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Full text: 16, 1893

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1893 No. 7 — 
Eine Bemerkung über das Klima der äquatorialen Zone im allgemeinen ist vorauszuschicken. 
Die jährlichen Perioden der klimatischen Elemente, besonders der Temperatur, der Bewölkung, der Nieder 
schlagsneigung haben so kleine Amplituden, dass kaum von einem Unterschied einzelner Monate die Rede 
sein kann. Namentlich gilt dies von dem südlich der Linie gelegenen Theil des Beobachtungsgebiets, wie 
sich aus den betreffenden Tabellen des Anhangs entnehmen lässt. Dort liegt die Temperatur das ganze 
Jahr hindurch etwa zwischen 27?5 und 28?5, die Bewölkung zwischen 5 und 6, die Regenhäufigkeit zwischen 
60 und 70. Infolge der geringen Amplituden machen sich die den Beobachtungswerthen anhaftenden Fehler 
um so störender geltend und entstellen vielfach den regelmässigen Gang der Periode. Es ist;deshalb manch 
mal schwer, die Zeiten der Wendepunkte der Perioden festzustellen. Dazu kommt, dass sich nur die klima 
tischen Verhältnisse von 8 Monaten übersehen lassen, so dass der üeberblick über den Verlauf der Periode 
fehlt. Aus diesen Gründen können die Bemerkungen, welche im Folgenden gelegentlich über die Zeiten der 
Wendepunkte der Perioden gemacht werden, nur von bedingter Gültigkeit sein. 
Wir heben nun unter Benutzung der Tabellen des Anhangs von Monat zu Monat fortschreitend die 
charakteristischen Züge der Witterung in der NW-Monsunzeit hervor und nehmen, um den ur 
sächlichen Zusammenhang der Erscheinungen hervortreten zu lassen, stets Bezug auf das, was über die 
Luftdruck- und Windverhältnisse ermittelt wurde. 
Die äquatoriale Luftdruckfurche, welche im November aus einer Verschmelzung der über der Bai von 
Bengalen südwärts gewanderten Depression mit einer west-ostwärts geneigten Luftdruckebene in der Nähe 
des Aequators entsteht, ist um diese Zeit in ihrer ganzen Breite ein Gebiet ausserordentlich grosser Nieder 
schlagsneigung und Bewölkung. Zwischen 2° und 8° N. Br. wurden unter 415 Beobachtungswachen 190 Regen 
wachen beobachtet, d. h. fast in jeder zweiten Wache fiel Regen. Das sind die grössten Werthe der Regen 
häufigkeit, welche überhaupt im ganzen Beobachtungsgebiet zu irgend einer Zeit beobachtet wurden (siehe 
Tabelle 37 des Anhangs). Eine Folge davon ist die verhältnissmässig niedrige Temperatur im November; 
wie überall in äquatornahen Gegenden die Temperaturperiode in höherem Maasse durch die Bewölkungs 
und die Regenperiode als durch die Periode der Sonnenbewegung in der Ekliptik bestimmt wird, so auch 
hier. Die Luftbewegung ist im November in der äquatorialen Zone stärker als in den nächsten Monaten. 
Weil der Seemann mit „Böe“ (g), abweichend vom wissenschaftlichen Sprachgebrauch jedes plötzliche An 
schwellen des Windes bezeichnet, so kann die prozentische Häufigkeit der Böen als Maass für die Unbeständig 
keit der Windstärke gelten. Sind sowohl Windstillen wie Böen häufig, so darf daraus um so eher auf eine 
hochgradige Unruhe in der Luftbewegung geschlossen werden. Im November sind Böen und Calmen selten, 
die häufigen Niederschläge dieses Monats fallen also bei verhältnissmässig ruhiger Luftbewegung. Anders 
ist der Witterungscharakter der folgenden beiden Monate. Denn, wenn im Dezember und Januar mit der 
Luftdruckfurche westliche und nordwestliche Winde südwärts Vordringen und den SE-Passat in höhere 
Breiten zurückdrängen, sind in der äquatorialen Zone Böen und Stillen ausserordentlich häufig. Die Böen- 
liäufigkeit scheint sogar zwischen 2° N. Br. und 8° S. Br. im Dezember ihr Jalires-Maximum zu erreichen; 
gleichzeitig sind Gewitter seltener als in irgend einem andern Monat. Mit der Furche, als dem Gebiete 
aufsteigender Luftbewegung, verschiebt sich die Zone grösster Niederschlagshäufigkeit nach Süden, wodurch 
im Norden dem trockenen NE-Monsuu neue Breitenzonen Zufällen, im Süden ändern sich die Regen 
verhältnisse wenig, denn hier sind auch die vorhergehenden Monate sehr regenreich. Aber es beginnt sich 
von Dezember ab in der Luftdruckfurche selbst eine Differenzirung der Niederschlags-Vertheilung auszu 
prägen, welche ein getreues Abbild der vorher dargestellten Luftdruck-Vertheilung ist. Während die Furche 
im November noch ein vorwiegend west-östliches Gefäll hat, kommt von Dezember ab eine nord-südliche 
Neigung hinzu (denn die westlichen Winde erhalten eine nördliche Komponente). Im südlichen Theil der 
Luftdruckfurche ist also die Luftauflockerung und Neigung zu aufsteigender Bewegung grösser als im nörd 
lichen. Dementsprechend ist von Dezember bis Februar, den NW-Monsunmonaten, die Niederschlagshäufig 
keit an der Südgrenze des Monsuns am grössten und nimmt von da nord- und südwärts ab (Tabelle 42 des 
Anhangs). Weniger scharf ist die Luftdruck-Vertheilung in den Bewölkungs-Verhältnissen ausgeprägt.— 
Im Januar, wenn die Furche nahezu ihre südlichste Lage erreicht hat und die barometrische und hyclro- 
meteorische Differenzirung in der Furche am deutlichsten zum Ausdruck kommt, tritt zwischen 6° N. Br. 
und 4° S. Br. das Jahresminimum der Regenwahrscheinlichkeit ein. Die Grösse des Minimums ist in den 
5 Zweigrad-Breitenzonen, welche zwischen jenen beiden Parallelkreisen liegen, verschieden: die Regenhäufig 
keit wächst südwärts mit der Annäherung an den südlichen Theil der Luftdruckfurche von 40 auf 60%.
	        
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