Dr. M. Eschenhagen: Erdmagnetisehe Beobachtungen zu Wilhelmshaven etc.
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Die vorstehenden Beobachtungen zeigen, dass in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes (Punkt II
und IV) ein schwacher Lokaleinfluss vorhanden ist, doch ist derselbe in der grösseren Entfernung von
40—50 m, in der sich das Observatorium für absolute Messungen befindet, nicht mehr wahrnehmbar. Ein
Einfluss der in der näheren wie weiteren Umgebung des Observatoriums befindlichen Gebäude, Schiffe und
sonstigen Anlagen scheint bei Punkt IX bis XI hervorzutreten, doch kommen Abweichungen auch bei
dem ganz einwurfsfreien Punkt XII vor, so dass mit Sicherheit keine erhebliche Fernwirkung jener Eisen
massen nachzuweisen ist und man also zu der Annahme berechtigt ist, dass das Observatorium durch die
selben nicht beeinflusst wird.
Der vorhin erwähnte Lokaleinfluss des Observatorium-Gebäudes dürfte sich wohl bis zu dem nahe ge
legenen Variations-Observatorium erstrecken, doch ist derselbe so gering, dass die Variations-Beobachtungen
in keiner Weise beeinträchtigt werden. Bei den Beobachtungen im älteren, im Erdgeschoss des Haupt
gebäudes liegenden Variations-Observatorium war der Lokaleinfluss erheblich stärker, dort wich die Dekli
nationsnadel um 3° vom magnetischen Meridian ab, während im jetzigen die Abweichung sicher nicht 10'
beträgt. Die Brauchbarkeit jener älteren Beobachtungen ist aber durch geeignete Berücksichtigung*) jenes
Einflusses gesichert worden, die hierbei benutzten Formeln zeigen, dass ein kleiner Einfluss wie der jetzige
vollständig vernachlässigt werden kann.
Anhangsweise mögen die jetzigen Beobachtungen mit den ersten im Jahre 1872 angestellten verglichen
werden, da es auf diese Weise möglich ist, die Sekular-Variation der erdmagnetischen Elemente an der
Deutschen Nordseeküste bereits mit einiger Sicherheit zu ermitteln.
Folgendes sind die damaligen für Mitte Oktober 1872 geltenden und die jetzigen Werthe für Ende Juni
nebst den abgeleiteten Sekular-Variationen:
1872 Oktober 1886 Juni Sekular-Variation
Deklination 15° 30/1 13° 45/0 -7/6
Horizontal-Intensität . . 0.17603 0.17800 +0.00014
Inklination 68° 11/5 67° 59/4 —0/9
Diese Zahlen stimmen mit den älteren von Lamont ermittelten in Deklination gut überein, während
der Betrag für die beiden anderen Elemente abgenommen hat, was auch nicht unwahrscheinlich ist. Die
aus den Unterschieden zweier, in Zeit auseinander liegenden Beobachtungen, abgeleiteten Werthe der Sekular-
Aenderung haben immer nur eine bedingte Gültigkeit als Mittelwerth für die Epoche, welche zur Ableitung
benutzt wurde. Einzelwerthe für jedes Jahr wird man am besten durch Diskussion der aus den Variations-
Beobachtungen abgeleiteten Monatsmittel erhalten. Als Anhang mögen noch einige Werthe der Sekular-
Aenderung nach dem erstgenannten Verfahren aus älteren Beobachtungen abgeleitet werden:
Aus den Hamburger Beobachtungen, die im Juli 1856 von Dr. Neumayer angestellt, ergeben sich
folgende Werthe der magnetischen Elemente, die wir mit den an der Seewarte für 1886,0 ermittelten zu
sammenstellen.
Magnetische Deklination 16° 30/8 W ) Siehe Rümcker, Handbuch der Schiffahrtskunde,
Magnetische Inklination 68° 25/2 W l VI. Aufl. 1857, Seite 444, Ergänzungen und Ver-
Horizontal-Intensität 1.7384 G. E. ) besserungen.
Deklination
1856 16° 30/8 W
1886 12° 35/0
Gesammt-Abnahme: 3° 55/8
Jährliche Abnahme: 7/86
Inklination
1856 68° 24/2
1886 67° 47/0
Gesammt-Abnahme: 37/2
Jährliche Abnahme: 1/24
Hor.-Intensität
1856 0.17384
1886 0.18000
Gesammt-Zunahme: 0.00616
Jährliche Zunahme: 0.000205 C. G. S.
Aus den Göttinger Beobachtungen ergiebt sich: Neue Rechnungen der erdmagnetischen Inklination
nach Formel § 7,
') Annalen der Hydrographie 1885, Heft Y und VI, und Wilhelmskavener Beobachtungen von 1882/83.