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Full text: 17, 1894

Dr. C. Stechert: Das Marine-Chronometer und seine Verwendung in der nautischen Praxis. 
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Archiv 1894. 4. 
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in Neuchâtel ausgeflikrten Untersuchungen ist nachgewiesen worden, dass der Zunahme des Luftdruckes 
um 1 mm im Durchschnitt eine Gangänderung von 0?009 im verlierenden Sinne entspricht. In Anbetracht 
dieses geringen Werthes hat deshalb die genannte Ursache der Gangänderung für die nautische Praxis 
keine wesentliche Bedeutung. 
§ 14. Um den Einfluss der Schiffsbewegung auf den Gang des Chronometers zu ermitteln, sind 
im Jahre 1888 auf der Deutschen Seewarte mit Hülfe eines, jene Bewegung nachahmenden Schaukel- 
Apparates (in Verbindung mit dem Combe’schen Apparate) eingehende Untersuchungen ausgeführt worden. 
Es haben sich hieraus als Mittelwerthe der Gangänderung für die einzelnen Bewegungsarten des Apparates 
folgende Grössen ergeben: 
beim einfachen Rotiren*) —0?16 (gewinnend) 
heim Bollen —0.25 
beim Stampfen —0.02 
beim Bollen und Stampfen —1.26 
heim Bollen und Stampfen mit vertikalen Stüssen —1.52 
Alle Bewegungsarten erzeugen also eine Beschleunigung des Ganges; dieselbe ist relativ gering beim 
einfachen Rotiren, beim Bollen, sowie beim Stampfen, erreicht aber bei der kombinirten Bewegung (Bollen 
und Stampfen) einen erheblichen Betrag. Die beschleunigende Wirkung wird noch verstärkt, wenn senk 
rechte Stösse hinzutreten. — Diese Resultate stehen scheinbar im Widerspruche mit den an Bord gemachten 
Beobachtungen, wonach auf See meistens ein Zurückbleiben der Chronometer eintritt; es ist aber die Gang- 
Veränderung in diesem Sinne hauptsächlich dem oben erwähnten Einflüsse der vermehrten Luftfeuchtigkeit 
zuzuschreiben, welcher nicht allein die beschleunigende Wirkung der Schiffsbewegung aufhebt, sondern sogar 
übertrifft. 
§ 15. Die Veränderungen in der Molekular-Struktur der Metalle müssen als eine weitere 
Ursache, welche Gangveränderungen der Chronometer zur Folge hat, angesehen werden. Aus physikalischen 
Untersuchungen ist bekannt, dass derartige Veränderungen hauptsächlich daun eintreten, wenn das Metall 
einem plötzlichen Temperaturwechsel oder starken Erschütterungen ausgesetzt wird. Wenngleich bei einer 
verständigen Behandlung und Aufbewahrung des Chronometers extreme Fälle dieser Art kaum eintreten 
können, so muss man dennoch annehmen, dass selbst geringere Temperatur-Veränderungen und mässige 
Erschütterung beim Transporte oder durch Sturzseen an Bord den molekularen Zustand der Metalle — 
hauptsächlich der Unruhe und Spirale — in gleicher Weise beeinflussen. Ferner übt die schwingende 
Bewegung der genannten Theile im Laufe der Zeit eine merkbare Wirkung auf die Lagerung der Massen- 
theilchen aus. Man hat hier — ähnlich wie bei lange benutzten Hängebrücken — konstatirt, dass die 
ursprünglich faserförmige Struktur der Metalle in ein krystallinisch.es Gefüge übergeht, und dass die 
Zähigkeit sowohl, wie die Elastizität abnimmt. Durch letzteren Umstand werden in Bezug auf die Spirale 
Störungen der Schwingungsdauer, sowie in Bezug auf die Unruhe Veränderungen in der kompensatorischen 
Wirkung hervorgebracht. Da nun die sofortige Erkenntniss derartiger Veränderungen von vornherein aus 
geschlossen ist, so bleibt dem Seemann kein weiteres Schutzmittel gegen die aus dieser Quelle stammenden 
Gangveränderungen, als dass er sich bemüht, sein Instrument möglichst vor plötzlichen Temperatur- 
Aenderungen und mechanischen Erschütterungen zu bewahren. Es treten übrigens erfahrungsgemäss in 
Chronometern, bei welchen die Theile des Regulators aus homogenen Metallstücken gefertigt sind, die er 
örterten Veränderungen nur sehr allmählich hervor, so dass nur in ganz seltenen Fällen sich aus diesen Ur 
sachen nennenswerthe Gangabweichungen ergeben werden. — Die vorhin erwähnte, erst nach Verlauf langer 
Jahre auftretende Abnahme der elastischen Kraft der Spirale ist aber keineswegs zu verwechseln mit einer 
Erscheinung entgegengesetzter Natur, welche man häufig bei gut gearbeiteten neuen Chronometern beob 
achtet. Durch das Biegen der Spiralenden in die Form der von Phillips angegebenen Kurven — vorzüglich 
wenn dies mit einer kalten Zange geschieht — werden im Spiraldrahte starke Spannungen hervorgebracht. 
Wird nun eine solche neue Spirale in das Chronometer eingesetzt, so werden in Folge der oscillatorischen 
Bewegung die Spannungen — vorzüglich in der ersten Zeit des Gebrauches — sich wieder verringern. Jede 
Verminderung der Spannung hat eine Vergrösserung der Elastizität zur Folge und diese wiederum bewirkt ein 
starkes Voreilen des Chronometers. —• Die Gangänderung in diesem Sinne tritt in geringerem Maasse auf, 
*) Das „einfache Rotiren“ des Schaukel-Apparates entspricht einer Vorwärtsbewegung.
	        
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