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Full text: 17, 1894

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S94 No. 4 — 
§ 25. Es wird nun freilich dem Sehiffsfülirer nicht in allen Fällen möglich sein, das Chronometer 
einem Observatorium so lange Zeit zur Verfügung zu stellen, wie für eine vollständige Temperatur-Unter 
suchung erforderlich ist; indessen zeigen die soeben erhaltenen Wertlie, dass man auch schon binnen 
kürzerer Zeit Werthe für die Temperatur-Koeffizienten erhalten kann, welche sich nicht weit von der 
Wahrheit entfernen. Selbst bei noch geringerer Dauer der ganzen Prüfung und noch kürzerem Verweilen 
auf den einzelnen Temperaturstufen wird man Resultate erhalten, welche für die nautische Praxis immer 
hin noch wesentliche Vortheile bieten. Man wird sich bei solchen abgekürzten Prüfungen häufig darauf 
beschränken müssen, nur den ersten Temperatur-Koeffizienten a einigermaassen sicher zu stellen; damit 
ist aber auch schon viel gewonnen, weil der Beitrag, welchen das zweite Glied zur Gangformel liefert, gegen 
über dem ersten meistens von geringer Grösse ist. — In vielen Fällen wird es aber auch gar nicht er 
forderlich sein, die Prüfung über die ganze Temperaturskala von +5° bis +30° auszudehnen; wenn z. P>. 
das Schiff in die Tropen geht, wird man ohne Schädigung die Untersuchung auf die Temperaturen von 
+ 15° bis +30° (oder bis +35°) beschränken und mithin auch die Dauer der Untersuchungszeit bedeutend 
verkürzen können. — Wie wesentlich die Sicherheit der Chronometer-Angaben an Bord durch Berück 
sichtigung der in der Voruntersuchung erhaltenen Temperatur-Koeffizienten erhöht wird, ist durch Herrn 
Kapitän zur See von Esenbeck*) an der Hand eines ausgedehnten statistischen Materials dargelegt worden; 
es sollte daher der Schiffsführer keinen längeren Aufenthalt am Lande vorübergehen lassen, ohne seine 
Chronometer einem Observatorium zur Untersuchung zu übergeben. 
IV. Der Transport des Chronometers. Aufbewahrung und Behandlung an Bord. 
¡5 26. Die vielfachen, im Kapitel II besprochenen Ursachen, durch welche Gangveränderungen der 
Chronometer hervorgerufen werden können, machen es nötliig, dass seitens des Schiffsführers beim Trans 
port, bei der Aufstellung und Behandlung des Instrumentes die peinlichste Sorgfalt beobachtet wird, um 
nach Möglichkeit jene Fehlerquellen auszuschliessen. Im Laufe der Jahre sind für diesen Zweck eine grosse 
Anzahl praktischer Regeln aufgestellt worden, welche hauptsächlich aus chronometrischen Studien auf den 
Observatorien und in den Werkstätten hervorragender Fabrikanten abgeleitet worden sind, und deren Zweck 
mässigkeit durch vielfache Beobachtungen an Bord bestätigt worden ist. Diese für die Nautik wichtigen 
Erfahrungen mögen hier dargelegt werden. 
§ 27. Der Transport des Chronometers vom Observatorium oder von der Werkstätte bis an Bord 
muss durch eine zuverlässige Person ausgeführt werden, welche mit den Eigenschaften des Instrumentes 
vertraut und mit der Wichtigkeit desselben für die Navigation hinreichend bekannt ist. Bevor das Chrono 
meter von der Stelle bewegt wird, ist der Arretirhebel durch den kardanisclien Ring hindurch in die an der 
Aussenscite des Gehäuses befindliche Gabel fest hineinzudrücken und ausserdem die auf dem Hebel befind 
liche Klemmschraube so fest anzuziehen, dass keine Lockerung während des Transportes möglich ist. Es 
möge hier noch eingeschaltet werden, dass diese Vorsicht selbst bei jeder kleineren Stellen-Veränderung 
des Instrumentes, z. B. beim Tragen von einem Zimmer zum anderen oder von einem Tische zum anderen, 
sehr zu empfehlen ist. •— Am besten und bequemsten lässt sich das Chronometer transportiren, während 
sich dasselbe in seinem eigenen, genau passenden Ueberkasten befindet. Bei etwaiger Benutzung eines 
anderen Ueberkastens ist darauf zu achten, dass der innere Kasten fest zwischen den Polstern des Ueber- 
kastens liegt, so dass keine Verschiebung während des Transportes möglich ist; eventuell ist durch Zwischen 
schieben eines mehrfach zusammengelegten Tuches der vorhandene Spielraum auszufüllen. Muss auf die 
Benutzung eines gepolsterten Ueberkastens, welcher vor Allem auch zur Vermeidung von schroffen Temperatur- 
Uebergängen zu empfehlen ist, verzichtet werden, so trägt man das Chronometer in einem Tuche, dessen 
vier Enden oben zu einem Knoten vereinigt werden und als Handgriff dienen. In Ermangelung eines passenden 
Tuches kann man das Chronometer auch mit Hülfe eines starken Lederriemens transportiren, doch sollte 
nie unterlassen werden, denselben durch die an der Seite des Kastens befindlichen Handgriffe zu schieben. 
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass jeder Transport des Chronometers — wenn irgend möglich —- 
bei trockenem Wetter auszuführen ist. 
*) Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Jahrgang 1 SSO, Seite 149. und 1891, Seite '27.
	        
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