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Full text: 17, 1894

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S94 No. 4 — 
für eine während der Jahre 1768—1771 mit dem „Endeavour“- ausgeführte Expedition ein Chronometer zu 
erwerben. Zahlreich beobachtete Monddistanzen bildeten das einzige Mittel für die Längen - Bestimmung. 
Erst auf der späteren Weltumsegelung in den Jahren 1772—1775 bediente sich Cook eines, von einem 
Schüler Harrisons (Larcum Kendal) angefertigten Chronometers, und haben besonders die während dieser 
Expedition erhaltenen vorzüglichen Resultate dazu beigetragen, der neuen Methode in England Eingang 
zu verschaffen. — Auch iu Frankreich hatte man inzwischen die Wichtigkeit der Zeitübertragung für die 
Nautik erkannt und durch fünf grössere, während der Jahre 1764—1772 ausgeführte Versuchsreisen die 
Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Seeuhren erprobt. Besonders werthvoll sowohl für den in Frage kom 
menden, als auch für andere Tlieile der Nautik sind die Resultate, welche auf der während der Jahre 1771 
und 1772 unter Leitung von Verdun, Borda und Pingre ausgeführten Expedition*) erlangt wurden. 
§ 2. Das Beispiel und die Erfolge Harrisons wirkten naturgemäss anregend auch auf andere Künstler, 
und innerhalb weniger Jahrzehnte wurden die Seeiüiren durch Verbesserungen der einzelnen Tlieile zu einem 
früher ungeahnten Grade der Genauigkeit und Zuverlässigkeit gebracht. Leroy entdeckte, dass eine Spiral 
feder von einer gewissen Länge, welche experimentell ermittelt werden kann, isochrone Schwingungen macht, 
d. li. dass die Schwingungen einer solchen Feder — unabhängig von der Schwingungsweite und von der 
Grösse des Antriebs — stets von gleicher Zeitdauer sind. Arnold führte die cylindrisc-he Spiralfeder ein, 
welche bei der Gleichheit ihrer Windungen schneller den Isochronismus finden und das Zusammentreffen 
des Schwerpunktes mit dem Mittelpunkte der Bewegung leichter erhalten lässt; Arnold und Earnshaw 
erfanden neue Ilemmungs-Vorrichtungen, welche in Folge ihrer Einfachheit die bisherigen Einrichtungen 
dieser Art durch Zuverlässigkeit hei Weitem übertrafen; Eiffe, und später Airy u. A. vervollkommneten 
die schon von Harrison angewandte Ivompensations-Vorrichtung durch Einführung der sogenannten Hiilfs- 
kompensation, welche erst hei extremen Temperaturen in Wirksamkeit tritt und hier die hei Anwendung 
der einfachen Temperatur-Kompensation auftretenden Gangveränderungen ausgleicht. 
Das sind die Konstruktions-Grundlagen der bis auf den heutigen Tag gefertigten Chronometer. Durch 
Verfeinerung in der mechanischen Ausführung der Instrumente und durch weiteren Ausbau der obigen 
Prinzipien ist es der jetzigen Chronometertechnik gelungen, Instrumente von vorzüglicher Güte und Zu 
verlässigkeit herzustellen, so dass der Fall einer, bis auf wenige Sekunden mit der Wahrheit überein 
stimmenden Vorausberechnung des Chronometerstandes — selbst nach mehrmonatlicher Reise — kaum 
noch als ein seltener bezeichnet werden kann. Derartige Erfolge lassen sich indessen nur dann mit Sicher 
heit erwarten, wenn das Chronometer vor Beginn der Reise einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen, 
wenn seitens des Seemannes in Bezug auf Transport, Aufstellung und Behandlung des Instrumentes die 
grösste Sorgfalt angewendet, wenn die Ergebnisse der Voruntersuchungen in sachgenmsser Weise bei der 
Vorausberechnung benutzt und wenn endlich das Chronometer während der Reise durch che Resultate 
astronomischer Beobachtungen kontrolirt wird. Lässt man diese vier Bedingungen, hezw. Vorsiclitsmaass- 
regeln ganz oder zum Theil ausser Acht, so wird zwar hin und wieder der Zufall ein günstiges Resultat 
herbeiführen können, Niemand aber wird bei gründlicher Sachkenntniss erwarten, dass im allgemeinen die 
Sicherheit der Längen-Bestimmung durch das Chronometer in solchem Falle genügend gewährleistet ist. 
Die Verhandlungen der deutschen Seeämter während der letzten Jahre haben gezeigt, dass durch mangel 
haftes Vorgehen in dieser Richtung mehrfach schwere Schädigungen für die Schiffahrt herbeigeiülirt 
worden sind. 
In der ersten Abhandlung dieses Bandes des Archivs (1894, 1) sind die Methoden auseinander gesetzt, 
durch welche die Ivontrole der Chronometer vermittelst astronomischer Beobachtungen auszuführen ist; in 
den folgenden Blättern sollen unter Wegfall alles dessen, was für den Seemann nicht unbedingt wissens- 
werth ist, die übrigen oben erwähnten Vorbedingungen und Vorsichtsmaassregeln für die erfolgreiche An 
wendung der Methode der Längen-Bestimmung durch das Chronometer in der nautischen Praxis erörtert 
werden. 
*) Voyage fait par ordre du Roi en 1771 — 1772 en diverses parties de l’Europe, de l’Afrique et de l’Amérique; pour 
vérifier l'utilité de plusieurs méthodes et instrumens, servant à déterminer la Latitude et la Longitude, tant du vaisseau 
que des Côtes, Isles et Écueils qu’on reconnoît: suivi de recherches pour rectifier les cartes hydrographiques par de 
Verdun de la Crenne, Borda et Pingré. Paris 1778. Bd. II, pag. 3(55—432. Des montres marines.
	        
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