C. Kassner: Ueber kreisähnliche Cyklonen.
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Besonders bemerkenswert!} ist aber die Thatsacbe, dass bei den Land-Cyklonen dem grösseren Gradienten
der kleinere Winkel entspricht, dass dagegen der Gradient bei den Meer-Cyklonen zuerst abnimmt und dann
wieder mit wachsendem Winke! selbst auch wächst, während die Küsten-Cyklonen einen Uebergang dar
stellen. Die Erklärung hierfür ist wohl darin zu suchen, dass, je grösser der Gradient oder mit anderen
Worten je steiler die Druckflächen sind, die Ablenkungswinkel wegen der grösseren Reibung auf dem Lande
und an den Küsten um so kleiner werden.') Gegen den Gradienten oder nahezu gegen denselben gerichtete
Winde 2 ) werden daher auf dem Lande seltener sein als auf der See, wo die Reibung fast ganz wegfällt.
Deutlich spricht dies auch die folgende Tabelle (im nächsten Abschnitt) aus.
b. 2. Ablenkungswinkel.
24. Zur Charakterisirung der Ablenkungswinkel genügt aber die soeben aufgestellte Beziehung bei
weitem nicht, vielmehr muss man, um sich ein vollständiges Bild von dem Verhalten derselben zu verschaffen,
untersuchen, welche Beträge sie erreichen können und wie dieselben durch den Einfluss anderer Elemente
bedingt werden.
Sieht man nun zunächst von einer Unterscheidung nach Quadranten ab und reduzirt die auf 5° genauen
Werthe auf die vollen Zehner von Graden derart, dass diese je um die Hälfte ihrer Nachbarwerthe vermehrt
werden, so erhält man die folgende Uebersickt. Zu bemerken ist hier, dass die eingetragenen Zahlen der
Häufigkeit nicht Prozente sind, sondern dass ihnen, um Eigenthümlichkeiten der Reihen nicht zu verwischen,
die Zahl 400 statt 100 als Einheit zu Grunde liegt.
AMcnknngs-
Rohe Werthe
Abgerundete Werthe
wiukel
Land
Küste
Meer
Land
Küste
Meer
-70°
_
0
_
_
1
. _
-60
—
0
—
0
0
—
-50
0
—
—
1
0
—
-40
2
—
—
2
0
0
-30
4
2
1
3
1
0
-20
4
i
—
4
1
0
-10
6
i
—
6
2
3
0
8 '
e
11
10
4
6
10
16
5
2
16
6
4
20
22
8
3
21
10
4
30
21
18
9
27
18
10
40
44
26
14
40
26
14
50
49
33
16
52
36
22
60
66
50
42
54
44
35
70
36
42
41
43
46
48
30
38
43
69
39
56 '
68
90
47
83
92
37
63
75
100
17
36
47
22
44
50
110
7
18
14
9
22
24
120
e
14
21
6
ii
17
130
4
4
10
4
e
11
140
2
3
4
2
3
5
150
—
1
2
0
2
2
160
—
1
0
—
1
i
170
130
—
—
—
—
0
0
Mita. Winke!
56.°5
72.°8
79.°9
57.°1
72.°4
79.°9
') Sprung, Lehrbuch der Meteorologie, pag. 117 unten.
2 ) Mohn, Grundzüge der Meteorologie, pag. 231: „Die Bewegung der Luft kann in einer Richtung vor sich gehen,
welche beinahe (aber nie ganz) senkrecht auf dem Gradienten steht.“