Dr. Fr. Boite: Die Methoden der Chronometer-Kontrole an Bord etc.
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Um die so gefundenen Werthe von den Fehlern unabhängig zu machen, welche die von Encke zu
Grunde gelegte Näherung übrig lässt, wurden für die in Betracht kommenden Höhen, wo die Refraktion
nicht genau durch jene Annahme dargestellt wird, also von 10° bis 25°, diese Abweichungen ermittelt, für
jedes Gestirn gesondert mit dem cosinus des Winkels am Gestirn multiplizirt und dann an che Näherungs-
werthe angebracht.
Um die Interpolation an den Grenzen der Tafel zu erleichtern, sind hier in die Tafel auch noch solche
Werthe aufgenommen worden, welche in Wirklichkeit nicht mehr Vorkommen können. Dieselben sind einfach
durch Extrapolation gefunden und zur Unterscheidung eingeklammert worden. So wird es erklärlich, dass
neben einer kleineren Höhe von 11° eine grössere Höhe von 10° stehen kann.
Tafel Ia dient zur Interpolation für Tafel I und ist berechnet mit Zugrundelegung einer proportionalen
Aenderung der Tafelwerthe in Tafel I.
Die so gefundenen Korrektionen gelten für eine Temperatur von +9° Celsius und einen Luftdruck von
752mm. Ist, was namentlich hei kleinen Höhen zu empfehlen, das Thermometer und Barometer hei der
Beobachtung abgelesen, so kann man den Einfluss derselben leicht nach Tafel VIII und IX des Nautischen
Jahrb. (Seite 211 und 212) in Rechnung bringen. Die Möglichkeit, diese Tafeln, welche zur Verbesserung
der Refraktionen dienen sollen, zur Verbesserung der Refraktionswirkung hei beiden Gestirnen auf die
Distanz hier benutzen zu können, liegt darin, dass der Einfluss der Temperatur und des Luftdrucks auf
die Refraktion
sich in dem Faktor
B
752
T— 9\
278 )
äussert, mit welchem die Werthe der mittleren Re-
fraktion zu multipliziren sind, wenn B den Barometerstand in mm und T die Temperatur nach Celsius be
deutet. Dieser Ausdruck geht auch als Faktor in die 8. Korrektion R cos ([+r . cos Q über, d. h. er beein
flusst die 3. Korrektion in derselben Weise wie die Refraktionen.
Tafel II und III sind direkt aus Maskelyne’s „Tables for finding the latitude and longitude at sea“
entlehnt. Nur die Intervalle sind hier etwas erweitert worden.
Tafel IV ist für den mittleren Werth der Horizontal-Parallaxe des Mondes von 57' 30", sowie für die
mittlere Refraktion berechnet, indem die 3 Bestandtlieile der 5. Korrektion algebraisch addirt wurden.
Tafel V ist durch Interpolation und Veränderung der Bauart aus den „lunar and horary tables“ von
David Thomson gewonnen worden. Sie gilt nur für die Sonne. Wer auf die Berücksichtigung der
Parallaxe der Planeten nicht verzichten zu können glaubt, muss den Tafelwerth von Tafel V mit derjenigen
Zahl multipliziren, welche angieht, wie oft 9" (die Horizontal-Parallaxe der Sonne) in der Horizontal-Parallaxe
des Planeten enthalten ist. Das Vorzeichen bleibt natürlich auch bei Planeten dasselbe.
III. Ableitung der mittleren Greenwicher Zeit aus der wahren Mittelpunkts-Distanz.
§ 9. Annahme einer gleichmässigen Aenderung der Distanzen. Nimmt man in erster Näherung an,
dass die wahren Distanzen, welche von 3 zu 3 Stunden mittlerer Greenwicher Zeit im Nautischen Jahrbuch
verzeichnet sind, sich proportional der Zeit ändern, so findet man die der reduzirten wahren Distanz ent
sprechende mittlere Greenwicher Zeit mit Hülfe einer Proportion. Bezeichnet TJ den Unterschied der beiden
Jahrbuchs-Distanzen, zwischen welche die reduzirte wahre Distanz fällt, und ö den Unterschied der letzteren
gegen die vorhergehende Jahrbuchs-Distanz, so ist
TJ: 3 = d: x
3
x — -jj . d . Stunden.
Am bequemsten rechnet man dies mit Hülfe der Tafel der „Logarithmen arcus in Sekunden“, welche
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sich in den meisten Tafelsammlungen finden. Da der Ausdruck -q- für alle zwischen zwei benachbarte
Jahrbuchs-Distanzen fallenden wahren Distanzen konstant bleibt, so ist sein Logarithmus als Proportional-
Logarithmus mit Weglassung der Kennziffer 0 in dem Nautischen Jahrbuch schon mit angegeben, und man
braucht denselben also nur zu dem log d zu addiren, um zur Summe als Logarithmus die Korrektion x in
Zeit aufzuschlagen, welche zur Zeit der vorhergehenden Jahrbuchs-Distanz zu addiren ist. So erhält man
die mittlere Greenwicher Zeit der reduzirten wahren Distanz.