Der vorliegende Band, der XVII. des Werkes „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“ trägt ein
von den früheren in mancher Hinsicht abweichendes Gepräge, weshalb es wünschenswerth ist, dass einige
erläuternde Bemerkungen demselben vorangehen. In den früheren Jahrgängen spricht sich die Absicht der
Direktion aus, den verschiedenen Forschungszweigen, welchen die Deutsche Seewarte ihre Kräfte zu widmen
hat, in möglichst gleichmässiger Weise gerecht zu werden. Der vorliegende Band ist wesentlich den Inter
essen der Pflege der nautischen Astronomie gewidmet und ist es wünschenswerth, dass die in dieser
Thatsache sich aussprechende Tendenz zuvörderst etwas näher beleuchtet werde.
Zum vollen Verständnisse des hier zu Erörternden ist es erforderlich, dass daran erinnert werde, wie
schon in den ersten Jahren des Bestehens des Instituts der Deutschen Seewarte das Bestreben der Direktion
darauf gerichtet war, an der Weiterentwickelung des Unterrichtes an den Navigationsschulen des deutschen
Reiches nach Kräften mitzuwirken dadurch, dass den Aspiranten für das Navigationslehrerwesen Gelegenheit
gegeben werde, sich weiter auszubilden. Die Kräfte des Instituts sowohl, wie die reichen Sammlungen an
Werken der Wissenschaft und werthvollen, gewöhnlich nicht zugänglichen Instrumenten schien diesem Bestre
ben besonders günstig zu sein. Aus dieser Absicht und Ueberzeugung entsprang eine Vorlage an den Chef der
Kaiserlichen Admiralität vom 15. August 1878, welche in der Folge höheren Ortes die gebührende Beach
tung fand. Aus dieser Denkschrift geht in unzweideutiger Weise hervor, dass man einen Mangel in der
Pflege der nautisch-astronomischen Wissenschaft in der Mehrzahl der Navigationsschulen des Reiches
darin erkannt hatte, dass die zu Lehrern an diesen Instituten Berufenen weder gründlich genug, noch in
wiinschenswerther Einheitlichkeit ausgebildet waren. Es mögen hier die einleitenden Worte jener Denk
schrift eine Stelle finden:*)
„Es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, dass es von wesentlichem Vortheile für die Förderung
und Hebung des Unterrichtes an den Navigationsschulen sein muss, wenn den Lehrern, die an diesen An
stalten zu einer Thätigkeit berufen werden, die Gelegenheit geboten werden kann, eine einheitliche, fach
männische und eingehende Ausbildung zu erlangen. Dies findet seine besondere Anwendung mit Bezug auf
jene Zweige der zu lehrenden Gegenstände, welche physikalische Gebiete in ihrer Anwendung auf die prak
tische Schiffahrt berühren, wenngleich auch — wie sich aus dem Nachstehenden ergeben wird — die mathe
matischen Fächer, das Gebiet der geographischen Ortsbestimmung und maritimen Aufnahme von einem
solchen Lehrkursus nicht ausgeschlossen werden sollen. Andererseits muss schon jetzt hervorgehoben wer
den, wie sich einer Durchführung der Einrichtung eines Unterrichtskurses für Navigationslehrer-Aspiranten
nicht unerhebliche Schwierigkeiten entgegenstellen, deren Beseitigung nur einer umsichtigen und von prak
tischer Erfahrung eingegebenen Einrichtung gelingen wird. Unter diesen Schwierigkeiten nimmt eine her-
*) „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“, Jahrgang I, 1878, No. 1, XII, 1, Seite 144 u. ff.