Dr. Grossmaiin: Häufigkeit, Mengen und Dichtigkeit der Niederschläge an der Deutschen Ivüste.
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August bis November in zunehmendem Grade die Niederschläge an den übrigen Stationen überholen. Die
grössten Monatsniederschläge fallen in der ersten Jahreshälfte auf Hamburg und Kiel, in der letzten auf
Keitum lind Borkum, die geringsten auf die Stationen der Ostsee, abgesehen von Kiel.
Die obige Tab. Y zeigt für die Niederschläge in der jährlichen Periode ein Steigen vom Februar bis
Juli (Ausnahmen 5 : 40), unterbrochen durch eine Abnahme im April (Ausnahmen 1 : 8), und eine Abnahme vom
August bis Januar (Ausnahmen 5 : 40), unterbrochen durch eine allgemeine'Zunahme im Oktober, also ein
sechsmonatliches Steigen und Fallen mit je einer Unterbrechung. Es muss gewiss im Auge behalten werden,
dass ein fünfzehnjähriger Zeitraum für die Festlegung der jährlichen Periode des Niederschlags zu kurz er
scheint. Der ermittelte scliliesst sich genau den von Prof. Hellmann (Das Klima von Berlin, in den Ab
handlungen des Kgl. Preuss. Met. Instituts, Bd. I) für Berlin aus' den Jahren 1848/90 berechneten an. Ausser
der Zunahme von November zu Dezember:
I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII
Berlin 1848/90 38 39 44 38 48 66 73 59 39 48 45 47
Diese Periode schliesst sich der Luftfeuchtigkeit an, jene Störungen der einfachen Periode weisen aber
einen auffallenden Zusammenhang mit der Periode der registrirten Windgeschwindigkeiten in Tab. XIII auf.
Hier zeigt sich durchweg im März ein sekundäres, vielfach zum Hauptmaximum entwickteltes Maximum und
für Oktober in 5 aus 8 Fällen ebenfalls ein sekundäres Maximum, in allen Fällen jedoch ein starkes An
schwellen der Geschwindigkeit vom September zum Oktober, auf welches in den folgenden Wintermonaten
geringere Aenderungen folgen. Dieses Ansteigen vom September zum Oktober, wie die Abnahme vom März
zum April, stellen sich als die bedeutendsten Sprünge in der jährlichen Periode der Windgeschwindigkeiten
dar, als der Uebergang zwischen warmer und kalter Jahreszeit. In dieser erheblichen Abnahme der Luft
bewegung im April wie der Verstärkung im Oktober, bezüglich der hierdurch charakterisirten entsprechen
den Aenderung in der Einwirkung der Cyklonen auf unsere Küste, ist die Ursache für jene Störungen der
einfachen Niederschlagsperiode zu suchen. Der ungleich geringere Betrag der Abnahme der Niederschläge
im April im Vergleich zu der Zunahme im Oktober findet weiter seine Erklärung in dem Gegensätze,
dass im Frühjahre der Wassergehalt der Luft gering und ihr Bedarf bei steigender Temperatur wächst,
während der Wassergehalt am Anfang des Herbstes gross ist und bei sinkender Temperatur im Ueberschuss
erscheint. Wie oben bereits hervorgehoben, befindet sich dieser jährliche Gang in nahe völliger Ueberein-
stimmung mit demjenigen der Häufigkeit der 5 mm erreichenden Niederschläge, wie auch mit den im Gange
des Niederschlags auf den verschiedenen Stationen als charakteristisch hervortretenden Ausnahmen, nämlich
der Zunahme des Niederschlags vom Juli zu August für Borkum, Keitum und Memel. Für letztere Station
ist der meridionale Verlauf der Küste gegen die von der Ostsee wehenden, wasserführenden Winde gewiss
von besonderer Bedeutung.
Tab. XIII.
Vieljährige Mittel der registrirten Windgeschwindigkeit.
Meter pro Sek.
I
II
m
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
Borkum
9.5
9.2
10.1
8.6
8.3
8.8
8.1
8.8
8.7
10.2
10.1
9.9
Keitum
5.5
5.7
6.i
5.4
5.2
4.9
4.9
5.0
4.8
5.8
5.7
5.4
Hamburg
6.8
6.3
6.6
5.7
6.0
5.4
5.5
5.5
5.5
6.6
6.2
7.1
Kiel
6.9
6.4
7.1
5.7
6.0
5.4
5.5
5.5
5.2
6.3
6.3
6.5
Wustrow
7.1
6.4
6.S
5.7
5.3
5.3
5.8
5.S
5.5
6.8
6.3
7.3
Swinemiinde
5.6
5.5
5.8
5.5
5.3
4.6
4.4
4.8
4.7
6.0
5.9
6.3
Neufahrwasser . ..
4.3
4.4
4.7
4.2
4.1
3.6
3.5
3.7
3.7
4.3
4.3
4.5
Memel
6.4
5.7
5.8
4.6
4.9
4.5
4.9
5.4
4.9
6.4
6.0
6.5