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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1894 No. 4 —
wenn das Biegen der Spirale mit einer lieiss gemachten Zange ausgeführt worden ist, weil hierdurch das
Entstehen von Spannungen an der Oberfläche der Spirale wesentlich vermieden wird. Auch kommt die
grössere oder geringere Härte des Spiraldrahtes hierbei wesentlich in Betracht: in weichen Spiralfedern
geht der Ausgleich der vorhandenen Spannungen schneller vor sich als in härteren, und wird deshalb bei
ersteren das Acceleriren kürzere Zeit andauern als bei letzteren. Es ist indessen nicht vortheilhaft, erstere
zu wählen, weil dieselben schon nach Verlauf weniger Jahre schwankende und unzuverlässige Gänge zeigen
und als vollständig abgenutzt wieder beseitigt werden müssen. Andererseits darf auch der Fabrikant nicht
in das andere Extrem gehen und zu harte Spiralen anwenden, weil die in diesem lalle auftretenden Span
nungen meistens eine, sich über Jahre erstreckende Acceleration hervorrrufen, und weil endlich derartige
Federn leichter zum Brechen neigen.
§ 16. Sehr bedeutende Gangstörungen können dadurch hervorgerufen werden, dass die Theile des
Regulators permanenten Magnetismus annehmen; dies wird hauptsächlich dann eintreten, wenn sich
das Instrument längere Zeit in unmittelbarer Nähe eines starken Magneten, grosser Eisenmassen oder einer
Dynamo -Maschine, kurz in einem starken magnetischen Felde befindet. In solchen Fällen wird der Gang-
abhängig sein von der Aufstellung des Instrumentes in Bezug auf den magnetischen Meridian. — Während
der letzten Jahre sind verschiedene Vorrichtungen konstruirt worden, mit Hülfe deren man den permanenten
Magnetismus aus Taschenuhren zu beseitigen im Stande ist; doch dürfte es bedenklich sein, dieses Ver
fahren auch auf das Schiffs-Chronometer anzuwenden, da erfahrungsgemäss in manchen Fällen bei den ent-
magnetisirten Uhren der frühere magnetische Zustand mit der Zeit wieder hervorgetreten ist. Es ist deshalb
dringend zu empfehlen, dass bei einem Chronometer, welches einmal permanenten Magnetismus angenommen
hat, sämmtliche magnetischen Theile entfernt und durch neue Stücke ersetzt werden. — Mit besonderer
Sorgfalt hat der Schiffsführer über das Verhalten der Chronometer zu wachen, wenn der Blitz in das Schiff
oder dessen Nähe eingeschlagen hat, da durch solche Ereignisse sehr beträchtliche Gangstörungen liervor-
gerufen werden können."')
ij 17. Endlich möge hier noch kurz die Wirkung besprochen werden, welche durch die mit der Zeit
eintretenden Veränderungen in der Konsistenz des Oeles auf den Gang des Instrumentes ausgeübt
wird; hierbei kommt in erster Linie das Oel in Betracht, welches als Schmiermittel des Unruhzapfens dient.
Wenn sich altes, durch metallische Beimengungen verunreinigtes oder durch den Sauerstoff der Luft an
gegriffenes oder verdicktes Oel im Zapfenloche befindet, so wird der Reibungswiderstand vergrössert und
die Amplitude der Unruhe verringert werden. Nun sind — wie wir oben schon kurz angedeutet haben —
die Chronometer meistens nicht vollkommen isochron regulirt, um die Temperatur-Kompensation zu er
leichtern; die kleinen Schwingungen werden schneller vollendet, als die grossen. Wenn also in Folge der
Verdickung des Oeles die Unruhe zu kleineren Schwingungen übergeht, so tritt ein Voreilen im Gange ein.
Diese Wirkung wird in den meisten Fällen den verzögernden Einfluss, welcher sich aus der vermehrten
Zapfenreibung ergiebt, noch wesentlich übertreffen. — Die häufig gemachte Beobachtung, dass Chronometer,
welche mehrere Jahre hindurch ohne Erneuerung des Oeles benutzt wurden, einen stark voreilenden Gang
zeigen, dürfte in vielen Fällen auf diesen Umstand zurückzuführen sein.
III. Die Voruntersuchung des Chronometers.
¡< 18. Ehe wir in die Betrachtungen eintreten, welche die Normen für die Voruntersuchung der
Chronometer darlegen sollen, mögen hier kurz die Erklärungen von „Stand“ und „Gang“ vorausgeschickt
werden, um vor Allem jeden Zweifel in Bezug auf die Vorzeichen dieser Grössen zu beseitigen. — Man
versteht unter „Stand einer Uhr“ die Abweichung der von derselben angezeigten Zeit gegen mittlere Orts
zeit oder gegen die Zeit eines besonders benannten Meridians (Greenwich-Zeit). Ist die Uhr gegen die
*) Während der Fahrt der französischen Fregatte „Coquille“ von Amboine nach Port Jackson im Jahre 1823 schlugen
mehrere Blitze in der Nähe des Schiffes ein; beim Ansegeln der Insel Timor zeigten sich auffallende Differenzen zwischen
den 3 Chronometern und eine weitere Untersuchung ergab, dass die täglichen Gänge der Instrumente, welche früher bezw.
gewesen waren, sich in
geändert hatten.
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