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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S94 No. 2 —
Aus dem System (32) kann dann ohne Weiteres cp und f ausgerechnet werden. Nur eine Zweideutig
keit bleibt im Verlaufe der Rechnung bestehen, nämlich die, dass man in dem Wurzelausdruck für sin k y
sowohl das positive als auch das negative Zeichen wählen kann, und demgemäss, wie es auch der Natur der
Aufgabe gemäss sein muss (Sumner-Problem) zwei Werthe für cp erhält. Beide Werthe haben rechnerisch
ihre Bedeutung, es wird aber in der Praxis immer leicht sein, den richtigen Werth von cp auf Grund des
gegissten Besteckes auszuwählen.
Auch eine andere Regel für das zu wählende Vorzeigen von y lässt sich aufstellen auf Grund der
Diskussion der Azimute, und es findet- sich dann:
Es ist q = ß — y zu wählen, wenn der durch S—S' gelegte grösste Kreis auf der Seite des Aequators
den Meridian schneidet, und q = ß + y, wenn dieser grösste Kreis den Meridian auf der Seite des Pols
schneidet.
§ 21. Die vorstehend behandelte Aufgabe ist die allgemeinste, welche auf Grund von Höhenmessungen
zur Ermittelung von Breite und Zeit gestellt werden kann, und sie bildet auch zugleich die rechnerische
Lösung des Sumner- oder Standlinien-Problems, so lange sich der Schiffsort während der Zwischenzeit
nicht ändert. Auf See muss aber auf diese Aenderung Rücksicht genommen werden, und zwar geschieht das
in der Weise, dass man die zur ersten oder zweiten Zeit gemessene Höhe so reduzirt, dass sie denjenigen
Werth bekommt, welchen man erhalten haben würde durch die Beobachtung am zweiten oder ersten Orte.
Korrektion wegen Versegelung.
§ 22. Es sei in Fig. 5 Z' das Zenit desjenigen Ortes, an welchem die Höhe oder Zenitdistanz des
Sternes S' beobachtet wurde und Z dasjenige des zweiten Ortes, an welchem man die Höhe von S beob
achtete, dann ist der Bogen ZZ', Avelclier diese beiden Zenit
punkte mit einander verbindet, nichts Anderes als der in See
meilen bekannte Weg des Schiffes während der Zwischenzeit,
diesen in Bogenmaass übergeführt stellt den Winkel ZZ' dar,
dessen Richtung ebenfalls mit Hülfe des gesegelten Kurses ge
funden Averden kann; es ist nämlich der Winkel ZZ’S' die.
Azimutdifferenz zAvisclien dem beobachteten Stern S' und dem
Schiffskurse Z' Z. Nennt man diese Winkel resp. d und a
(.Z'Z = d und ZZ'S' — a), so folgt aus dem sphärischen
Dreieck ZZ'S' dessen Seite ZS' = g, die gesuchte Zenit
distanz des Sternes S' am zAveiten Orte ist:
(33) cos g = cos g' cos d + sin g' sin d cos «;
avo g' für die Seite Z'S' eingeführt wurde.
Durch diese Gleichung ist £ bestimmt und die weitere Rechnung kann dann ebenso geführt werden,
als ob am Punkte Z die beiden Höhen h und /¿' gleich 90°—ZS resp. 90°—ZS' = 90°—g beobachtet
Avorden wären. Für die Avirkliche Rechnung kann aber obige Formel (33) Avesentlich bequemer gemacht
Averden dadurch, dass man auf beiden Seiten in Reihen entAvickelt und bedenkt, dass d immer nur ein sehr
kleiner Winkel sein Avird und deshalb statt cosd die Einheit und statt sind —dsin 1" gesetzt AA r erden kann.
Man findet dann ( p
g — g'— d cos a + — sin 1" cotg g' sin 2 a —....
u
Davon wird aber fast in allen Fällen das letzte Glied vernachlässigt Averden können, da es neben der
zweiten Potenz von d auch noch sin 1" als Faktoren enthält, und man kann dann schreiben
(34) g == g'— dcosa.
Der genäherte Ausdruck (34) lässt sich auch leicht durch Anschauung aus der Fig. 5 ableiten, wenn
man noch von Z aus auf Z'S' den Bogen ZM senkrecht fällt und dann für ZS' S’M setzt, Avährend man
das Dreieck ZZ'M als ebenes betrachten kann, Avas bei der Kleinheit von d — ZZ' Avohl erlaubt ist. Dann
hat man zs> _ S > M = Z > S >__ Z ' M ZS > _ Z'S'-ZZ' cos «
= Z'S'— ZZ' cos (ZZ'M) g = §'— d cos a.
ZS' = S'M = Z'S'-Z'M
= Z'S'-ZZ'cos (ZZ'M)