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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S93 Ko. 3 —
Im Uebrigen zeigen die Stationen in Tab. I in den Jahreswerthen sehr grosse und was die kleinsten
Niederschläge zumal anbetrifft, überraschende Uebereinstimmung, welche sowohl für eine reelle Bedeu
tung derselben spricht, wie deutlich zeigt, dass bei jener früheren Definition eines Niederschlagstages einige
Aufmerksamkeit der Beobachter zu gut vergleichbaren Werthen führt. Es wird aber auch zugegeben werden
müssen, dass diese Tabelle andererseits' ein Mittel bietet, die Güte der ßegenmessung an der deutschen
Küste zu beurtheilen, soweit kleine Niederschlagsmengen in Betracht kommen.
Und welche Bolle spielen diese kleinsten Niederschläge! Von allen Niederschlagstagen im Jahre
betragen die Niederschläge in 9—19% der Fälle 0.0—0.1 mm, in 83—44% zwischen 0.0—0.9 mm, also in
etwa 40% der Fälle unter 1 mm und ferner in 75 — 82% der Fälle unter 5 mm — unter Fortlassung von
Keitum und Wustrow. Also an etwa 80% aller Niederschlagstage werden 5 mm und an der Hälfte dieser
Tage wiederum 1 mm Niederschlag nicht erreicht. Eine weit langsamere Abnahme der Häufigkeit mit Er
höhung des Grenzwerthes zeigen die grösseren Niederschläge, da von den 5 mm erreichenden Niederschlägen
in etwa '/3 der Fälle 10 mm erreicht wird.
Die Jahresprozente, bezogen auf 100 Tage überhaupt, zeigen für die kleinen Niederschläge eine Zu
nahme nach Osten hin, für die grösseren eine Abnahme. Grössere Unterschiede in diesem Sinne weisen
die Monatszahlen für die kalte Jahreszeit auf, während die wärmere Jahreszeit eine gleichmässigere Vertheilung
darbietet. Ganz entschieden treten in der kalten Jahreszeit an der Ostsee von Wustrow ostwärts die 10 mm
erreichenden Niederschläge erheblich seltener auf als an der Nordsee, dagegen die kleinsten Niederschläge
erheblich häufiger auf. Für die Z{^) weist Memel eine Annäherung an den Westen auf, der wir noch
mehrfach begegnen werden.
Verfolgen wir den jährlichen Gang der Häufigkeitszahlen, indem wir von den ZQ> 10.0) zurückschreiten,
so zeigt sich eine Verschiebung des Maximums der Häufigkeit vom Juli über Herbst und Winter nach dem
Frühjahr, dem Zeitpunkt der grössten Häufigkeit der kleinsten Niederschläge, und eine Wanderung des
Minimums von Februar-März über Juni für Z{^,|) nach Spätsommer und Herbst. Die Zeiten der entgegen
gesetzten Extreme der grössten und kleinsten Niederschläge fallen somit nahe zusammen. Mit den theil-
weise durch die geringe Zahl der Beobachtungsjahre bedingten Ausnahmen zeigen die Stationen nahe über
einstimmend diese Wanderung der Extreme der Häufigkeit bet Aenderung der Grössenordnung des Nieder
schlages.
Fassen wir in Tab. II die 0.0—4.9 mm erreichenden Niederschläge zusammen, so finden wir fast durch
weg das Maximum der Häufigkeit im Dezember, seltener, bedingt durch die kleinsten Niederschläge, im März,
das Minimum der Häufigkeit im Juni.
Tab. II.
Im Jahr
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
1 Auf
Auf
100 Tage
100 Tage
mit
^0.0
Mittel aus 1876/90, berechnet für 30 Monatstage.
Borkum
12.5
13.2
13.3
11.4
10.4
9.9*
12.2
11.4
11.2
12.7
13.3
13.5
41
Keitum
9.7
10.8
10.3
7.7
8.0
7.0*
10.9
9.6
8.8
10.1
11.1
11.6
32
Hamburg
13.8
15.4
15.9
13.3
12,9
10.0*
13.7
14.1
11.6
15.5
15.2
15.0
46
Kiel
13.1
14.3
14.9
12.4
11.7
10.5*
13.6
13.4
12.3
14.9
14.8
15.5
44
Wustrow
10.0
S.9
11.1
8.5
9.2
8.3
10.3
8.8
7.7*
9.9
10.3
11.1
32
Swiuemiinde
14.9
13.5
14.9
11.6
12.0
9.5*
11.6
12.6
11.2
14.8
14.6
16.7
44
Neufahrwasser....
14.2
12.9
15.1
11.6
11.0
9.0*
11.7
10.8
10.5
11.2
13.6
14.9
41
Hemel
13.2
12.8
11.1
10.2
9.3
8.2*
9.7
10.2
10.1
13.3
14.2
14.4
38
Die Verschiedenheit der Häufigkeit der kleinsten und der grösseren Niederschläge im Westen und Osten
zeigt Tab. III, wo Keitum und Wustrow in angegebenem Sinu wieder recht hervortreten. In den Winter
monaten weist der Ueberscliuss der kleinsten Niederschläge über die Häufigkeit der 5 mm erreichenden im
Osten sehr erhebliche Mehrbeträge auf gegenüber der Nordsee, während in der wärmeren Jahreszeit mehr