Skip to main content

Full text: 16, 1893

Dr. Willi. Meinardus: Beiträge zur Kenntniss der klimatischen Verhältnisse etc. 
27 
4' 
Temperatur-Zunahme über dem Lande der über dem Meere vorauseilt und je beträchtlicher dort die Luft 
druckabnahme ist, um so länger wird von Tag zu Tage die Dauer der Seewinde und um so weiter delmeu 
sie ihr Gebiet land- und seewärts aus. Wenn die Differenz des mittleren Luftdrucks zwischen Meer und 
Land ihr Zeichen gewechselt hat, werden die Seewinde vorherrschend, und die Fortsetzung dieses differen- 
zirenden Vorgangs führt endlich zu einer vollständigen Beseitigung der Landwinde: die Seewinde wehen 
beständig und die Differenz der täglichen Temperatur- und Luftdruck-Amplituden zwischen Meer und Land 
macht sich nur noch in einer täglichen Periode der Stärke der Seewinde geltend. Die einzelnen Stadien 
dieses Prozesses werden am frühesten im nördlichen Theil der Bai von Bengalen durchlaufen; denn die Luft 
druckabnahme ist im nordöstlichen Theil Vorderindiens die grösste. Folgende Tabelle stellt die Windhäufig 
keit in dem nördlich von 20° N. Br. gelegenen Theil der Bai für die Monate Januar bis März dar. Während 
im Januar die nordöstlichen Winde noch vorherrschen, sind im Februar Winde aus dem südwestlichen 
Quadranten am häufigsten, im März wehen keine nordöstlichen Winde mehr. Der Windwechsel hat sich 
vollzogen, die Seewinde sind beständig geworden. 
Prozentische Windhäufigkeit im nördlichen Theile der Bai ") 
N 
NE 
E 
SE 
s 
SW 
W 
NW 
Still 
nördlich von 20° N. Br. bis ! 
0° O. L. Januar . . 
25 
21 
6 
4 
9 
12 
9 
5 
9 
nördlich von 20° N. Br. 
Februar . 
15 
10 
7 
5 
12 
25 
9 
s 
9 
nördlich von 20° N. Br. 
März .... 
0 
1 
h 
7 
29 
4G 
8 
2 
4 
*) Nach den „Weather Charts“. 
In anderer Weise wie an der west-östlich verlaufenden bengalischen Küste äussert sich der Einfluss 
der Luftauflockerung über dem Lande an den Küsten der vorder- und hinterindischen Halbinsel auf die 
Richtungsänderung des Windes. An der Ostküste Vorderindiens sind Winde aus dem östlichen und südöst 
lichen, an der Westküste Hinterindiens Winde aus dem westlichen Quadranten Seewinde. Weil nun die nord 
östlichen Winde die zu Beginn des Jahres vorherrschenden sind, so macht sich die allmählich zunehmende 
Herrschaft der Seewinde an jener Küste durch eine Drehung des .Windes nach E und SE, an dieser Küste 
durch eine Drehung nach NW und W erkennbar. Jedoch erfolgt diese Drehung nicht gleichzeitig an der 
ganzen Küstenlinie, vielmehr schreitet die Drehungstendenz von Norden nach Süden vor: der gleiche Betrag 
der Drehung wird im Süden später erreicht als im Norden. Ausser dieser von Norden nach Süden zunehmen 
den Verspätung findet auch eine Verspätung derselben Erscheinung seewärts statt, indem von jedem Punkte 
der Küstenlinie sich die Tendenz zu auflandigen Winden allmählich in die See ausbreitet, und die Seewinde 
ein immer grösseres Gebiet der Bai in Anspruch nehmen, während sich der NE-Monsun mehr und mehr 
auf die zentralen, küstenfernen Gebiete des Meei'es beschränkt sieht. 
Ehe wir diese Vorgänge durch einige Tabellen erläutern, möge ein Blick auf die ihnen zu Grunde 
liegenden Aenderungen in der Luftdruck-Vertheilung geworfen werden. Die Hauptangriffspunkte der luftauf- 
lockernden Kraft der Sonnenbestrahlung liegen' über dem kompakten nordöstlichen Theile Vorder- und nord 
westlichen Theile Hinterindiens. Hier, im Rücken des NE-Monsuns der Bai, beginnt von Januar ab eine 
so schnelle Abnahme des Luftdrucks, dass bereits um Ende Februar die Gradienten im nördlichsten Theil 
der Bai nicht mehr wie in den voraufgehenden Monaten nord-südlich, sondern vom Meere senkrecht gegen 
die nächste Küste gerichtet sind: Es wird über dem nördlichen Theil der Bai ein nach NW, N und NE 
gegen die Küsten von Orissa, Bengalen und Burma einerseits und gegen die äquatoriale Luftdruckfurche 
im Süden andererseits abfallender Rücken hohen Luftdrucks abgesondert oder, anders ausgedrückt, 
es verschiebt sich das Luftdruck-Maximum von Norden nach Süden; denn im Januar lag es noch über den 
nördlichen Theilen Vorderindiens. Weil nun in den folgenden Monaten die rasche Luftdruck-Abnahme über 
Nordostindien und über Burma anhält und sich dort zwei Depressionen entwickeln, so werden dem nord- 
südlichen Luftdruckgehänge, welches über der Bai den NE-Monsun unterhält, von Norden her immer neue 
Gebiete entzogen und dem Gebiet der auflandigen Gradienten hinzugefügt: das Luftdruck-Maximum wird von 
Norden her abgetragen, der Luftdruck wird über immer südlicher gelegenen Punkten relativ am höchsten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.