des Sterns rückwärts konstruirt. Im übrigen ist
die Berechnung der Proportion dieselbe, wie bei westlichem Stundenwinkel.
§27. Berechnung des Punktes des Austritts. Aus derselben Figur ist auch die Lage des Punktes A
z
zu entnehmen, an welchem der Austritt zu
erwarten ist. Dieselbe ist bestimmt durch
den vom nördlichsten Randpunkte nach
West herum gezählten Bogen Nord—A.
Da aber dieser nördlichste Randpunkt mit
Hülfe der räumlichen Anschauung nicht
immer leicht aufzufinden ist, besonders bei
weit vom Meridiane entfernten Monde, so
ist es vorzuziehen, den Bogen, welcher den
Austrittspunkt fixiren soll, vom obersten
Ilandpuukte des Mondes ab zu zählen. Aus
nebenstehender Figur 19, in welcher n den
nördlichsten, o den obersten Randpunkt des