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Full text: 16, 1893

T)r. 'Willi. Meinardus: Beiträge zur Kenntniss der klimatischen Verhältnisse etc. 
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fallen, deren spezifische Wärme gegen die des Wassers sehr klein ist, und welche nur oberflächlich erwärmt 
sind, bedeutender sein und schneller eintreten als auf dem Meer, wo durch die Wellenbewegung und Kon 
vektionsströmungen eine Mischung des kühleren Regenwassers mit einer grösseren Wasserschicht von fast 
gleicher spezifischer Wärme stattfindet. Infolge dessen wird sich die höhere Temperatur, welche die Meeres 
fläche in den voraufgehenden trockenen Monaten erlangt hat, auch dann noch eine Zeitlang erhalten, wenn 
die Regenfälle bereits begonnen haben, und weil die Temperatur der Luft in erster Linie von der Tempe 
ratur der Unterlage abhängt, wird auch die Lufttemperatur über dem Meere erst später erniedrigt als die 
Lufttemperatur über dem thermisch flexibeleren Lande. Aus dieser Ueberlegung wird einerseits verständ 
lich, weshalb zu Beginn der Regenzeit (im Mai) die Temperatur-Differenzen der Tabelle auf Seite 38 ihren 
höchsten Werth erreichen, und andererseits findet darin die geringe Aenderung der Temperatur über der 
Bai von April bis Mai ihre Erklärung. 
Wir haben im Vorhergehenden die grossen Gegensätze in den Witterungs-Verhältnissen der Bai, soweit 
sie in den Mittelwerthen von April und Mai zum Ausdruck kommen, hervorgehoben. Sie lassen sich grössten- 
theils zurückführen auf die Veränderung in der Luftdruck- Vertheilung, welche zwischen jenen Monaten statt 
findet. Der Witterungs-Charakter des April ist in der Mitte der Bai vorwiegend ein anticyklonaler, der 
des Mai ein cyklonaler. Wir haben aus den Tabellen des Anhangs erkennen können, dass der cyklonale 
Witterungs-Charakter schon in den voraufgehenden Monaten in der äquatorialen Zone vorherrschte und 
langsam nordwärts vorrückte. Mit dem Ausbruch des Monsuns verbreitet sich jener Witterungstypus plötz 
lich über die nördlicheren Breiten und erreicht beiläufig um Anfang Juni die bengalische Küste. 
Wodurch wird der Ausbruch des Monsuns veranlasst? 
Zunächst mögen hier die Ansichten einiger indischer Meteorologen, welche in. erster Linie berufen sind, 
über diesen Gegenstand zu urtheilen, Platz finden. 
J. Eliot, der jetzige Leiter der indischen meteorologischen Reichsanstalt, knüpft an die Besprechung 
der sogenannten Akyab-Cyklone vom Mai 1884 sowohl in den Indian Meteorological Memoirs wie auch neuer 
dings im Iiandbook of cyclonic storms Betrachtungen an über die atmosphärischen Verhältnisse beim Aus 
bruch des SW-Monsuns in Indien und der Bai von Bengalen. 1 ) 
Wir folgen hauptsächlich der Darstellung an letzterer Stelle. Nach einer Beschreibung der Witterungs 
verhältnisse, welche dem Ausbruch des Monsuns voraufgehen, fährt Eliot folgendermaassen fort: „Diese 
Verhältnisse ändern sich, sobald der eigentliche SW-Monsun und die Sommerregen in Indien beginnen. 
Nach der Ansicht einiger Meteorologen ist die hohe und wachsende Temperatur Indiens die vornehmste und 
bestimmende Ursache des Monsuns. Die erhitzte Landmasse wirke wie ein Schornstein und ziehe die Luft 
von allen Seiten herbei, mit wachsender Hitze werde die Aspiration (suction) immer grösser, die Luft 
schneller und aus weiterer Entfernung herangezogen. Nach dieser Annahme würde das Einsaugen nahe 
dem Schornstein oder der erhitzten Masse beginnen und sich immer weiter im Kreise ausbreiten. Daher 
nehmen die Verfechter dieser Erklärung an, dass der SW-Monsun bereits im März an der Küste von Ben 
galen und Orissa beginnt und allmählich sich südwärts über die Bai ausbreitet. Diese Behauptung wird 
nicht durch Thatsaclien gestützt. Jenes sind unzweifelhaft lokale Seewinde, die sich während der Monate 
März, April und Mai auf die Küstendistrikte beschränken und sich nur wenig südwärts erstrecken. Aber 
jenseits liegt ein weites Gebiet leichter veränderlicher Winde und Stillen bis Anfang oder Mitte Mai, wäh 
rend starke Winde in der südlichen Hälfte der Bai zu wehen beginnen und bisweilen langsam, bisweilen aber 
mit einem heftigen Vorstoss (rush) die Bai hinaufziehen (häufig einen „storm“ erzeugend); erst wenn diese 
Winde das ganze Meer überstreichen und die lokalen Seewinde im Hintergrund der Bai mit sich vereinigt 
oder absorbirt haben, beginnen die eigentlichen Regen in Bengalen, und kräftige südwestliche Winde be 
herrschen dann die ganze Bai. Der plötzliche Vorstoss (the impulse or rapid rush) der SW-Winde die Bai 
hinauf setzt eine starke Druckwirkung von Süden her voraus. (In den Indian Met. Memoirs Seite 26 sagt 
Eliot: die Monsunwinde schritten vom Aequator nordwärts vor in dieses Stillengebiet [im Norden], als ein 
hineingezwungenes, eindringendes Element. Dies Vordringen kann entweder direkt durch den Druck und 
das Gewicht der sich bewegenden Masse im Süden oder durch die Anziehung nach dem Regenfallgebiet, 
welches besonders in der Front der vordringenden feuchten Winde entstand, erklärt werden. Vermuthlich 
*) Indian Met. Memoirs. IV. 1. Akyab-Cyclone, 14.—17. May 1884. Seite 26 ff. 
Handbook of cyclonic storms. Seite 183 ff.
	        
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