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Full text: 16, 1893

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S93 No. 7 — 
Formen der Regenperiode ihren Vertreter. Calcutta und Batavia haben eine einfache Regenperiode, die 
zwischen ihnen liegenden Orte haben zwei Regenzeiten, welche am besten in Singkel und Padang an- der 
Westseite Sumatras zum Ausdruck kommen. In scharfem Kontrast dazu steht die Regenperiode auf dem 
Ozean südlich der Linie. Statt des Minimums zur Zeit des Südwinters tritt im Juli das Jahres-Maximum 
der Regenhäufigkeit ein. Die Regenhäufigkeit sinkt überhaupt in keinem Monat unter 60%. 
Berechnet man den Durchschnitt aus den Monaten November bis August, so ergiebt sich 68%, eine Zahl, 
welche, wenn man sie als Jahresdurchschnitt gelten lässt, 250 Regentage im Jahr bedeutet. Unter allen 
92 Stationen, deren klimatische Elemente Blanford in seinen „Clirnates of India“ (S. 291—386) mittheilt, 
und unter denen, welche er noch auf S. 74 und 75 hinzufügt, sind nur 4 Stationen (Newera Elya, Kandy, 
Galle auf Ceylon und Cherrapunji), deren jährliche Regenhäufigkeit 50% überschreitet. Drei von den ge 
nannten Stationen liegen im Gebirge. Auf Sumatra sind unter 40 Beobachtungsorten nur zwei hochgelegene Orte 
(Padang Pandjang und Loeboeselasi), welche 250 Regentage im Jahre haben; alle übrigen bleiben weit da 
hinter zurück. Während zwischen 0° und 10° S. Br. auf dem Ozean in keinem Monat die Regenhäufigkeit 
unter 60% sinkt, giebt es weder in Indien noch auf Sumatra einen einzigen Beobachtungsort, wo die Regen- 
näufigkeit nicht wenigstens in einem Monat unter 50% bleibt. Ja man darf sagen, dass in der ganzen 
tropischen und subtropischen Zone sich keine Gegend findet, in welcher die Regen-Wahr 
scheinlichkeit zu allen Zeiten des Jahres so hoch ist, wie im SE-Passatgebiet der öst 
licheren Theile des indischen Ozeans und auch in höheren Breiten sind nach Köppen’s Karte der 
zeitlichen Vertheilung der Niederschläge (in Hann’s Atlas der Meteorologie, No. XII) nur zwischen Gross 
britannien, Island und Neu-Fnndland sowie in höheren Breiten der südlichen Hemisphäre in jedem Monate 
mehr Tage mit als ohne Niederschläge. 
Es mag nur beiläufig bemerkt werden, dass wegen der gleiclimässigen Vertheilung der Niederschläge 
über das Jahr die äquatoriale Zone des östlichen indischen Ozeans nicht den typischen Monsun-Gebieten 
zuzurechnen ist, in welchen ausser der horizontalen auch die vertikale Bewegungs-Richtung der Luft im 
Lauf des Jahres einer periodischen Aenderung unterliegt. Denn ebenso wie der NW-Monsun der Südsommer- 
Monate ist hier auch der SE-Passat und SW-Monsun der Südwinter-Monate ein zu Niederschlägen neigender 
Wind, anders wie im indomalaiischen Archipel und im westlichen Theil des indischen Ozeans, wo ein aus 
gesprochener Wechsel der Jahreszeiten besteht. 
Sowohl die von Blanford und Dallas als auch die auf Grund deutscher Schiffs-Beobachtungen aus 
geführten Untersuchungen über die Beziehungen zwischen SE-Passat und SW-Monsun haben zu dem Er- 
gebniss geführt, dass im östlichen Theil des indischen Ozeans in der Regel kein stetiger Uebergang von dem 
einen zum andern Wind stattfindet, dass’ vielmehr der SE-Passat mit der Annäherung an den 
Aequator an Stärke abnehmend und an Niederschlags-Neigung gewinnend in ein Gebiet 
veränderlicher, übrigens meist südlicher bis westlicher Winde ausläuft, in welchem die 
Regenbäufigkeit abnorm gross ist. Theils aus diesem Gebiet veränderlicher Winde, 
theils aus den westlichen Winden südlich von Ceylon entspringt der SW-Monsun der Bai 
von Bengalen. Ebenso wenig wie im Winter ein ununterbrochenes nord-südliches Luftdruck-Gefäll von 
dem Luftdruck-Maximum im Norden bis zur Südgrenze des NW-Monsuns reicht, findet auch im Sommer 
das süd-nördliche Gefälle, welches von dem südlichen Rossbreiten-Maximum zur nordindischen Luftdruckfurche 
führt, in der Nähe des Aequators im östlichen Theil des Ozeans eine Unterbrechung durch ein wenig be 
ständig gerichtetes, südwest-nordöstliches Gefall. Unter den westlichen Meridianen des Ozeans 
scheint dagegen im Nordsommer (ebenso wie im Südsommer) eine stetige Verbindung 
zwischen den Luft-Strömungen beider Hemisphären zu bestehen. 
Da wir den Charakter der Witterung zur Zeit des Sommer-Monsuns schon bei Gelegenheit der Unter 
suchung des Monsun-Ausbruchs betrachtet haben, so bleibt an dieser Stelle nichts mehr nachzufügen, zu 
mal eine Untersuchung der Verschiedenheit der Sommermonsun-Monate durch die zeitliche Begrenzung des* 
Beobachtungs-Materials ausgeschlossen ist.
	        
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